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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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soll ich rudern?«
    Wie gelangte er zum Bug? »Ich komme zu dir«, gab Carmondai zurück, während seine Blicke hin und her zuckten, um den Weg über die dümpelnden Wrackteile zu bestimmen, den er nehmen wollte. Es würde so leicht sein wie über Trittsteine zu laufen. Sorge bereitete ihm der Qualm, der vom Seewind willkürlich hin und her geweht wurde.
    Carmondai tat den ersten Sprung von vier Schritten hinüber zur ersten Ansammlung von Planken – als dort überraschend ein verwundeter Óarco aus dem Rauch trat und seine übergroße Axt gegen den Herannahenden schwang.
    Für den Alb verlangsamte sich die Zeit, genau wie es ihm Arviû einst beschrieben hatte, als der Bogenschütze von den Splittern der geborstenen Lanze getroffen worden war.
    Die Kriegersinne rangen mit denen des Schriftstellers, den die Szenerie faszinierte: die schwellenden Muskeln des Scheusals, das leise Geräusch seines Atems, das Surren, als die Axt nach hinten geschwungen wurde und ruckartig nach vorne zuckte, der wirbelnde, schwarze Qualm um das Scheusal und der orangerote, dreckige Feuerschein – Carmondai drohte von den Eindrücken gefesselt zu werden.
    Das änderte sich abrupt, als sein Verstand ihn mahnte, dass die Axt auf ihn zuhielt und er nicht mehr der reine Beobachter sein durfte. Im Flug macht er sich klein.
    Die breite, von rotem Blut beschmierte Klinge surrte knapp über seine Stirn hinweg und verfing sich in den langen, braunen Haaren, schnitt deutlich spürbar ein paar Strähnen ab.
    Carmondai landete auf den Knien vor dem Óarco, der Aufschlag auf den Planken schmerzte. Er riss den Dolch hervor und stach von unten in die ungeschützte Leiste; der Stich würde die Bestie nicht sofort töten, doch sicherlich verbluten lassen – falls der Kampf so lange dauerte.
    Aufjaulend nutzte das Scheusal den Schwung des Fehlschlags, führte die Axt fließend weiter bis über den Kopf und hackte senkrecht nach dem Alb, als sei er ein Holzscheit, den es spalten wollte.
    Carmondai tauchte zwischen den Beinen des Gegners hindurch und entging dem Hieb. Die Schneide durchschlug die Planken, Wasser spritzte auf.
    Mit einem Tritt in die Kniekehle brachte er den Gegner zum Einknicken, ein zweiter beförderte den Óarco von der kleinen Insel in den See, in dem er blubbernd versank. Den Rest übernahm die tiefe Wunde in der Leiste.
    Weiter! Der unruhige Wind drückte den Rauch nach unten und gab dem Alb genug Sicht, um einen weiteren genauen Sprung zu wagen, ehe der Qualm erneut aufwallte. Das nächste größere Wrackstück trieb geschätzte fünf Schritte entfernt.
    Carmondai nahm Anlauf, so gut es ihm die treibenden Planken ermöglichten, und drückte sich ab.
    Im gleichen Augenblick trieb eine Böe eine schwarze Rußwand wie aus dem Nichts heran, durch die er flog. Die feinen Pigmente trafen ihn im Gesicht.
    Er schloss die brennenden Augen und landete blind auf dem Trümmerstück, rutschte mit einem Fuß weg und ließ sich fallen, um nicht im Wasser zu enden. Die Augen tränten heftig bei dem Versuch, den Ruß herauszuspülen.
    »Carmondai? Wo steckst du?«, hörte er Nimòras.
    Carmondai langte in den See und wusch sich damit das Antlitz, um rasch wieder sehen zu können. Er spürte an den Erschütterungen, dass er wieder nicht alleine auf der künstlichen Insel war und sich jemand auf ihn zubewegte. »Ich bin gleich bei dir«, rief er zurück.
    Endlich ließ das Brennen nach, und er hob den Kopf.
    Etwas von dem Dreck war geblieben und behinderte ihn, alles Blinzeln half nichts. Er sah schemenhafte Gestalten über das abgerissene, dahintreibende Oberdeck auf sich zukommen. Mitten darauf loderte Pechfeuer und sandte sowohl lange, blutrot-gelbe Lohen als auch beißenden Rauch in die Höhe. Um ihn herum brannte der See, was ein Schwimmen oder Tauchen, um den Angreifern zu entgehen, unmöglich machte; zudem hätten sie ihm folgen können.
    Es muss auch so gelingen. Carmondai zog Schwert und Dolch. Inàste und Samusin, ich habe noch so viele Geschichten zu schreiben . Er lief los und beschleunigte, er rannte auf die Gegner zu, um sie mit Geschwindigkeit zu überraschen. Gönnt es mir.
    Bevor er auf den ersten Widersacher traf, griff er auf seine albischen Kräfte zurück und sandte Furcht gegen die Unmengen von Óarcos, gefolgt von Dunkelheit, um ihnen die Orientierung zu rauben.
    Den ersten Gegner sprang er mit den Füßen voraus an und warf ihn rückwärts gegen den zweiten; beide gingen grölend zu Boden, während Carmondai blitzschnell an

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