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Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01

Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01

Titel: Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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starb sofort, hieß es. Er musste nicht leiden; es war ein tragischer Unfall… aber das Einzige, was Xac wusste, war, dass man nicht zurückkehrte, wenn man erst einmal tot war. Was zählte es da, wie man starb?
    Die alte Frau erregte sofort seine Aufmerksamkeit. Sie ging vornübergebeugt und zitterte, als könnte es nicht mehr allzu lange dauern, bis sie sich seinem Vater in der Welt der Schatten anschließen würde. Sie trug mehrere Schichten von Blusen, Röcken, Schals und dergleichen übereinander– eine Frau, die sich offenbar ankleidete, ohne zu wissen, wann sie wieder damit aufhören musste. Unter einem Arm trug sie einen Stoffsack, der mit etwas Lockerem und Weichem vollgestopft war; vielleicht hatte sie Garderobe zum Wechseln darin. Xac unterbrach jeglichen Versuch, etwas mit dem Bogen anzufangen, als er sah, dass die Alte direkt auf ihn zusteuerte. Er legte seine Arbeit beiseite und stand auf. »Guten Tag, junger Mann«, grüßte sie ihn mit hoher, mürrischer Stimme. »Heißt du Xac Wen?«
    Xac hätte beinahe nein gesagt. Die Alte war ihm fast ein wenig unheimlich… ein altes Weib, von den krausen Spitzen ihres dichten schwarzen Haares– das unter dem Tuch hervorquoll, mit dem sie vergeblich versuchte, es zu bändigen– bis hin zu den Spitzen ihrer ausgetretenen Stiefel aus rissigem Leder mit abgewetzten Eisenbeschlägen. Sie schaute ihn beim Sprechen kaum an, hielt den Kopf gesenkt wie eine Bittstellerin und blickte nur einmal kurz auf, um ihn sich einzuprägen, bevor sie den Blick ihrer Augen wieder woandershin richtete. Ihre fleckige Hand sah aus wie eine Klaue, als sie damit gestikulierte.
    »Ich bin Xac Wen«, gab er zu.
    »Ich suche meine Tochter«, sagte die alte Frau. »Sie heißt Prue. Sie kam nach Arborlon in Gesellschaft eines jungen Mannes aus der Ortschaft Glensk Wood, das ist ein paar Kilometer westlich von hier. Ich suche schon seit Tagen nach ihr. Kennst du sie?«
    Xac zögerte. Er war sich nicht sicher, ob er etwas von dem, was er wusste, verraten sollte. »Wieso sollte ich sie kennen? Warum fragt Ihr mich das?«
    »Ich habe in der Stadt mit ein paar Leuten gesprochen, die meinten, sie hätten dich vielleicht mit ihr gesehen. Bitte, junger Mann, es ist sehr wichtig. Ich muss ihr sagen, dass ihr Bruder sehr krank ist und sie deshalb sofort nach Hause kommen soll.«
    Xac fand die alte Frau ziemlich widerwärtig, aber das gab ihm nicht das Recht, sie von ihrer Tochter fernzuhalten. Vielleicht würde ihr Bruder sterben, ohne das Mädchen noch einmal gesehen zu haben, und dann wäre alles seine Schuld.
    »Sie war vor ein paar Tagen hier, aber dann ist sie wieder weg. Sie ist mit ein paar Freunden von mir in die Berge gegangen. Aber sie kommt bestimmt noch vor Ende der Woche zurück.«
    Die alte Frau nickte wortlos, schwankte aber ein bisschen unsicher. »Dann warte ich auf sie. Ich bin zu alt, um sie in den Bergen zu suchen. Kannst du mir noch etwas sagen? Kannst du mir sagen, wo ich nach ihr suchen muss, wenn sie zurückkommt?«
    »Sie ist bei den Orullian-Brüdern Tasha und Tenerife. Mit denen ist sie auch aufgebrochen.«
    Die alte Frau wandte sich ab und schickte sich an zu gehen. Ihre Stiefel machten ein kratzendes Geräusch auf den losen Steinen des Gehwegs. »Dann werde ich dort nach ihr suchen. Vielen Dank, junger Mann.«
    Xac schaute ihr nach und fragte sich plötzlich, wie sie eigentlich mit ihrem Humpeln den weiten Weg geschafft hatte. Und warum war sie überhaupt selbst gekommen? Warum konnte sie nicht an ihrer Stelle jemand anderen schicken?
    Mit dem instinktiven Misstrauen der Jungen gegenüber allem, was Ältere ihnen erzählen, fragte er sich auch, ob er wohl das Richtige getan hatte, als er ihr Auskunft gegeben hatte.
    Der kleine Trupp aus Arborlon schlief in jener Nacht am Fuß der nördlichen Berge. Sie hatten sich in den Schutz eines Tannendickichts zurückgezogen, das sich an den Fels des Vorgebirges schmiegte, und obwohl es regnete, blieben sie unter ihren Decken warm und trocken. Beim ersten Tageslicht setzten sie ihren Weg fort und begannen ihren Aufstieg in die Berge. Es gab zahlreiche Pässe in ihrem Refugium; die westlichen und die südlichen waren leichter zu erreichen als die nördlichen und die östlichen, und der Aufstieg zum Aphalionpass war besonders schwer, selbst bei gutem Wetter, das heute aber ganz gewiss nicht herrschte. Es war der zweite Tag seit ihrem Aufbruch aus Arborlon, und es hatte einen unangenehmen Wetterumschwung gegeben. Schon vor

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