Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen
vergiss es!«
»Nein. Das werde ich nicht. Ich weiß, dass ich Recht habe.« Sie sah ihm in die Augen und wusste, was er dachte. »Du glaubst mir nicht? Dann sieh zu.«
Sie musste instinktiv gewusst haben, in ihrem Herzen, auf eine Art und Weise, die Panterra niemals begreifen würde, was passieren würde, wenn sie das blaue Licht in einem dünnen Strom zwischen ihren Fingern durchsickern ließ. Es fiel auf den Boden direkt unterhalb der Schnauze des Drachen. Sofort senkte er den gewaltigen Schädel, während sein Blick starr auf das Licht fixiert war. Als sie es in den Himmel richtete, blickte der Drache hoch, er hob den Kopf und spreizte die Schwingen.
Sofort ließ sie die Magie der Elfensteine versiegen. »Ich kann ihn mit dem Licht kontrollieren. Ich kann ihn dorthin fliegen lassen, wohin ich will. Ich kann ihn lenken.«
»Du kannst nicht wissen, was passiert, sobald du erst einmal oben in der Luft bist!« Pan war vollkommen verrückt vor Sorge, suchte nach einer Möglichkeit, sie dazu zu bringen, sich zu überlegen, was sie da tat. »Wie willst du dich überhaupt festhalten, sobald du fliegst?«
»Hilf mir hoch, dann zeige ich es dir.«
Sie sah ihn an und wartete. Einen Augenblick lang blickten sie einander schweigend an, und er nahm ihre wunderschönen Gesichtszüge in sich auf, ihre geschwungenen Brauen, ihre spitzen Ohren, das schmale Gesicht mit den zierlichen Knochen; die Augen, die in einem Moment blau sein konnten und braun im nächsten; das honigfarbene Haar, zerzaust und glanzlos von den Strapazen ihrer Reise; und ihren schlanken, wundervollen Körper.
»Pan«, meinte sie. »Mein Volk stirbt. Ich muss versuchen, ihnen zu helfen. Ich kann sie nicht rechtzeitig erreichen, um irgendetwas auszurichten, wenn ich den Drachen nicht dazu bringe, mich dorthin zu fliegen. Ich glaube, er ist aus diesem Grund zu mir gekommen. Nicht mit Absicht, sondern weil das Schicksal oder das Glück oder irgendetwas, was wir nicht verstehen, ihn zu uns geführt hat. Er ist ein Geschenk. Bitte, lass es mich annehmen, lass mich ihn benutzen.«
Pan atmete einmal kurz durch. Ohne ein weiteres Wort ging er zu ihr. Er liebte sie in diesem Moment so sehr, dass er es kaum ertragen konnte. Dann formte er einen Steigbügel mit seinen Händen und bückte sich, damit sie ihren Fuß hineinsetzen konnte. Sie beugte sich hinab und küsste ihn zärtlich auf die Wange. Sie stellte ihren Fuß in seine Hände und stieß sich ab, rutschte auf den Hals des Drachen.
Pan trat zurück. Der Drache reagierte nicht auf das plötzliche Gewicht auf seinem Rücken. Er blieb, wo er war, und beobachtete das Spiel der Magie auf der Erde vor ihm. Seine Reiterin schien er nicht einmal wahrzunehmen.
»Und jetzt binde die Enden der Umhänge unter seinem Hals zusammen«, sagte sie.
Erneut gehorchte Pan, wenn auch sehr, sehr vorsichtig, denn der heiße Atem des Drachen fuhr rau und scharf über seine Haut, als die Bestie sich zu ihm herabbeugte und ihn bei seinem Tun beobachtete.
»Lass mich mit dir gehen«, sagte er.
Doch Phryne Amarantyne schüttelte den Kopf. »Das wird er nicht erlauben. Er wird niemandem erlauben, auf ihm zu reiten, außer mir. Ich spüre es, Pan. Dieses Geschenk ist nur für mich gedacht, für mich ganz allein. Ich muss das alleine tun. Und du musst es mir erlauben.«
Er wollte protestieren, unterließ es aber. Er wusste, dass es sinnlos war und dass sie nicht nachgeben würde.
»Nimm den Stab, geh zurück nach Glensk Wood und zu Prue«, sagte sie. »Finde heraus, was dort passiert ist. Auch du musst deinem Volk helfen.«
Sie zog den Gürtel aus ihrer Hose, hakte ihn um einige Stacheln und Hörner direkt vor sich und zog ihn fest. Dann schob sie ihre freie Hand in die Schlinge des Gürtels und sicherte so ihren Halt.
»Siehst du, Pan?« Sie lächelte. »Ich werde nicht herunterfallen.«
Sie hob das blaue Licht in Augenhöhe, und der Kopf des Drachen fuhr hoch. Der gewaltige Körper bewegte sich, und die Bestie erhob sich, die Schwingen weit gespreizt. Pan trat zurück, gab ihm Raum, ohne dabei den Blick von Phryne zu nehmen. Aber sie sah ihn nicht mehr an. Ihr Blick richtete sich vom Drachen auf den fernen Norden.
Dann sandte sie das Licht der Elfensteine in den Himmel, in einem gleißenden blauen Strahl, und der Drache erhob sich, seine gewaltigen Schwingen schlugen, sein Körper streckte sich, und sein mit Stacheln besetzter Schwanz peitschte zur Seite.
»Auf Wiedersehen, Pan!«, schrie Phryne ihm zu.
Panterra Qu konnte
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