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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Óarcoschwert, weil er keine Zeugen dafür brauchte, dass Paltaina gemeinsame Sache mit den Albae machte. Sollte man später ruhig glauben, die tapferen Bewohner der Wehrscheune hätten die Bestien erschlagen und den Erfolg mit dem Leben bezahlt.
    Er sah zum Gebäude. Darin werde ich auch noch aufräumen müssen. Samusin, ich bete für Barbarinnen von gutem Wuchs, mit zierlichen Knochen. Oder reiner weißer Haut, um Leinwände daraus zu machen.
    Das Ächzen eines Gefangenen, den er bereits vor seinem Stich für tot gehalten hatte, weckte seine Aufmerksamkeit.
    »Vergib mir, dass ich dich übersah.« Sinthoras legte dem verdreckten Barbaren, dessen Antlitz bemerkenswert feine Züge aufwies, die Schwertspitze in Herzhöhe auf die Brust. Die Scheusale hatten bereits viel von ihm verschlungen: die Ohren waren abgerissen, außerdem fehlten beide Beine und der linke Arm. »Auch dein Leid endet wie das der übrigen. Dein gnädiger Tod heißt Sinthoras, und es kommt nicht oft vor, dass ich gnädig bin. Schätze dich glücklich.«
    Er rammte ihm die Klinge durch den Körper – und stockte, als er die leisen Worte des Sterbenden vernahm: Es war nicht die Sprache der Barbaren, sondern …
    »Du … bist ein Elb!« Sinthoras fluchte. Wo auch immer die Óarcos ihren Gefangenen gemacht hatten, der Verletzte wusste vielleicht noch mehr. Aber die Wunde war tödlich, auch wenn der Elb noch schwach atmete. »Wie lautet dein Name?«
    Der Elb bespuckte ihn, und gleich danach brach sein Blick. Sollte er Geheimnisse geborgen haben, waren sie vergangen.
    Der Óarco! Er muss mir sagen, wo sie das Spitzohr einfingen. Sinthoras hastete zum kriechenden Geblendeten und versetzte ihm einen Tritt in den Nacken. »Der Elb, den ihr als Fressen dabei hattet«, herrschte er ihn an, »wo fingt ihr ihn?«
    Die Bestie lachte ihn aus, rotschaumige Speichelfädchen spannten sich zwischen den Lippen. Aus den verletzten Augen sickerte rötlich-schwarze Flüssigkeit.
    Sinthoras stemmte den rechten Fuß in das wulstige Genick und vollführte einen schnellen Schnitt, der dem Gegner einen Finger abtrennte. »Wenn ich mit dir fertig bin, hast du keine Gliedmaßen mehr, um irgendwas festzuhalten.«
    Der Óarco heulte auf. »Ich verfluche dich«, erwiderte er stöhnend. »Dir sollen …«
    Sinthoras trennte den nächsten Finger ab und schnitt ihm noch in die Wade. »Bald wirst du dein Blut verloren haben. Leichte Beute für die Tiere.«
    »In irgendeinem Tal von Urgon«, keuchte die Bestie heraus. »Wir erwischten das Spitzohr, als es in einer Felswand hing. Wir pflückten es.«
    »In Urgon?« Was sollten die Elben hier suchen? Sich in die Gebirge flüchten? »Was hatte er dabei?«
    »Sein Zeug liegt bei der anderen Beute.« Der Óarco bebte nun, ob vor Angst oder Schmerzen, nuschelte und sabberte.
    »War er alleine?« Weil es nicht schnell genug ging, trat ihm Sinthoras mit Wucht in den Wanst.
    Die Bestie übergab sich würgend. »Das war er.«
    »Wohin wollte er?«
    »Woher soll ich das wissen, Schwarzauge?«, gab er ausspuckend zurück. »Du hast mich zum Krüppel gemacht!«
    »Ich durchtrennte dir die Sehnen. Ein guter Medicus kann sie herauspulen und zusammennähen.« Sinthoras lachte. »Ich vergaß: Eure Heiler vermögen das nicht. Du solltest dich an den Gedanken einer Sänfte gewöhnen.« Die Abscheu vor dem abtrünnigen Vasallen wurde übermächtig, der Gestank des Unschlitts widerte ihn an. Was soll’s. Blitzschnell stach er zu, das Schwert jagte durch den Nacken. Aufschnaufend sackte die Bestie zusammen.
    Sinthoras kümmerte sich vorerst nicht um die Frauen, die sich aus der Wehrscheune wagten und zu den Barbaren gingen, heulend an den Leichen der Gefallenen entlangschritten. Was hatte das Spitzohr dabei? Er eilte zum Wagen mit den Beutestücken.
    Bald darauf hatte er die Ausrüstung des Elbs mit spielender Leichtigkeit gefunden. Sinthoras durchwühlte sie, rollte die Karten sorgfältig auf und konnte dennoch seinen Augen kaum trauen. Was ist da im Grauen Gebirge eingezeichnet?
    »Herr«, vernahm er die behutsam-zögerliche Stimme einer Barbarin in seinem Rücken. »Wir … wollten Euch danken, dass ihr uns von Bestien befreit habt.«
    Das ist schier kindlich unbedarft. Er wandte sich zu ihr um und zeigte ihr seine schwarzen Augen, die dunklen Löchern glichen.
    Sofort erschrak die Magd und begriff, dass sie vom Regen in die Traufe geraten waren. »Schwarzauge«, wisperte sie entsetzt und vermochte nicht, sich zu rühren. »Ich …« Ihre Stimme

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