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Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Titel: Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat
Autoren: K. A. Stone
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ich mich irren!
06
    Die ersten Wochen in Thum waren für mich voller Aufregungen und Entdeckungen und ich versuchte, wann immer es meine Zeit zuließ und sich eine Gelegenheit ergab, die Stadt zu erkunden. Meist musste ich ja im Gasthaus zur Grünen Gans aushelfen, doch gelegentlich bekam ich auch Botengänge von Estmond, dem Wirt, aufgetragen, die mich in die verschiedensten Winkel und Strassen führten.
    Das bunte Treiben in Thum gefiel mir und ich beobachtete die zahlreichen Menschen mit großem Interesse. Nach ein paar Tagen fiel mir auf, dass über vielen Läden und Schenken Schilder mit seltsamen Zeichen befestigt waren. Auch gab es große Tafeln, meist auf freien Plätzen, die mit Blättern behängt waren, die ebenfalls diese Zeichen trugen. Meine Mutter erklärte mir, dass diese Zeichen Buchstaben seien und sich die Menschen damit Botschaften und Informationen zukommen ließen. Mein mahamsanazu war geweckt. Intensiv betrachtete ich die unterschiedlichen Buchstaben und bald kannte ich sie auswendig. Wenn ich auch nie das Schreiben erlernte, so war es mir doch möglich, nach wenigen Wochen die Buchstaben zu entziffern und ihren Sinn zu verstehen. Mein Lesen lässt sich natürlich nicht mit dem von Gelehrten vergleichen, dennoch, das muss ich sagen, bin ich stolz auf meine Fähigkeit, mehrere Zeilen lesen zu können und deren Sinn zu verstehen.
    Neben den Buchstaben entwickelte ich auch schon bald ein großes Interesse an den Mauern der Stadt. Sie waren aus solidem Steinen gebaut und nur die Reichsten hatten ihre Häuserfassaden verputzen lassen. Die Steinwände gaben mir die Möglichkeit zu klettern und so turnte ich völlig unbekümmert Türme und Langbauten hinauf. Kein Haus und kein Tempel waren vor mir sicher und meine kurzen, kräftigen Nägel fanden überall guten Halt. Doch schon bald erregte ich mit meinen Klettereien einiges Aufsehen in Thum und die Leute der Stadt zeigten mit den Fingern auf mich. Da ich es für klüger hielt, so anonym und unauffällig wie möglich unter den Menschen zu leben, verschob ich meine Klettereien auf die dunkle Nacht. Da aber regelmäßig Wachtrupps durch die Gassen und Straßen patrouillierten, kaufte ich mir mit den ersten Goldtalern, die meine Mutter in der Grünen Gans verdient hatte, einen schwarzen Kapuzenmantel, der mich, wenn ich in den Wänden hing, gut vor den Blicken der Wachen schützte. So konnte ich nächtens ungehindert klettern und von Turmzinne zu Turmzinne springen. Ich blickte durch Fenster und beobachtete heimlich die Menschen bei ihrem nächtlichen Treiben. Vieles stieß mich ab. Die Menschen schienen mir meist launisch und gewalttätig zu sein. Oft sah ich in dunklen Gassen Betrunkene herumtorkeln. Und es gab bemitleidenswerte Frauen, die ihren Körper gegen Geld feilboten. Einmal beobachtete ich Diebe, wie sie die Tür einer Schmiede aufbrachen, zwei Mal sah ich Männer sterben, die sich nicht von ihren Goldtalern trennen wollten. Ich griff niemals ein. Stets blieb ich im Hintergrund und beobachtete, gut geschützt durch meinen schwarzen Mantel. Später ging ich sogar dazu über tagsüber den Kapuzenmantel zu tragen. Die Kapuze verdeckte die meisten Schuppen meines Kopfes und da mein Gesicht und meine Stirn menschenähnlich waren, war ich auf den ersten Blick kaum von einem Thumaner zu unterscheiden. Das gab mir eine ganz neue Freiheit. Noch heute trage ich stets lange, schwarze Kapuzenmäntel, die mein Gesicht verhüllen und mir eine, wenn auch trügerische Sicherheit schenken.
    Ich denke oft, wenn ich Handschuhe und Stiefel anziehen würde, um meine schuppigen Hände und Füße zu verbergen, würde ich noch unerkannter zwischen den Menschen wandeln können. Doch meine krallenartigen Nägel, die vor allem bei meinen Füßen stark gebogen sind, machen es mir nahezu unmöglich, Stiefel anzuziehen. Daher gehe ich stets barfuss, so wie alle Skriek. Meine ledrige Haut mit den dicken Schuppen schützt mich ebenso vor Schnee und Frost, wie vor Dornen oder spitzen Steinen. Die Krallen an meinen Füßen geben mir einen festen Stand und sind im Kampf ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Aber ich schweife ab. Wie ich schon sagte, Thum war in der ersten Zeit für mich eine Stadt voll Wunder und Überraschungen.
    Besonders fasziniert war ich von den thunischen Soldaten. Man sah sie überall auf den Straßen und bei den Ständen, oft kamen einige von ihnen auch in die Grüne Gans, um Bier zu trinken, zu essen, sich zu unterhalten und den Liedern meiner Mutter
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