Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Titel: Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. A. Stone
Vom Netzwerk:
unserer Gasse in einer leerstehenden Lagerhalle untergebracht.
    Die Paltonier verhielten sich ganz anders als die Thumaner. Sie waren verschlossen und mürrisch, kaum einmal lachten sie. Anfangs dachte ich, ihr mürrisches Wesen hätte ihren Grund darin, dass sie ihre Heimat hatten verlassen müssen, doch bald merkte ich, dass sie einfach ein anderer Menschenschlag waren. Hinzu kam, dass die Paltonier keine Gelegenheit ausließen, um meiner Mutter und mir zu schaden. Sie hielten ganz offensichtlich nicht viel von den Gesetzen und Erlässen Thumas und betrachteten die Skriek als Freiwild. Bisher war ich mit den Jugendlichen in Thum eigentlich recht gut ausgekommen, auch wenn keine Freundschaften zwischen mir und den anderen entstanden waren. Vor allen die Burschen respektierten mich wegen meiner Kraft, Größe und Schnelligkeit. Die Mädchen hingegen waren meist scheu vor mir zurückgewichen, was ich sehr schade fand, da ich die meisten von ihnen ausgesprochen hübsch fand. Ich hätte großes Interesse gehabt, die Mädchen näher kennenzulernen. Leider beruhte das Interesse nicht auf Gegenseitigkeit. Aber immerhin ließen mich die thumarischen Mädchen in Ruhe und verfolgten mich nicht mit ihrem Spott.
    Ganz anders waren da die paltonischen Jugendlichen, egal ob Bursche oder Mädchen. Ich wurde von ihnen verspottet, bespuckt und beleidigt. Regelmäßig jagten sie mich durch die Gassen und versuchten, mich mit ihren Stöcken zu schlagen. Sie bewarfen mich mit Unrat und Steinen. Meine glückliche Zeit war, ebenso schnell wie sie gekommen war, auch schon wieder vorbei und Thum wurde zu einem einzigen Spießrutenlauf für mich. Ständig sah ich über meine Schultern und war in Sorge, von meinen Feinden überrascht zu werden. Auch meine Mutter litt. Sie wurde immer dünner und sprach viel weniger mit mir als in unseren ersten Wochen in Thum. Auch verließ sie die Grüne Gans nicht mehr, nicht einmal für einen kurzen Spaziergang, und starrte oft stundenlang durch die trüben Fensterscheiben des Gasthauses nach draußen. Es war nicht zu übersehen, dass sie Angst hatte. Um mich, und um sich. Es war eine schlimme Zeit für uns beide.
    Liebend gerne hätte ich mich gegen die paltonischen Quälgeister gewehrt, doch ich wagte es anfangs nicht aus Rücksicht auf meine Mutter. Sie litt schon genug. Außerdem meinte ich, dass ich zu all meinen Lügen nicht auch noch Gewalt hinzufügen sollte. Damals glaubte ich zwar, vermessen wie ich war, Bahluna endgültig abgeschüttelt zu haben, aber so war es leider ganz eindeutig nicht. In mir steckte noch zu viel von einem Skriek und so brachte ich es lange nicht übers Herz zurückzuschlagen und die paltonischen Jugendlichen anzugreifen. Doch nach ein paar Monaten, ich hatte bereits das fünfzehnte Lebensjahr erreicht, war ich mit meiner Geduld endgültig am Ende. Die leise Stimme in mir war immer lauter geworden und mein Gott Thoranton forderte sein Recht. So wartete ich eines abends, bis meine Mutter in den Schankraum gegangen war. Dann trat ich in eine schmale Seitengasse und zog meinen schwarzen Kapuzenmantel aus. Er war in Thum zu einer Art Markenzeichen für mich geworden und ich legte ihn ab, da ich heute Nacht nicht erkannt werden wollte.
    Die Geschichten über König Angrias hatten mich inspiriert. Aus einem alten Kartoffelsack hatte ich eine behelfsmäßige Maske mit zwei Löchern für meine Augen gemacht. Ich zog sie über meinen Kopf, dann wickelte ich Felle um meine Krallenbeine und zwängte meine Finger in große Handschuhe. So verkleidet marschierte ich los. Ich wusste, dass sich die paltonischen Jugendlichen jeden Abend bei den knorrigen Buchen nahe der Weinkelterei trafen. Da ich durch die Felle und Handschuhe am Klettern gehindert war, schlich ich über Hinterhöfe näher heran. Schließlich war ich nahe genug herangekommen, um meine Widersacher erkennen zu können. Es waren vier Burschen und zwei Mädchen. Ich kannte sie alle den Namen nach und sie gehörten zu den Paltoniern, die mich, neben ein paar anderen, am schlimmsten verhöhnt und verfolgt hatten. Wie der Blitz war ich unter ihnen und schlug zu. Ich bremste meine Schläge ab, da ich niemanden töten wollte, dennoch wollte ich fest genug zuschlagen, um alle sechs ausschalten zu können. Die jungen Paltonier verhielten sich meist hinterhältig, gemein und böse, doch sie waren auch mutig und kampferprobt und setzten sich vehement zur Wehr. Ich kam ziemlich in Bedrängnis und steckte einige schwere Schläge ein.

Weitere Kostenlose Bücher