Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen
vorgibt zu sein? Lass den Stab fallen!«
Pan gehorchte und blieb stehen, während er den anderen beobachtete. »Du hast keine Waffe«, erklärte er. »Du kannst nicht entkommen.«
»Ich habe immer Waffen – selbst wenn es nur die Finger an meinen Händen sind. Ich habe dich gewarnt, dass die ganze Angelegenheit schlecht für euch ausgehen würde. Jetzt siehst du es selbst. Lass jetzt deine Messer fallen, und dann tritt zur Seite.«
Bonnasaints Blut war von seinen Handgelenken getropft und über Prues Gesicht gelaufen. Sie fühlte es auf ihren Lippen, es schmeckte bitter und metallisch. Sie hätte es gern ausgespuckt, aber er hatte seine Finger über ihren Mund gelegt. Sie versuchte, sich zu wehren, aber er packte sie sofort fester.
»Geduld, meine Kleine«, gurrte er. »Sei lieb, dann füge ich keinem von euch beiden ein Leid zu. Ich will nur flüchten, das ist alles.«
Sie wusste, dass er log, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachdenken zu müssen. Er hatte nicht die geringste Absicht, sie am Leben zu lassen. So dachte er nicht. Sobald er die Oberhand hatte, würde er sie beide töten. Er würde nicht einmal eine Sekunde darüber nachdenken.
Wie habe ich nur so unaufmerksam sein können? Wieso habe ich nicht bemerkt, dass die Fesseln an seinen Handgelenken locker waren? Selbst meine Instinkte waren nicht gut genug, um das zu wittern! Sie verfluchte sich, weil sie so eine Närrin gewesen war, weil sie sich diesem Angriff ausgesetzt hatte. Sie sollte Pan beschützen, aber sie schien nicht einmal sich selbst beschützen zu können.
Bonnasaint sprang auf und zerrte sie mit sich hoch. »Es läuft folgendermaßen«, sagte er zu Panterra. »Ich werde verschwinden, und ich werde sie mitnehmen, damit du nichts Dummes anstellst. Versuch nicht, mich zu verfolgen, sonst wirst du Stücke von ihr unterwegs auflesen können. Bleib einfach hier. Ich lasse sie frei, sobald ich so weit weg bin, dass ich mich sicher fühle. Sie kann von dort aus zu Fuß zurückgehen.«
Er machte eine Pause und setzte dann hinzu: »Natürlich muss ich deine Messer mitnehmen. Das macht dir doch hoffentlich nichts aus, oder?«
Prue fiel plötzlich ihr eigenes Messer ein, das in ihrem Gürtel steckte, direkt unter der weiten Vorderseite ihres Wamses, kurz unterhalb der Stelle, wo seine Arme sie umschlangen. Sie bewegte ihre rechte Hand vorsichtig, nur ein kleines bisschen, und spürte den Griff des Messers unter ihren Fingern.
»Ich lasse nicht zu, dass du eine Waffe bekommst«, sagte Panterra sofort.
»Du bist schwerlich in der Position, darüber mit mir zu diskutieren. Und jetzt rühr dich nicht!«
Bonnasaint setzte sich langsam in Bewegung, ging über die Lichtung zu den am Boden liegenden Messern und zerrte Prue mit sich. Die ruckartigen Bewegungen erlaubten es ihr, sich zu bewegen und zu winden, ohne seine Aufmerksamkeit zu erregen. Sie konnte die Hand unter das Wams schieben, und ihre Finger schlossen sich um den Griff ihres Messers.
»Ich nehme deinen Stab vielleicht besser auch mit«, fuhr Bonnasaint fort und grinste Panterra plötzlich an. »Nur um sicherzugehen, dass du tust, was ich dir gesagt habe. Ich lasse ihn bei dem Mädchen zurück, wenn ich sie freilasse.«
Das wird er nicht tun, dachte Prue. Er wird nichts zurücklassen als Leichen, und zwar in dem Moment, in dem er Pans Messer in der Hand hat. Er sagte es zwar, plante jedoch etwas vollkommen anderes. Er würde nichts dem Zufall überlassen. Er war ausgeschickt worden, sie zu töten, hatte es bereits einmal versucht und war gescheitert. Diesmal würde er die Aufgabe zu Ende bringen.
Sie standen mittlerweile direkt über Pans am Boden liegenden Messern. »Schön ruhig bleiben«, sagte Bonnasaint, als er Prue losließ, sich bückte und nach unten griff.
Prue schloss die Augen. Sie hatte noch nie jemanden mit einem Messer angegriffen. Aber sie musste es tun. Sie musste sich zwingen, es zu tun.
Als Bonnasaints Finger den Griff von Pans Messer berührten, riss Prue ihre eigene Waffe heraus, wand sich in seinen Armen herum, so dass sie ihn direkt anblicken konnte. Ihr Gesicht war so nah an seinem, dass sie fühlte, wie er den Atem ausstieß. Sie sah an dem Ausdruck seiner aufgerissenen Augen, dass er erkannte, was da geschah. Dann rammte sie ihm das Messer bis zum Griff in den Bauch.
Bonnasaint kreischte und umklammerte sie, versuchte sie festzuhalten. Sie wehrte sich, riss sich los, als ihn die Kraft verließ und der Schock ihn betäubte. Er stolperte rückwärts,
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