Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen
hinter den Schutzwällen sicher zu fühlen, die ihnen so lange Zuflucht gewährt hatten. Sie konnten sich nicht mehr darauf verlassen, dass das Tal sie beschützte. Diese Tage waren für immer vergangen, und niemand wusste, wie das Leben danach sich gestalten würde.
Ebenso wenig waren die Leute im Tal auch nur im Entferntesten einig, nachdem sie es sowohl den Elfen als auch den Einwohnern von Glensk Wood überlassen hatten, das Tal alleine zu verteidigen. Keiner der im Tal lebenden Trolle oder Spinnen war ihnen zu Hilfe gekommen. Und auch keines der anderen Dörfer, Städte oder Stadtfestungen im Süden hatte sich entschieden, ihnen beizustehen. Nicht einmal Hadrian Esselline war aufgetaucht, nachdem er sich damit herausgeredet hatte, er hätte sein Hilfsversprechen nur Sider Ament persönlich gegeben. Am Ende war niemand gekommen, und diejenigen, die im Stich gelassen worden waren, vergaßen das nicht so schnell.
Das hatte mehr als nur ein bisschen damit zu tun, weshalb Panterra wegging. Das glaubte Prue jedenfalls, obwohl er es ihr gegenüber niemals zugeben würde.
»Du verstehst doch, warum ich das mache?«, fragte er sie plötzlich, als könnte er ihre Gedanken lesen. »Warum ich weggehe?«
»Das verstehe ich«, versicherte sie ihm.
»Es ist nicht, weil ich dich verlassen will«, fuhr er fort. Ein unbehagliches Schweigen machte sich zwischen ihnen breit. Er drückte sanft ihre Hand. »Gäbe es eine andere Möglichkeit, würde ich nicht gehen.«
Sie hob den starren Blick ihrer milchigen Augen zu ihm und lächelte. »Hör auf, dich zu entschuldigen, Pan. Du musst mir das nicht ständig versichern. Ich weiß, dass ich nicht mit dir gehen kann. Nicht so. Du kannst dich da draußen nicht auch noch um mich kümmern. Du musst es ohne mich tun, und ich habe damit meinen Frieden geschlossen.«
»Aber ich fühle mich schlecht deswegen.«
Unter anderen Umständen hätte sie sich vermutlich auch schlecht gefühlt. Wahrscheinlich sogar schrecklich, wenn sie nicht an die Worte des Königs des Silbernen Flusses hätte denken müssen. Wenn Pan diesen Kampf mit dem Dämon, der ihn verfolgte, überlebte, hatte der König gesagt, dann würde er seine Bestimmung erfüllen: die Leute aus dem Tal zu einer neuen Zufluchtsstätte in einem neuen Land zu führen, so, wie ihre Vorfahren einst vor fünfhundert Jahren hierher geführt worden waren. Sie glaubte, dass dem so war, und deshalb würde Pan von seiner Suche zurückkehren. Es würde ihn vielleicht Monate kosten, aber er würde irgendwann zurückkehren. Und dann nähme er sie mit dorthin, wohin er ging. Sie war sich ganz sicher, dass es genau so kommen würde.
»Wo treffen wir sie denn?«, erkundigte sich Aislinne plötzlich, die diskreten Abstand zu den beiden hielt.
Die Orullians. Sie waren aus Arborlon gekommen, um diese Reise mit Pan gemeinsam zu unternehmen. Genau genommen war es ihre Idee gewesen. Da sich die Leute im Tal mittlerweile der Gefahren bewusst waren, die außerhalb des Tals lauerten, und außerdem auf eine Art und Weise entzweit waren, die vielleicht nie wieder heilen würde, war erneut der Gedanke aufgekommen, zu neuen Gefilden aufzubrechen. Die Elfen hatten schon immer weggehen wollen, weil sie von allen Bewohnern im Tal diejenigen waren, die am häufigsten umherwanderten und sich umsiedelten. Jetzt hatten sie sowohl einen Anlass als auch eine Chance dazu.
Tasha und Tenerife hatten ihre Entscheidung schon vor Wochen getroffen, nicht lange nach Phrynes Tod. Nachdem die alte Ordnung ausgelöscht worden war, das Geschlecht der Amarantynes für immer untergegangen war, hatten sie nur noch wenig Verbindung zu jenen, die sich jetzt um die Errichtung einer neuen Ordnung bemühten. Es war besser, anderswo zu sein, während diese Dinge geklärt wurden, hatte Tasha argumentiert. Es wäre besser, hatte Tenerife hinzugefügt, zu denen zu gehören, die einen anderen Ort fanden, wo alle, die mit dem Leben im Tal nicht mehr zufrieden waren, sich niederlassen konnten.
Sie hatten Panterra gefragt, ob er sie auf ihrer Suche begleiten würde, und er hatte zugestimmt.
Prue war trotzdem nicht ganz sicher, warum. Es mochte ein ganz ähnlicher Grund sein wie der, aus dem die Orullians das Tal verließen. Vielleicht aber hatte er bereits eine Ahnung, dass er seiner neuen Verantwortung als Träger des schwarzen Stabes am besten entsprach, wenn er entdeckte, was sich da draußen befand, statt zu versuchen, seinen Vorgänger nachzuahmen. Was auch immer er dachte, er erfüllte
Weitere Kostenlose Bücher