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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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keine Freude, über Niederlagen zu sprechen, mein Nachtsamt.« Er mochte es, sie bei ihrem Kosenamen zu nennen.
    »Ich kann meinen Vater bitten, mit dem Ausbilder …«, setzte sie an.
    »Nein«, unterbrach Gàlaidon sie hart. »Ich war unvorsichtig und verdiente den Schnitt.«
    »Die Klinge hätte dich töten können!«
    »Sie war wohl geführt und diente dazu, mich daran zu erinnern, dass ein Kampf erst vorüber ist, wenn der Feind tot zu meinen Füßen liegt.« Er streichelte ihren zierlichen, nackten Fuß. »Berichte mir lieber, was ihr in den letzten Momenten der Unendlichkeit machtet. Wie sehr ist deine magische Macht gewachsen?« Seine Tonlage änderte sich, wurde übertrieben freundlich und dramatisch. »So offenbare mir: Vermagst du es endlich, Nacht am helllichten Tag zu bringen oder die Furcht derart stark werden zu lassen, dass man damit gar einen Drachen zu Tode ängstigen kann?«, neckte er sie. »Gewann ich etwa das Herz einer unsagbar mächtigen Cîanai?«
    Ihre Augen wurden zu schmalen Schlitzen, doch sie musste grinsen. »Das würdest du daran merken, dass ich dir meinen Namen auf magische Weise quer über deinen wundervollen Körper schreiben würde, sodass ganz Dsôn wüsste, zu wem du gehörst.«
    Er täuschte Bestürzung vor. »Dann ist meine Wunde womöglich dein Werk und ein misslungener Zauber?«
    »Ganz recht«, fauchte sie und riss die Arme nach oben, die Finger zu Klauen geformt. »Ich wollte dir das Herz aus der Brust reißen.«
    Sie lachten beide.
    »Wozu? Mein Herz gehört dir schon.« Gàlaidon küsste ihre Knie und legte das Kinn darauf. »Los, erzähle mir aus der Welt der Gelehrten und Buchhorte und Vorlesungssäle und Laboratorien«, bat er, dieses Mal ohne Spott.
    Ahisiá kam seinem Wunsch nach, und er verlor sich in ihrer Stimme.
    Seine Gedanken kreisten, während er ihr zuhörte. Gàlaidon durfte ihr nicht verraten, dass er zwar in der Garde diente, doch zusammen mit einigen Ausgesuchten eine besondere Ausbildung durchlief, bei der er sich diesen Schnitt eingehandelt hatte.
    Es war nicht der Erste gewesen.
    Ohne die Heilkunst wäre er verblutet oder an einer Vergiftung gestorben. Die Knochenbrüche zählte er nicht, ebenso wenig die Platzwunden, die blauen Flecken, Stauchungen und Quetschungen. Immerhin trug er noch sämtliche Zähne im Mund, was sein Mitschüler Odaikàlor nicht länger behaupten durfte.
    Der Alb, dem Gàlaidon den Schnitt verdankte, war Virssagòn persönlich gewesen. Der Meister.
    Nach einem anstrengenden Moment der Unendlichkeit, den sie mit Laufen und Gewichte stemmen verbracht hatten, folgte ein Waffengang mit überschweren Schwertern, was besondere Konzentration und Technik verlangte, da mit Kraft kaum etwas auszurichten war.
    Die müden, erschöpften Muskeln jedoch führten die Parade nicht schnell genug aus, die sich Gàlaidon ersonnen und zuvor im Kreise der Mitschüler großspurig als seine Erfindung angepriesen hatte.
    Prompt bekam er das Andenken verpasst.
    Dabei befanden sich Gàlaidon und die anderen noch in der Phase des Aussortierens. Die Besten aus einem Teil der Unendlichkeit waren Virssagòn von den Benàmoi und Gardanten zugeführt worden, aber nur fünf hatte der Meistermeuchler als wertvoll und vielversprechend betrachtet.
    Unter diesen brannte ein Wettkampf, wer letztlich der neue Schüler werden würde und wer zurück in die Garde oder in das Kriegerheer musste. Das bedeutete zwar keine Schande, doch wer einmal einen kleinen Einblick in die Künste und das Leben eines Assassinen erhalten hatte, empfand das unendliche Dasein als Soldat nahezu als Verschwendung.
    »Hörst du mir überhaupt zu?«, erkundigte sich Ahisiá leicht beleidigt.
    »Ich … schweifte kurz ab«, gestand er, da eine Lüge keinerlei Sinn ergab.
    »Du gähntest.«
    »Verzeih mir, es war anstrengend.«
    Es klopfte.
    Der Sklave kehrte mit Tee und Eintopf zurück, was die Spannung unterbrach und Gàlaidon die Gelegenheit gab, wacher zu werden.
    Es duftete köstlich und weckte seinen Hunger, der Tee verlieh seinem Geist die Anregung, die er benötigte. Gemeinsam speisten sie.
    Nach ein paar amüsanten Anmerkungen und Komplimenten schien Ahisiá wieder halbwegs versöhnt zu sein. »Falls du es nicht vernommen haben solltest: Ich erzählte dir von dem ungeheuren Vorfall.«
    Er hob den Löffel. »Lass mich raten: Es drehte sich dabei wieder um … Marandëi?«
    Die Albin nickte. »Diese eingebildete Albin hat sich etwas erlaubt. Unvorstellbar! Unbegreiflich! Es scheint

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