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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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erbauten Instrumente nicht zufrieden.
    Daher verließ ein Klangmacher nach dem anderen traurig den Beinturm, um sein Instrument den Flammen zu übergeben, da es nicht gut genug war.
    Bald wagte es niemand mehr, sein Werk anzubieten, und so kam der Wettbewerb zum Erliegen, ohne dass sich ein Sieger fand.
    Doch gab es in Dsôn ein Lehrling von geringem Alter mit Namen Ophaîtas.
    Er erinnerte sich an ein Kindergedicht, das ihm einst seine Mutter aufgesagt hatte. Es handelte von einer Gebeinlaute, deren acht Saiten besonders sein mussten.
    Er hielt die Mär geheim, damit niemand vor ihm dieses wundersame Instrument erschuf, blieb bei seinem Meister, lernte von ihm das Instrumentenbauen und zog nach drei Teilen der Unendlichkeit los, um zu finden, was brauchte.
    Für den Corpus, rat ich dir,
    nimm den Leib vom Einhorntier.
    Ophaîtas verabschiedete sich von seiner Gefährtin, ging nach Ishím Voróo und suchte nach Einhörnern.
    Alsbald sah er die widerlichen Kreaturen auf einer Lichtung äsen. Da er um deren Gefährlichkeit wusste, ersann er eine List, um sie zu fangen, ohne dass sie ihn durchbohren könnten.
    Des Nachts grub er ein Loch und deckte es mit Reisig und Blättern ab.
    Als die Einhörner mit dem Sonnenaufgang auf die Lichtung eilten, brach eines von ihnen ein.
    Ophaîtas musste lange warten, bis es darin verendet war und die Herde es nicht länger schützte. Sodann eilte er hin, brach das Tier auf und zerteilte es, um an die Knochen zu gelangen.
    Dann sagte er die nächsten Zeilen des Reims auf.
    Genau acht Saiten müssen’s sein,
    nur so klingt diese Laute fein.
    Zwei aus des Einhorns warmem Gedärm,
    Da Ophaîtas das Einhorn schon gefangen hatte, fiel ihm diese Aufgabe leicht.
    zwei aus dem Bauch des Barbaren,
    Einen Barbaren zu fangen war das Einfachste, was er sich vorstellen konnte.
    Ophaîtas brauchte sich nur abseits ihrer Felder auf die Lauer zu legen.
    Als sie kamen, um die Äcker zu bearbeiten, griff er sich unbemerkt einen von ihnen und schlitzte ihm den Wanst auf, um an die Innereien zu gelangen.
    So schnell, wie er gekommen war, enteilte der Alb mit seiner Beute und hing den Darm zum Trocknen neben den des Einhorns.
    zwei von den Därmen eines Elbs,
    Einen Elb zu fassen war kein ganz leichtes Unterfangen, das wusste Ophaîtas.
    Die Todfeinde waren tückisch, hinterhältig und schwer im Kampf zu packen. Also ersann er eine ähnliche List wie bei dem Einhorn, um an sein Ziel zu gelangen.
    Ophaîtas verbrachte viel Zeit in Ishím Voróo, bis er endlich von einem Elb hörte, der des Öfteren in einer Barbarenstadt erschien, um Handel zu treiben.
    Der Alb wartete, bis die Nacht hereingebrochen war und die schwarzen Augen ihn nicht verraten konnten, um sich zum Elb ans Feuer zu begeben.
    »Mein Freund«, sprach Ophaîtas, »gewähre mir einen Platz bei dir an den schützenden Flammen.«
    Der Elb musterte ihn und zog sein Schwert. »Wie kann ich sicher sein, dass du kein Alb bist?«
    »Wie kann ich sicher sein, dass du keiner bist?«
    »So prüfen wir uns gegenseitig«, sprach der Elb, ohne die Klinge zu senken. »Wie lautet der Name des Elbenkönigs?«
    »Bevor ich dir das sage«, erwiderte Ophaîtas, »schreibe ihn heimlich vor dir in den Sand, damit ich sicher sein kann, dass du das Gleiche weißt.«
    Als der Elb mit dem Schwert den Namen schrieb, löschte der Alb das Feuer und tat einen großen Sprung an der Feindesklinge vorbei und stach dem Elben den Dolch in den Bauch.
    »So vernimm, dass dein Tod Ophaîtas heißt«, raunte er ihm zu. »Und wisse, dass du mir gute Dienste leisten wirst, über deinen Tod hinaus.«
    Und so gelangte Ophaîtas an die Gedärme des Elbs, die er zu denen des Einhorntieres und des Barbaren legte.
    Doch die letzte Zeile bereitete ihm arge Zweifel:
    und auch zwei aus einem Alb.
    Weil Ophaîtas keinen aus seinem eigenen Volk töten wollte und durfte, tauschte er die Saiten gegen noch mehr Gedärme des Elbs aus.
    Zurück mit seinen Saiten und den Knochen für den Korpus, begab Ophaîtas sich in die Werkstatt, um die Laute zu vollenden.
    Beinahe einhundert Momente der Unendlichkeit später hatte er das Instrument erschaffen und bespannt und versuchte, darauf eine Melodie zu spielen.
    Und obwohl er auf die Därme eines Albs verzichtet hatte, lockte sein Spiel die Neugierigen an, weil sie wissen wollten, was da so herrlich klang.
    Als er sah, wie betört die Albae von den Lautentönen waren, wagte sich Ophaîtas zum Beinturm, wo die Unauslöschlichen warteten.
    Er kniete vor

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