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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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entkommen. Der stinkende Wind, der über das Moor strich, verjagte einen Großteil von ihnen, doch es blieben dem Alb genügend treu, sodass er bald viele rote Einstiche an Hals und im Gesicht davontrug. Sie sind schlimmer als Fflecx!
    Die Hufabdrücke führten ihn genau auf eine Kate zu, aus deren Schornstein heller Rauch stieg. Neben dem Häuschen war eine Scheune angebaut, an der verschieden große, bunt gemusterte Tierhäute an langen Rahmen zum Trocknen in der Sonne aufgespannt worden waren; bei einigen handelte es sich um kleine Hirsche, bei anderen um Nagetiere. Es roch nach Alchemie, nach Gerberei und nach verrottendem Fleisch.
    Carmondai konnte es nicht verhindern, dass er sich zwischen den Fellen auch Nimòras’ Haut vorstellte. Wer weiß, weswegen sie ihn hierherbrachten.
    Er schlich näher heran, nutzte das wogende, raschelnde Binsenmeer als Deckung und gelangte bis auf acht Schritte an die Scheune heran. Dann endete das Schilf.
    Er lauschte noch eine Weile, doch es erklangen keine Geräusche, die auf Leben schließen ließen, dann erhob er sich und verließ die Halme. Ich habe keinen besonderen Grund, vorsichtig zu sein. Mit einer Handvoll Barbaren werden ich leicht fertig.
    Zuerst überprüfte er die Scheune, deren Tor offen stand. Der Gestank von Verwesung nahm zu.
    Als Carmondai eintrat und sich die Augen an die schwächere Helligkeit gewöhnt hatten, erkannte er jede Menge Bottiche und Kessel, in denen Häute vor sich hin köchelten, gefärbt und haltbar gemacht wurden. Mal entstand Leder, mal wurden Pelze erhalten. In einem Fass, über dem Mückenschwärme kreisten, lagerten die abgeschabten Fleischreste, die bei der Herstellung anfielen.
    Aber von Nimòras fehlte jede Spur, nicht mal eine Haarsträhne des Albs war zu entdecken, was Carmondai wiederum erleichterte. Er hatte nicht ernsthaft damit gerechnet, dass die Barbaren den Spieß umdrehten und aus seinesgleichen Kunst fertigte, aber dennoch war ein Unwohlsein aufgekommen, als er die Tierhäute gesehen hatte.
    Er verließ das Gebäude und umrundete die Kate, spähte durch die Fenster.
    In einem kleinen Nebenraum entdeckte er Nimòras. Der unbekleidete Alb lag auf einem Bett, die Decke war bis zum Nabel herabgezogen, eine breite Naht verlief quer über den Bauch bis zur Brust und hinauf zum Schlüsselbein. Da Spuren von Blut auf der Haut des Schlafenden fehlten, musste er gewaschen worden sein.
    Bei Inàste! Carmondai wusste nicht einzuschätzen, ob die Verletzung von der Seeschlacht herrührte oder von dem Barbaren stammte, der Nimòras mitgenommen hatte.
    Kurzerhand drückte er das Fenster auf und kletterte hinein, begab sich neben seinen Begleiter und untersuchte die Wunde selbst.
    Aus seiner Zeit als Krieger und nicht zuletzt von den letzten Kriegszügen gegen Tark Draan wusste er sehr genau, wie er Verletzungen einzuschätzen hatte. Diese Wunde war lebensbedrohlich, alleine aufgrund des Ausmaßes. Somit stiegen die Aussichten, dass sie sich entzündete und den Alb nachträglich in die Endlichkeit führen konnte. Gleichwohl atmete Nimòras ruhig und beständig, hatte kein Fieber oder kalten Schweiß auf der Stirn.
    Carmondai entdeckte auf der Ablage Fläschchen und Tinkturen, Schwämme und eine Schale mit Wasser. Man kümmert sich um ihn.
    Er hörte ein helles Lachen aus dem Hauptraum der Kate, dann näherten sich Schritte. Noch bevor sich die Tür öffnete, huschte der Alb unter das Bett – nicht aus Furcht, sondern weil er sehen wollte, wer Nimòras’ scheinbarer Wohltäter war.
    Ein Paar nackter, wohlgeformter Frauenfüße kamen herein, der leicht fleckige Saum eines Kleids wurde sichtbar. Eine leise Melodie wurde behutsam von der Barbarin gesungen, während sie sich dem Schlafenden näherte.
    »Nun, mein Hübscher?«, sprach sie zu ihm, Wasser plätscherte und tropfte in eine Schale. »Das sieht gut aus. Falls du mich in deinem tiefen Schlummer hörst: Ich werde die Naht wieder mit den Heilungstinkturen beträufeln, damit sich die Haut verbindet. Eine Woche, länger wird es nicht dauern, bis du dich erheben darfst. Aber bis dahin« – wieder plätscherte es, dann wurde ein Verschluss entkorkt – »werde ich dich in diesem Zustand halten, sonst bewegst du dich und dein Fleisch reißt auf. Das würde unschöne Flecken geben.«
    Carmondai verhielt sich ruhig. Sie hat eine betörende Stimme.
    Die unbekannte Barbarin verrichtete summend ihr Werk, Nimòras stöhnte einige Mal leise auf, woraufhin sie ihn mit »sch, sch« beruhigte. Dann

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