Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Titel: Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat
Autoren: K. A. Stone
Vom Netzwerk:
zu lauschen. Ich suchte stets die Nähe dieser Männer und war begierig, jedes Wort, das sie miteinander sprachen, aufzuschnappen. Dank meiner Skriekohren verstand ich meist alles, was sie sagten, auch wenn ich viele Meter von ihnen entfernt war und am anderen Ende der Schankstube zu tun hatte. So erfuhr ich auch, dass es unterschiedliche Waffengruppen in Thum gab, die einer ganz eigenen Ordnung unterworfen waren. Die meisten Soldaten waren einfache Schwertkämpfer oder Speerträger. Andere verdingten sich als Bogenschützen oder Lanzenreiter. Die besten Kämpfer wurden der Stadtwache zugeteilt und im Kampf mit Schild und Säbel trainiert. Angeführt wurden sie von Feldwebeln und Korporalen. Ganz an der Spitze der thumischen Soldaten stand ein General namens Gestonos, der wiederum unmittelbar König Viktor unterstellt war. Alles war geordnet. In Thum gab es eine klare Hierarchie. Die Skriek hingegen kennen keine Strukturen. Selbst bei der kleinsten Sippe bestimmt keiner über den anderen. Alle sind gleich und frei. Heute meine ich, dass das keine schlechte Art zu leben ist, aber damals, in Thum wünschte ich mir sehnlichst ein Soldat zu werden und unter einem Feldwebel zu dienen. Am liebsten wäre ich ein Speerträger gewesen, da mich ein Speer entfernt an den Wanderstab eines Skriek erinnerte. Auch die Lanzenreiter beeindruckten mich, wenn sie langsam und hoch erhobenen Hauptes über die gepflasterten Straßen ritten. Aber für mich, das wusste ich, würden die Lanzenreiter stets unerreichbar bleiben, da meine Fußkrallen viel zu scharf waren. Ich hätte bei einer falschen Bewegung meiner Beine den Bauch des armen Pferdes regelrecht aufgeschlitzt.
    In meinen kühnsten Träumen stellte ich mir vor, mit meinem Speer heldenmütig Thums Haupttor gegen angreifende Kobolde zu verteidigen. Anschließend würde mich General Gestonos in seine Stadtwache aufnehmen und mit Orden überhäufen. Ich würde auf meinem Schild einen Stierkopf anbringen, um so Thoranton zu ehren und allen Thumanern zu zeigen, was für ein herausragender Kämpfer ich war. In jener Zeit dachte ich auch oft an Jolandolo, an seinen Kampf und seinen Tod. Immer mehr verklärte ich ihn. Ich wendete mich innerlich endgültig von Bahluna ab. Thoranton wurde mein einziger Gott.
    Eines Tages schickte mich Estmond mit einem Leiterwagen in den Süden der Stadt, um zwei Fässer Bier zu holen. Sein Brauer, ein dicker Mann namens Eftbert, hatte sich den Fuß gebrochen und konnte daher sein Bier nicht selbst anliefern. Auf meinem Weg kam ich bei der Wachhalle vorbei, von der ich aus den Erzählungen der thumischen Soldaten zwar schon gehört, aber sie selbst noch nie gesehen hatte. Neugierig ging ich zum offenen Haupttor der Anlage und spähte ins Innere. Mein Blut geriet augenblicklich in Wallung als ich all die übenden, schwitzenden Soldaten sah; am liebsten hätte ich mir ein Schwert geschnappt und mich ins Getümmel gestürzt, um den Anleitungen eines Feldwebels oder Korporals zu folgen. Nur mit Mühe gelang es mir, meinen Herzschlag zu beruhigen und mich meines Auftrages zu besinnen. Ich wandte mich wieder meinem Leiterwagen zu und ging weiter. Von diesem Tag an kam ich noch oft zu der Wachhalle, um den Soldaten bei ihrem Kampftraining zuzusehen und ich wage zu behaupten, dass ich dort, schon in jungen Jahren, die eine oder andere Finte gelernt habe, die mir später sehr zugute gekommen ist und so manchem meiner Gegner das Leben gekostet hat.
    Nun, ich erreichte die Brauerei des dicken Eftbert und klopfte an seine Tür. Er bat mich herein, um mich anschließend skeptisch zu beäugen. »Du bist kein richtiger Skriek«, stellte er nach einer Weile fest.
    »Ich bin ein Bastard«, sagte ich. »Meine Mutter ist eine Skriek. Mein Vater war ein Nordmann.«
    »War?«
    »Meine Mutter hat ihn getötet.«
    »Aha.« Eftbert rutschte mit seinem fetten Hintern ein wenig hin und her, dann lagerte er sein gebrochenes Bein etwas höher und hieß mich an, einen großen Krug Bier im Keller zu zapfen.
    Als ich zurückkam, schenkte er zwei Gläser voll und schnaufte. »Wie alt bist du, Junge?«
    »Vierzehn.«
    »Du bist groß.«
    »Fast zwei Meter«, sagte ich stolz.
    »Und stark?«
    »Ich kann ein Bierfass alleine hochheben und in den Keller tragen.«
    »Respekt.« Er nahm einen tiefen Schluck Bier aus seinem Glas und schob dann das zweite Glas näher zu mir. »Wer so groß und stark ist, kann auch Biertrinken.«
    »Ich bin erst vierzehn.«
    »Das sagtest du schon.« Ächzend
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher