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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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noch einmal an mich, und es werden deine letzten Worte sein. Die Münzen für dich habe ich schnell gezahlt, um eine Nachfolgerin zu beschaffen.« Er ging an ihr vorbei und richtete sein dunkelrotes Lederwams, das er eng anliegend über dem knielangen, schwarzen Hemd und den gleichfarbigen Hosen trug. Die weichen Sohlen der Stiefel setzte er geräuschlos auf dem dunklen Holzboden auf.
    Gàlaidon schritt zügig aus, um Ahisiá in die Arme schließen zu können; die Sklavin hatte er bereits vergessen.
    Das alles andere als bescheidene Haus war vollständig aus Hölzern errichtet. Rotblut-Buchen, Knochen-Eichen, Nacht-Eschen und viele Bäume mehr hatten ihre Stämme dafür gegeben. Die besten Zimmerleute und Kunstschnitzer hatten einen Teil der Unendlichkeit gearbeitet, um die geschwungenen Durchlässe und Treppen einzupassen, die Erker zu gestalten, die Intarsien aus Edelsteinen und Metallen zu fertigen.
    Entstanden war ein warmes, vollendetes Zuhause, das ständig leise knarzte und leicht nach Harzgemisch roch, selbst nach so vielen Momenten der Unendlichkeit. Das Glas der hohen, runden Fenster war überwiegend in sattem Dunkelblau und Grün gehalten, hier und da war es gelb.
    Gàlaidon mochte die Stimmung, die darin herrschte und ihn stets an seinen Tauchgang im klaren Wassergraben erinnerte. Sogar das Licht der Knochenscheibenlüster wirkte wärmer, die spiegelnden Goldbleche an den Wänden verstärkten den Eindruck.
    Er lief die Treppe hinauf, die aus Gebeinen bestand und dem Skelett eines gewaltigen Fabelwesens nachempfunden war, ging auf der Galerie nach rechts und pochte gegen Ahisiás Tür.
    Die schwarzhaarige Albin riss den Eingang zu ihrem Gemach auf und warf sich gegen ihn, schlang die Hände um seinen Nacken und küsste ihn. Weich lagen ihre Lippen auf seinen, und er schloss die Lider, um sich dem Gefühl gänzlich hinzugeben.
    Gàlaidon legte seine Arme um sie und zog sie dichter an sich, um ihre Wärme durch das nachtblaue Kleid deutlicher zu fühlen. Ahisiá seufzte wohlig und ging langsam rückwärts, zog ihn mit ins Zimmer, das in Knochenweiß und Schwarz gehalten war, in dem Ornamente an den Wänden aus Silber und Gold schimmerten. Zwei kleine Kerzen brannten, es roch nach Blüten.
    Gemeinsam sanken sie auf die breite Liege vor dem Fenster, küssten sich und konnten nicht voneinander lassen. Als die Albin ihre Hand über seine Brust streifen ließ und unter den Stoff rutschte, ertastete sie den Verband – und hielt inne.
    »Du bist verletzt!«, rief sie bestürzt und zog den Kopf zurück, spähte durch die Öffnung im Gewand. »Bei den Infamen! Wie lang ist diese Wunde?«
    »Ein harmloser Schnitt«, beruhigte er sie. »Hast du mich schreien hören, als du mich berührtest?«
    Ahisiá musterte ihn besorgt. »Du schmeckst nach Kräutern. Du hast dir etwas gegen die Qualen geben lassen«, folgerte sie.
    »Ein Trunk gegen die Müdigkeit«, erwiderte er und fand, dass es nicht gelogen war, wenn er verschwieg, dass das Mittel auch vor Schmerzen schützte.
    Aber Ahisiá war misstrauisch. »Von wo bis wo , Gàlaidon?«
    Er räusperte sich und setzte sich auf, deutete auf das rechte Schlüsselbein, fuhr in einer geraden Linie abwärts bis fast auf Höhe des Bauchnabels. »Ich war unvorsichtig.«
    »Unvorsichtig? Du?« Sie atmete tief ein. »Soll ich Vaters Heiler rufen?«
    Gàlaidon lachte leise und streichelte ihr hübsches Antlitz. »Ich habe bereits den besten Heiler sein Werk an mir verrichten lassen. Es wird kaum eine Narbe bleiben, versprach er mir. Nach einem Zehntteil der Unendlichkeit wird der feine weiße Strich so gut wie verschwunden sein.«
    Ahisiá erhob sich und betätigte die Leine, mit der die Glocke im Sklavenzimmer in Bewegung gesetzt wurde. »Ich lasse dir dennoch etwas zur Stärkung bringen.«
    Schon klopfte es an der Tür, und ein verhüllter Barbar stand auf der Schwelle, um Anweisungen entgegenzunehmen.
    Die Albin schickte ihn, um Tee und einen Eintopf aus verschiedenen Fleischsorten aufzusetzen, und der Barbar verschwand stumm.
    »Was machen sie mit euch bei der Garde?«, sprach sie kopfschüttelnd. »Die Kampflektionen sollten euch verbessern, nicht zu Krüppeln machen.« Ahisiá küsste ihn und setzte sich dann auf die basaltene Fensterbank, ließ das rechte Bein herabhängen und legte die Fußsohle auf seinen rechten Oberschenkel. »Erzähl mir von deiner Heldentat.«
    »Ich konterte einen Angriff und lief dabei in die zweite Waffe«, fasste Gàlaidon kurz zusammen. »Es bereitet

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