Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen

Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen

Titel: Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
wusste zwar nicht, ob es eine Rolle spielte, wenn Bonnasaint von Phrynes Flucht erfuhr, aber er sah auch keine Vorteile, wenn man es ihm erzählte. Es war besser, ihn weiter darüber im Unklaren zu lassen, was sie eigentlich mit ihm vorhatten.
    Sie kletterten ins Vorgebirge hinauf, bis es dunkel wurde, und schlugen in einem Zedernwäldchen ein Lager auf. Dort waren sie vor neugierigen Blicken und vor dem Wind geschützt, der aufgefrischt hatte. Sie banden Bonnasaint an einen jungen Baum und machten sich dann daran, eine Mahlzeit zuzubereiten. Sie entfachten ein Feuer und wärmten Brot und die Reste des gepökelten Fleisches, das sie mitgenommen hatten. Dann fügten sie noch ein paar Kartoffeln und Karotten dazu, ebenfalls die letzten, weil sie hofften, am nächsten Morgen im Elfenlager frische Vorräte zu bekommen. Ursprünglich hatte Pan vorgehabt, ihren Proviant in Arborlon aufzufüllen, aber diesen Plan hatte er in dem Moment aufgegeben, als Prue mit den Neuigkeiten über Phrynes Flucht zurückgekehrt war.
    Er saß am Feuer, mit seinem Essen vor sich, und fragte sich, wie er an diesen Punkt seines Lebens gekommen war. Nicht, dass er die Entscheidungen oder die Umstände etwa nicht verstanden hätte, welche die Natur seiner Reise bestimmt hatten. Das tat er. Er verstand sie sogar nur zu gut. Er hatte jedoch Probleme zu entscheiden, an welchem Punkt sein Leben so vollkommen seine Richtung geändert hatte, dass er auf den Weg gekommen war, der ihn hierher geführt hatte. Vielleicht war es der Moment, als er sich entschlossen hatte, jenen merkwürdigen Fußabdrücken zu folgen, die Prue und er vor all diesen Wochen entdeckt hatten, als sie die Agenahls verfolgt hatten. Aber er war sich nicht sicher. In der Rückschau wirkte alles durcheinander und verschwommen, und seine Erinnerungen waren nicht länger so klar, wie sie einst gewesen waren. Und auch nicht mehr so wichtig, räumte er ein. Denn welchen Unterschied machte an diesem Punkt seines Lebens schon die Frage, wie er dort angelangt war?
    Und doch, es war wichtig. Es spielte eine Rolle. Er benötigte das Gefühl von Ordnung und Sinnhaftigkeit, das, wie er glaubte, ihm das Verstehen gewähren würde.
    Er dachte immer noch über dieses Dilemma nach, als Prue seine Gedanken unterbrach. »Ich sollte jetzt wohl unseren Freund füttern.«
    Was dann passierte, wäre möglicherweise zu vermeiden gewesen, wenn sie oder Pan etwas vorsichtiger oder besser ausgeruht gewesen wären oder wenn ihre neu erweckten Instinkte in der Lage gewesen wären, auch nur einen Hauch von dem zu spüren, was Bonnasaint so sorgfältig verbarg. Aber der Meuchelmörder verstand es ausgezeichnet, Dinge zu verbergen, was er hiermit erfolgreich unter Beweis stellte.
    Prue nahm den Teller mit Essen, den sie am Feuer warmgestellt hatte, und ging zu Bonnasaint, der ihr entgegensah. Er lächelte sie an, was Prue ignorierte, und sagte beinahe liebenswürdig: »Ich hatte schon Angst, dass ihr mich verhungern lassen wollt.«
    »Die Gefahr besteht nicht«, antwortete sie und kniete sich neben ihn. »Beug dich ein bisschen vor, damit ich dich füttern kann. Wir haben auch Bier. Hier, versuch das.«
    Sie streckte ihre Hand mit dem Löffel voller Karotten und Kartoffeln aus, und im nächsten Moment hatte er sie mit seinen Armen umschlungen und presste ihr die Finger über das Gesicht. Löffel und Teller flogen durch die Luft, als sie herumgerissen und in seiner Umarmung gefangen wurde. Ihre Arme drückte er ihr an die Seiten. Sie fühlte etwas Warmes, Nasses auf ihrer Haut, wo seine Hände ihr Gesicht umfassten, und sah rote Flecken an den Ärmeln seines Gewandes.
    Blut.
    Er hatte so fest an seinen Fesseln gerieben, dass er die Haut um seine Handgelenke aufgerissen hatte, und hatte dann sein eigenes Blut als Gleitmittel benutzt, um aus den Fesseln zu rutschen.
    Panterra war bereits auf den Füßen und eilte ihr zu Hilfe, als Bonnasaint ihm befahl, stehen zu bleiben. »Komm nicht näher, Junge! Wenn doch, drücke ich ihr die Augen aus den Höhlen. Ich weiß, wie das geht; ich habe das schon einmal getan. Du glaubst vielleicht, du könntest mich aufhalten, aber du wirst mich niemals rechtzeitig erreichen. Wie wirst du dich fühlen, wenn das passiert? Wie würde es dir gefallen, wenn sie wirklich blind wäre? Lass den Stab fallen!«
    Prue sah durch die Lücken zwischen Bonnasaints Fingern, wie Pan zögerte. »Tu es!«, schrie der andere. »Wie blind soll sie sein? Noch blinder, als sie schon ist? Blinder, als sie

Weitere Kostenlose Bücher