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Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Titel: Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat
Autoren: K. A. Stone
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bewegte er sein Bein. »Und jetzt trink!«
    Ich kostete vorsichtig einen kleinen Schluck. Das Bier schmeckte mir überraschender Weise ausgesprochen gut und so leerte ich mein Glas in einem Zug. Lachend schenkte mir Eftbert nach. Und ich trank wieder gierig. Eftbert lachte erneut.
    Skriek trinken gerne Wein, den sie auf ihren Reisen finden und auch ich habe in den folgenden Jahren den einen oder anderen Wein gekostet, aber er hat mir nie besonders geschmeckt. Bier hingegen schätze ich sehr und ich achte stets darauf, genügend Fässer in meiner Höhle zu lagern.
    Da Eftbert merkte, dass mir das damals noch ungewohnte Bier zu Kopf stieg, schickte er mich erneut in den Keller, dieses Mal aber, um Fleisch und Wurst zu holen. Ich hatte noch nie zuvor ein gekochtes Tier gegessen, doch Eftbert duldete keine Widerrede und so kostete ich auch von Fleisch und Wurst. Es schmeckte herrlich. Und so lernte ich an diesem denkwürdigen Tag nicht nur die Wachhalle kennen, sondern auch den Genuss von Fleisch und Bier. So gesehen verdanke ich dem dicken Eftbert so einiges.
    Ich kehrte frohgemut mit dem Leiterwagen und zwei großen Fässern Bier zu Estmond und der Grünen Gans zurück. Meine Mutter erwartete mich schon. Sie wirkte besorgt, doch als sie mich sah, hellte ihr Gesicht sich auf. Trotz König Viktors Erlass, der besagte, dass kein Thumaner die Hand gegen einen Skriek erheben darf, blieb meine Mutter damals stets misstrauisch. So ganz konnte sie selbst den Menschen hier in Thum nicht vertrauen und sie wurde unruhig, wenn ich alleine in der Stadt unterwegs war. Daher sagte ich ihr auch nichts von meinen nächtlichen Klettereien, die ich meist ausübte, wenn sie im Schankraum ihr Lieder spielte und sang. Auch schwieg ich darüber, dass ich Bahluna verlassen und mich endgültig Thoranton zugewandt hatte. Seit es mir immer leichter gelang, sie zu belügen und zu überlisten, verlor ich auch immer mehr die Achtung vor ihr. Heute bedauere ich meine selbstherrliche Überheblichkeit zutiefst. Ich war damals ein arroganter Narr und unfähig zu sehen, wie viel Schweres meine Mutter mir zuliebe auf sich genommen hatte.
    An jenem Tag, als ich die beiden Bierfässer zur Grünen Gans brachte, deutete sie mit ihrem krallenartigen Zeigefinger auf meinen schwarzen Kapuzenmantel. »Ist dir nicht zu warm, Hama? Die Sonne scheint. Zieh doch den Mantel aus.«
    »Ich will nicht! Und du hast mir gar nichts zu befehlen! Geh mir schnell aus dem Weg, ich habe zu tun!«, fauchte ich sie unfreundlich an und ging ohne ein weiteres Wort an ihr vorbei. Meine Mutter blickte mir hinterher und Tränen glitzerten in ihren Augen. Skriek waren es nicht gewohnt, von ihren Kindern so behandelt zu werden.
    Tage später kamen drei Soldaten in die Grüne Gans, die ich erst ein, zwei Mal zuvor gesehen hatte. Sie waren staubbedeckt und wirkten grimmig und aufgeregt. Ich belauschte ihre Gespräche und erfuhr, dass König Angrias von Ostalien mit seinen Truppen Königin Silvina und ihr paltonisches Reich angegriffen hatte. Es war zu einem Gemetzel nahe den Höhen von Tenga gekommen und Königin Silvina war seither mit ihren verbliebenen Soldaten auf der Flucht. Viele Paltonier flohen über die Grenzen ihres Landes, ein Teil in Richtung Thuma und seiner Hauptstadt Thum.
    Damals hörte ich zum ersten Mal von König Angrias von Ostalien und ich dachte mir nicht viel dabei. Für mich war er nicht mehr als ein weiterer menschlicher König, der nach Macht und Herrschaft strebte. Interessant an ihm schien mir nur, dass, so erzählten die drei Soldaten, niemand sein Gesicht kannte, da er es hinter einer dunklen Maske verbarg. Für einen kurzen Moment überlegte ich, ob König Angrias auch ein Bastard war, und deswegen, ähnlich wie ich mit meinem Kapunzenmantel, sein Gesicht vor den Augen der anderen verbarg. Aber ich verwarf den Gedanken schnell wieder. Könige und Königinnen, so hatte mir Estmond erst vor ein paar Wochen erzählt, mussten reinrassig und edlen Geblüts sein; niemals würde ein Bastard die Königswürde erreichen können. Ich dachte damals nicht weiter über Angrias nach, obwohl er noch entscheidend Einfluss auf mein Leben nehmen sollte.
    Die Soldaten aus Thum fluchten und sagten, dass jetzt viel mehr Arbeit auf sie zukommen würde, da die Straßen bald von Paltoniern verstopft sein würden. Zwei Tage später trafen die ersten paltonischen Flüchtlinge ein. Ich beäugte sie skeptisch. Es schienen tausende zu sein. Zwei dutzend Familien wurden am unteren Ende
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