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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Sie würden ihn als Elb betrachten, und falls nicht … hatte Weyurn einige Bewohner weniger.
    Die Barbarengruppe bestand überwiegend aus Männern, und sie trugen einfache, abgetragene Kleidung. Weiter oberhalb hatten sie Handkarren und Säcke am Strand abgestellt, die zu einem großen Teil mit Truhen, Waffen und Rüstungen gefüllt waren. Es schien sich zu lohnen, zwischen den frischen Kadavern umherzuklettern.
    Sie bemerkten Carmondai erst, als er dicht neben ihnen ins Licht ihrer Laternen trat und mit dem Fuß absichtlich gegen einen halb eingesunkenen Óarcohelm trat. Zwei Frauen schrien erschrocken auf, ein Mann richtete sofort den Speer gegen ihn.
    »Meinen Gruß«, sagte Carmondai langsam in der Sprache der Barbaren und wies ihnen seine leeren Hände. »Mein Name ist Osonaîl«, erfand er geradewegs und hoffte, damit elbisch genug zu klingen. »Mein Freund Nimòras und ich befanden uns auf dem See und gerieten unglücklicherweise mitten in das Gefecht eurer Truppen mit den Bestien. Entdecktet ihr bei eurer Suche einen Elben?«
    Die Barbaren wechselten rasche Blicke, der Speer wurde nicht gesenkt.
    »Nein«, antwortete einer der Männer, dessen Gesicht von der Sonne braun gebrannt und gegerbt war. »Aber der Strand ist lang. Du solltest ihn suchen, bevor ihn die Krebse finden und bei lebendigem Leib auffressen.«
    Carmondai sah sowohl die Abneigung als auch die Furcht in den Gesichtern. Es hatte sich herumgesprochen, dass es Wesen gab, die wie Elben wirkten, doch weitaus schlimmer waren. Sicherlich hatten sie sich wortlos darauf geeinigt, nicht näher nachzuhaken, um den Tod nicht herauszufordern. Sie senden mich geschickt weg. Sie fragen nicht mal, ob mir etwas fehlt oder ob ich etwas zu essen brauche. »Wo suchtet ihr bereits?«
    »Am gesamten Abschnitt, der hinter uns liegt«, erklärte er und schwenkte die Lampe nach rechts. »Du gehst am besten in die andere Richtung.«
    Die übrigen Barbaren schwiegen, pressten die Lippen zusammen und warteten. Weder sammelten sie den Óarcohelm auf noch wühlten sie weiter in dem Durcheinander aus Planken, Algen und Segelresten. Die Spannung lag spürbar in der Luft.
    Sie wissen ganz genau, was ich bin , erkannte Carmondai in ihren verschlossenen, groben Gesichtern und der schlecht verborgenen Unsicherheit in den Augen. Doch woher? »Nehmt meinen Dank für eure Gastfreundschaft«, sagte er spöttisch, legte die Hände auf den Rücken und wandte sich um.
    Die Kleidung des Speerträgers raschelte leise und verriet den Angriff, sodass der Alb mit einer einfachen Seitwärtsdrehung der langen Metallspitze entging, die auf sein Herz gezielt hatte. Die Arme blieben auf dem Rücken, während Carmondai den rechten Stiefelabsatz mit voller Wucht auf den Spann des Angreifers schießen ließ, sodass der Knochen brach.
    Der Barbar ächzte und humpelte halb zurück, setzte jedoch aus Wut zu einem neuerlichen Stoß an.
    »Nein!«, schrie eine der Barbarinnen auf und versuchte, den Angreifer am Kragen zu packen und zurückzuziehen. »Er wird dich töten!«
    Carmondai lachte einmal auf. Nicht nur dich. Euch alle.
    Der Braungebrannte stieß einen Fluch aus und zog ein óarcisches Kurzschwert aus der Falte seines Gewands, das er reichlich ungelenk gegen den Alb reckte. Die restliche Gruppe zog ebenfalls Waffen, die einmal in der Hand von Bestien gelegen hatten. Sie machten schon aufgrund der Haltung nicht den Eindruck, als verstünden sie sich aufs Fechten. »Geh zu der schwarzäugigen Hexe, aber lass uns in Ruhe«, rief er drohend. »Wir taten dir nichts.«
    »Ihr tatet gar nichts, was einen gravierenden Unterschied bedeutet. Ihr hättet mich fragen müssen, ob ihr helfen könntet. Ich bin ein Schiffbrüchiger. Ich sollte euch alle auslöschen.« Carmondai blieb, wo er war. »Doch ich gebe euch die Gelegenheit, den Strand lebend zu verlassen: Wen meintest du mit der schwarzäugigen Hexe? «
    Der Barbar mit dem gebrochenen Fuß sackte zusammen und musste sich in den Sand setzen; mit schmerzverzerrtem Gesicht zog er den Riemenschuh aus und sah auf die Gliedmaße, die bereits anschwoll.
    »Man sagt, sie wohne landeinwärts, etwa vier Meilen nach Westen«, antwortete der Braungebrannte.
    »Wie kommst du darauf, dass ich etwas von ihr wollen könnte?«
    Der Barbar am Boden spuckte Carmondai vor die Füße. »Was sonst würdest du hier suchen? Du bist einer von denen!«, presste er verächtlich unter Schmerzen heraus.
    »Wolltest du mich deswegen erstechen? Hinterrücks und feige?«,

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