Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen
manipuliert wurde?«
Die Brüder starrten sie schweigend an. Sie sah von einem zum anderen und trat dann vor Tasha. Sie nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände. »Du kannst diesen Fall nicht gewinnen, Tasha, nicht so. Aber es gibt einen anderen Weg. Du könntest mich unterstützen. Ihr könntet ihnen sagen, dass das, was ich euch gerade erzählt habe, die reine Wahrheit ist. Wenn ihr das tut, dann mache ich dich zu meinem neuen Ersten Minister. Und dein Bruder bekommt einen Sitz im Hohen Rat. Es gibt keinen Grund, warum ihr mir nicht helfen solltet, als Königin zu regieren. Wir beide teilen dieselben Sorgen; wir beide wollen, dass alles richtiggestellt wird. Phryne ist jung und unerfahren. Sie braucht Zeit, um erwachsen zu werden und zu reifen. Wenn ich gestorben bin, kann sie nach mir Königin werden. Sie hat noch viel Zeit. Wir können dafür sorgen, dass sie das versteht.«
Sie streichelte sein Gesicht. »In der Zwischenzeit könnt ihr Teonette jagen und ihn zum Schweigen bringen! Wir alle wollen, dass er bestraft wird. Wir könnten so viel miteinander teilen, du und ich.«
Ihre Stimme war verführerisch und zwingend, und sie streichelte die Arme und die Schulter des großen Mannes, während sie gleichzeitig Tenerife anzügliche Blicke zuwarf. Sie bannte die Aufmerksamkeit der Männer, wie nur wunderschöne Frauen es vermochten, und verlangte von ihnen, sie sollten in Erwägung ziehen, was sie zu einem anderen Zeitpunkt und an einem anderen Ort nie im Leben getan hätten.
Tasha nickte langsam. »Das könnten wir tun. Das könnten wir doch, Tenerife, oder?«
»Das könnten wir«, stimmte sein Bruder ihm zu.
»Wir beide wären deine Geliebten?«, hakte Tasha nach. »Wir würden als deine Beschützer und Ratgeber fungieren?«
»Alles! Alles, was ihr wollt!«
Xac Wen saß in seinem Versteck und war einen Moment so entsetzt von dem, was da vor seinen Augen passierte, dass er fast sein Versteck verlassen hätte, um zu versuchen, dem Einhalt zu gebieten.
Tasha liebkoste Isoeld in Erwiderung ihrer Zärtlichkeiten. »Du bist wahrhaftig ein wunderschönes Geschöpf, Isoeld«, sagte er zu ihr. »Welcher Mann würde nicht tun, was du von ihm verlangst?«
»Nur ein Narr«, soufflierte Tenerife.
Tasha nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und zog sie an sich. »Bedauerlicherweise«, flüsterte er, »waren wir beide nie besonders intelligent.«
Dann packte er fester zu, riss ihren Kopf scharf zur Seite und brach ihr das Genick.
KAPITEL 33
An dem Tag, den Panterra Qu für seinen Abschied ausgesucht hatte – es war fast einen Monat nach seinem Kampf mit dem Dämon in der Declan-Schlucht –, ging Prue Liss mit ihm zum Rand des Dorfs, um auf Wiedersehen zu sagen. Aislinne Kray begleitete sie, vor allem, weil sie sich ebenfalls verabschieden wollte, aber auch, um dafür zu sorgen, dass Prue sicher nach Hause zurückfand. Mittlerweile hatte Prue gelernt, sich innerhalb des Dorfes ohne Hilfe frei zu bewegen, sie konnte von Aislinnes Haus, wo sie lebte und arbeitete, ihre Eltern und andere Bekannte besuchen und kleine Erledigungen tätigen. Jeden Tag wurde sie etwas fähiger, wurde etwas weniger von ihrer Blindheit behindert. Ihre Instinkte, die trotz des Todes der roten Taube immer noch stark waren, schienen es ihr zu ermöglichen, die Dinge auf eine andere Art wahrzunehmen. Es wirkte tatsächlich so, als könnte sie mit ihren anderen Sinnen sehen. Aislinne lehrte sie, sich auf sich selbst zu verlassen, arbeitete mit ihr daran, ihre Schritte zu zählen, sich Hindernisse zu merken, ihre Bewegungen zu vertrauten Orten genau zu verfolgen, bis sie in der Lage war, alleine zu gehen.
»Heute ist es grau hier draußen«, sagte Pan zu ihr. Er hielt ihre Hand, als wären sie wieder Kinder. Er führte sie nicht; er hütete sich, das zu versuchen. Sie spürte, dass er ihr einfach nah sein wollte, bis es Zeit zum Abschiednehmen wurde. »Überall sind Regenwolken.«
Sie konnte es in der Luft riechen, sie roch feucht und metallisch. Für einige mochte es eine Spiegelung der düsteren Stimmung der Leute im Tal sein, deren Leben sich fast bei allen vollkommen geändert hatte, seit die Invasion der Drouj zurückgeschlagen worden war. Selbst in den entlegensten Ecken im Süden, wo sich überhaupt keine Anzeichen der Gefahr manifestiert hatten und das Leben so weitergegangen war wie auch zuvor schon während der Bedrohung, waren die Zuversicht und die Sicherheit früherer Zeiten verschwunden. Niemand konnte es sich mehr leisten, sich
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