Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen
dafür zu sorgen, dass sein Vermächtnis geehrt und seine gute Arbeit fortgesetzt würde, ganz gleich, ob sie nun als Herrscherin der Elfen bestätigt wurde oder nicht. Beeindruckt von so viel Hingebung hatte der Hohe Rat sie auf der Stelle als Nachfolger bestätigt. Es war eine Entscheidung, die sie vermutlich alle mittlerweile bereuten.
Auf jeden Fall hatte die Königin eine Abmachung mit ihm getroffen, und Eile hatte bis jetzt noch keinerlei Hinweise darauf gefunden, dass sie auch vorhatte, ihren Teil der Abmachung einzuhalten. Immerhin hatte sein Attentäter den König ermordet, und zwar auf seinen Befehl und auf ihre Bitte hin. Ihre Abmachung war einfach genug gewesen. Sobald der König beseitigt, seiner Tochter das Verbrechen zur Last gelegt worden war und Isoeld den Thron bestiegen hatte, sollte er Zugang sowohl zu ihr als auch dem Volk der Elfen erhalten, so dass er damit beginnen konnte, Anhänger für den Orden des Hawk zu rekrutieren. Er wusste, dass es sie auch bei den Elfen gab; er hatte sie bei Versammlungen gesehen, die er selbst an den Grenzen des Königreiches abgehalten hatte. Aber sie waren eine Minderheit, die zudem Angst vor Verdammnis und sogar vor Vergeltungsmaßnahmen wegen ihres Glaubens hatten, weshalb sie sich nicht an die Öffentlichkeit trauten. Es war seine Absicht, alle Grenzen zu entfernen, die sie zwangen, stumm zu bleiben, indem er allen klarmachte, dass selbst der Elfenthron seine Arbeit akzeptierte.
Doch nichts davon war geschehen. Die Königin hatte selbst bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen sie entweder zum Hohen Rat oder dem Volk der Elfen gesprochen hatte, die Kinder des Hawk nicht einmal erwähnt. Was seine Wünsche anging, hatte sich nicht das Geringste zum Besseren gewendet.
Deshalb war er jetzt hier: um herauszufinden, warum das so war, und ihr zu raten, sich an ihr Versprechen zu halten. Da sie sonst möglicherweise bald die Konsequenzen bedauerte. Er hatte nicht vor, einfach nachzugeben, weil sie jetzt bekommen hatte, was sie wollte, und ihm möglicherweise nicht mehr ganz so gewogen war.
Er dachte gerade über die Natur der Konsequenzen nach, mit denen er ihr drohen wollte, als die Tür des kleinen Salons sich öffnete und die Königin eintrat. Sie warf ihm einen flüchtigen Blick zu, bevor sie die Tür hinter sich schloss und verriegelte.
»Guten Tag, Seraph«, begrüßte sie ihn kühl.
Er nickte, erwiderte jedoch nichts. Sie warf ihm einen vielsagenden Blick zu und ging dann zum Fenster, das zu den Gärten hinter dem Gebäude hinausführte. Sorgfältig schloss sie die bodenlangen Vorhänge und tauchte den Raum in dämmriges Licht.
»Es ist besser, wenn uns jetzt noch niemand sieht«, erklärte sie und drehte sich zu ihm herum.
Selbst in dem gedämpften Licht bot sie einen wunderschönen Anblick. Er konnte verstehen, warum Oparion Amarantyne so von ihr fasziniert gewesen war. Er wäre vielleicht ähnlich versucht gewesen, hätte er nicht gewusst, was für eine verdorbene Kreatur in dieser entzückenden Hülle steckte.
»Gegen diese Geheimhaltung habe ich nichts einzuwenden, aber dasselbe gilt nicht für die übrige Behandlung, die Ihr mir angedeihen lasst.« Er trat ein paar Schritte vor, bis er ihr in die Augen blicken konnte. »Ihr habt mich sehr lange warten lassen.«
»Wofür ich mich entschuldige«, sagte sie. »Aber der Hohe Rat hält heute den ganzen Tag über eine Sitzung ab, in der er versucht, sich darüber einig zu werden, wie man der Bedrohung durch die Trolle gegenübertreten soll. Unglücklicherweise fehlen ihnen sowohl Ideen als auch Rückgrat, und es ist viel einfacher, die Angelegenheit zu Tode zu diskutieren.«
Sie trat etwas weiter ins Licht, und er sah die tiefen Kratzspuren auf der glatten Haut ihres Gesichts.
»Teonette kann nicht helfen?«, erkundigte er sich und versuchte, seine Überraschung über diese Verletzungen zu verbergen, während er gleichzeitig überlegte, wer dafür wohl verantwortlich war.
Sie lachte leise. »Also wirklich, Seraph. Ein Titel macht noch lange keinen Mann. Er mag der Erste Minister sein, aber das verleiht ihm nichts, was er nicht schon von Natur aus besitzt. Und das ist in dieser Situation bedauerlicherweise höchst unzureichend. Ihr wisst doch wohl, wofür Männer wie Teonette gut sind? Natürlich wisst Ihr das. Dann müsst Ihr auch wissen, dass ich längst im Gefängnis säße und verurteilt wäre, wenn ich mich auf ihn verlassen würde, was Rückgrat und klares Denken für unsere Bemühungen
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