Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
rührte sich nicht, weniger aus Angst, sondern weil er beeindruckt vom Willen und von der Treue der Albin zu den Barbaren war. Das wird niemand verstehen. Niemand wird sie verstehen.
    Es pochte einmal gegen die Tür, und schon schwang sie auf.
    »Wir haben Besuch bekommen, sagte man mir?« Im Rahmen stand ein recht hochgewachsener Barbar in einer gelb-weißen Uniform, den Carmondai von den Bildern in der Eingangshalle wiedererkannte. Er wirkte verschwitzt.
    Morana erhob sich und warf sich ihm in die Arme, die ihren Muskelumfang sicherlich den Arbeiten an der Hebevorrichtung zu verdanken hatten. »Klerond! Du bist schon zurück?«
    »Das Setzen der Anker lief schneller als gedacht. Weydenwog ist vertäut und wird die Zeit nutzen, den Abfall der letzten Umläufe an Land zu schaffen.« Er sah auf Carmondai. »Ihr seid Dendûwain von Osant.« Er musterte ihn. »Ich verstehe. Ihr und eine Frau gaben in den gemeinsamen Stücken sicherlich ganz ausgezeichnete Albae.«
    Er lächelte und deutete eine Verbeugung an. »Wir waren von echten nicht zu unterscheiden.« Eine Albin, die sich an einen Barbaren schmiegte, blieb für ihn ein merkwürdiger Anblick. Carmondai deutete auf seine Augen. »Wir haben sogar eine Flüssigkeit, mit der man das Weiß einfärben kann. Ich musste mehr als einmal von der Bühne flüchten, weil ich zu echt aussah.«
    Klerond lachte, und Morana fiel mit ein. »Dann heiße ich Euch willkommen, Dendûwain von Osant. Bleibt, solange Ihr möchtet.«
    »Er reist morgen schon wieder ab«, eröffnete Morana hurtig, bevor der Alb etwas erwidern konnte. »Wir feiern ein kleines Wiedersehensfest, und dann kehrt er zu seiner Truppe zurück.«
    »So ist es.« Carmondai verstand ihren Grund. Sie fürchtet, dass ich zu viel in Erfahrung bringe und bereut ihre Einladung nach Weydenwog bereits. »Dennoch muss ich mich für die Gastfreundschaft bedanken. Ihr habt ein außerordentlich schönes Haus, Klerond.«
    »Vielen Dank. Die Götter waren uns gnädig und bedachten uns mit Reichtum, den ich gerne mit meiner Frau teile.« Er zog Morana zu sich und küsste ihren schwarzen Haaransatz.
    Carmondai nahm ein neues Blatt und fertigte eine rasche Zeichnung der beiden an. »Dann wünsche ich Euch weiterhin deren Beistand. Man weiß nie, wie lange man sich der Gunst der Unauslöschlichen … Wesen sicher sein darf.«
    Morana warf ihm böse Blicke zu, ohne dass Klerond etwas bemerkte.
    »Das ist wohl war, Dendûwain von Osant«, erwiderte der Zunftmeister. »Schade, dass Ihr abreist, sonst hätte ich Euch manche Geheimnisse von Weydenwog gezeigt.«
    »Die ihn aber langweilen würden«, warf die Albin schneidend ein. »Er interessiert sich einzig für Kunst. Bringen wir ihn nicht in die Verlegenheit, Faszination heucheln zu müssen.«
    »Was ich ohne Weiteres vermöchte, doch meine alte Freundin spricht die Wahrheit.« Er zog den letzten Strich, stand auf und reichte das Papier an den Barbaren. »Als kleines Andenken und Dank für Eure Gastfreundschaft.«
    Kleronds Augenbrauen schossen in die Höhe. »Das ist … von unglaublicher Genauigkeit! In dieser kurzen Zeit? Das muss in unsere Eingangshalle! Es erhält einen Ehrenplatz.« Er sah genauer auf die Signatur. »Ich kann die Unterschrift kaum entziffern. Steht da … Carmondai?«
    Morana seufzte wissend.
    »Es ist nur ein Kürzel, weil Dendûwain von Osant zu lange ist und das schöne Bild ruinierte«, erwiderte er feixend.
    »Dann lasse ich euch beiden Bühnengefährten allein, damit ihr in die Geschichten von damals eintauchen könnt.« Klerond verabschiedete sich von Carmondai mit einem Nicken und von Morana mit einem langen Kuss auf die Lippen, dann ging er hinaus und zog die Tür zu.
    Die Albin kehrte an ihren Platz zurück und nahm das Essen wieder auf, Carmondai kritzelte weitere Gedanken hin.
    Lange Zeit blieb es still.
    »Die Geschichten von damals«, wiederholte der Alb sinnierend. »Vermisst du dein Volk nicht?«
    Morana schüttelte den schwarzen Schopf.
    »Nicht einmal unsere Lieder, unsere Gedichte?«
    Nun zögerte sie.
    »Dann erlaube mir, dass ich dir einige Zeilen vortrage. Und wenn du magst, musizieren wir zusammen.« Er sah sich um. »Hast du Instrumente hier?«
    Die Albin beendete ihr Mahl, tupfte sich den Mund mit dem Tuch ab und lehnte sich zurück. »Ich weiß deinen Vorschlag zu schätzen, Geschichtenweber, doch ich gehöre nicht länger zu den Albae. Äußerlich, ohne Zweifel. Mit vielen meiner Gedanken, unbedingt. Die Waffen, oh ja! Doch mein Herz

Weitere Kostenlose Bücher