Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)
einen Fluch aus.
»Das ist reine Mutmaßung.« Caphalor schloss das Buch. »Dennoch halte ich die Aufstockung der Brandgeschosse für dringend notwendig.« Der Waffenmeister nickte und unterstrich auf seiner Liste verschiedene Punkte. »Und du, Sogàtor, suche dir ein Dutzend guter Kriegerinnen und Krieger. Reite den Torweg entlang bis zu dem Stück, wo er sich senkt und ihr eine gute Sicht auf die Windungen habt, die nach Ishím Voróo führen. Errichtet einen Vorposten oder sucht nach verborgenen Verstecken der Untergründigen, um diese zu nutzen. Das wäre einfacher.« Er legte eine Hand auf das Buch. »Sobald ihr einen Platz gefunden habt, lasse ich die Baumeister eine kleine Festung errichten, von der aus wir den Aufgang zum Steinernen Torweg mit Petroleum, Pech und Schlacke überziehen können.«
Sogàtor seufzte. »Und das bei diesem Wetter.«
»Es ist das beste Wetter, das sich ein Ghaist wünschen kann«, meinte Phenìoras. »Je schneller wir dagegen gewappnet sind, desto besser. Außerdem hilft brennendes Petroleum gegen fast alles.«
Caphalor und Sogàtor lachten zustimmend. »An die Arbeit.«
Die beiden Albae erhoben sich und verließen die Wachstube.
Es kann falscher Alarm sein. Aber wenn nicht … Caphalor blieb alleine zurück. Er hörte das Knacken des brennenden Holzes im Kamin und das Säuseln des scharfen Windes, der neuerlichen Schnee umhertrieb. Die Flocken raschelten leise, wenn sie gegen das Glas trafen.
Er verstand, dass sich die Unauslöschlichen auf Tark Draan und die Eroberungen dort fokussierten. Es gab vorerst kein Zurück, und solange man keine Späher in die Ruinen des untergegangenen Dsôn entsandte, blieb das Schicksal des alten Albaereichs im Verborgenen.
Sie wollen nicht mehr zurück. Caphalors Blicke legten sich auf den Kupferhelm, der im Schein des Feuers und der Kerzen rötlich schimmerte, als würde er von innen beleuchtet. Die kleinen Flämmchen spiegelten sich verzerrt darauf und tanzten. Die Geschwister haben in Dsôn Balsur bereits ihre neue Heimat gefunden, doch sie übersehen, dass die Gefahren aus Ishím Voróo bis zu uns gelangen können. Er lehnte sich zurück, ohne die Augen von den Überresten des Ghaist abzuwenden. Inàste, ich bin genau an der richtigen Stelle, um mein Volk vor Schaden zu bewahren. Dazu werde ich nichts unversucht und ungetan lassen.
Das brachte ihn auf einen Gedanken.
Caphalor richtete sich auf, nahm Feder und Papier und schrieb an Carmondai, wo auch immer sich der Geschichtenweber aufhielt, um seine Meinung zum Ghaist zu erbeten. Wenn schon die Unauslöschlichen die Bedrohung durch die Botoiker nicht so ernst nahmen, wie es sich gebührte, dann vielleicht ihr Städtebauer.
Dazu gesellte sich ein inniger Gruß an Imàndaris, die er vermisste, und die Bitte, sich in Dsôn Balsur nach alten Schriften umzuhören, in denen sich Hinweise auf die Wesen fanden, auch wenn er es nicht glaubte.
Danach setzte Caphalor eine Liste auf, was er an den Barrikaden verändert haben wollte, um besser auf ein großes feindliches Heer vorbereitet zu sein. Nun erwies es sich als Nachteil, die Pforte am Steinernen Torweg nicht schließen zu können. Eine dreißig Schritt breite Schneise konnte sehr schwierig zu verteidigen sein.
Wir brauchen die Losung, und dazu benötigen wir einen Unterirdischen und neue Methoden, um ihn zum Sprechen zu bringen , grübelte er. Tränke, die den Verstand benebeln, damit er uns für Freunde hält. Er lachte auf. Wäre das möglich?
Die Tür wurde ruckartig aufgestoßen.
Ein Schwall eisiger Luft wirbelte herein und griff nach seinen Blättern. Nur die schnellen Reflexe des Albs verhinderten, dass die Seiten umherflogen und ins Feuer gerieten. »Bei den … Unauslöschlichen! Schließen!«
Der Besucher, der ein Schal vor dem Gesicht und einen dicken, langen Mantel Weißfuchsmantel trug, kam herein und drückte die Tür ins Schloss.
»Habe ich Bewegung in dein eintöniges, unsterbliches Leben gebracht?«, fragte eine sehr vertraute Stimme mit einem Lachen. Mit einer schnellen Bewegung wurde der schützende Stoff entfernt, und Sinthoras feine Züge kamen zum Vorschein. »Ich grüße dich, mein alter Freund.«
Caphalor kämpfte mit der Überraschung und dem Unbill, welcher der Auftritt ausgelöst hatte. »So kenne ich dich«, gab er ungehalten zurück und erhob sich, um den blonden Alb zu umarmen. »Auch wenn du meine Unterlagen durcheinanderbringen wolltest, freue ich mich, dich zu sehen.«
Sinthoras lächelte. »Es wird
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