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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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schwarzen Rüstung. Die langen Haare trug er in einem Zopf, die Schwerter steckten gekreuzt in der Rückenhalterung.
    Gàlaidon ließ den Feuerstier am Fuße der Treppe halten, sprang aus dem Sattel und zog die Taschen ab, um die Stufen hinaufzulaufen, vorbei an den aufgereihten Feuerkörben, und sich vor den Meistermörder zu knien. »Ich kehre zurück«, sprach er aufgeregt und angefüllt mit Vorfreude, weil er fest mit dem Erstaunen des Albs rechnete. »Ich brachte dir Andenken mit, die ihresgleichen suchen.«
    Virssagòn nickte huldvoll und vollführte eine knappe Geste.
    Daraufhin traten Weïdori und Phainòri aus dem Schatten des Eingangs und begaben sich an die Seite des Balkons, um mit zu verfolgen, was ihr Widersacher aus Ishím Voróo mitbrachte. Sie trugen leichte Lederrüstungen und weite, schwarze Hosen, dazu Stiefel und natürlich die Masken.
    Während Weïdori teilnahmslos wie immer schien, funkelte ihn Phainòri kalt an. Sie wusste, dass sie von nun an in der Schuld ihres eigenen Schwurs stand, Gàlaidon umzubringen.
    Das habe ich nicht vergessen, und ich werde nicht so töricht sein, dich zu unterschätzen. Er öffnete die erste der drei Packtaschen. Sorgfältig in Ölpapier eingeschlagen, ausgekocht und herausgelöst legte er den blanken Schädel eines Fflecx vor Virssagòn nieder, gefolgt von einem besonders gewaltigen, skelettierten Óarcokopf.
    »Was dies ist, bedarf keiner Erklärung«, sprach Gàlaidon dabei und zog dann seinen ersten Trumpf hervor, den er in einem Korbglas aufbewahrte, eingelegt in Petroleum. »Dieses jedoch sieht man selten.« Er stellte das Gefäß ab, sodass die Hautlappen mit den Lamellen sichtbar wurden. »Die Kiemen einer Gryton-Schlange.«
    Virssagòns Augenbrauen zuckten kurz, er ließ sich das Glas von Phainòri reichen und hielt es ins Gegenlicht. »Das sind sie«, bestätigte er bedächtig. »Du musst weit in den Norden vorgedrungen sein, um eine Gryton zu stellen.«
    »Ich wollte die ausgefallensten Dinge mitbringen«, gestand Gàlaidon freimütig. »Es ging mir weniger darum, bei der ersten Schneeflocke zurück in Dsôn zu sein.« Er lächelte die Albinnen kalt an und nahm eine Kralle sowie etwas hervor, das an eine eingetrocknete Nabelschnur erinnerte. »Die gehörte einer Cêtchi-Echse. Ihre nadelspitze, peitschenlange Zunge verfehlte mich knapp, doch letztlich musste sie mir nicht nur ihr Leben, sondern auch die Zunge überlassen.«
    Virssagòn sah ihn plötzlich anders an als zuvor. »Das ist sehr bemerkenswert.«
    »Ich verspreche dir, dass es noch besser kommt.« Gàlaidon legte aus der zweiten Tasche den Botoikerkopf dazu, es folgten die Augen einer Krò-Katze und die Schuppen eines Bhaqij-Pferdes, die Verwandte von Nachtmahren sein konnten. Er weidete sich am verblüfften Ausdruck seines Meisters und an den neidischen Blicken von Phainòri. Weïdori hingegen schien durch nichts zu beeindrucken zu sein. »Und zuletzt begegnete mir diese Kreatur, als ich mich auf dem Rückweg befand«, offenbarte er und kramte aus der dritten Tasche einen rotgrünlichen Klumpen heraus, der sich unentwegt dehnte und zusammenzog, als würde sich darin etwas bewegen. »Es ist das Einzige, was von ihr übrig blieb, nachdem ich sie vernichtete.«
    Virssagòn stieß einen Fluch aus und zog eines seiner Schwerter aus der Halterung, hielt die Klingenspitze in die brennenden Scheite eines Feuerkorbs. »Du kannst nicht ermessen«, sprach er derweil, »was du mir brachtest. Doch ich muss gestehen, dass ich voller Bewunderung für dich bin.« Er senkte das heiße Schwert in den Klumpen.
    Ein helles Zischen erklang, in das sich grelles Pfeifen mischte. Das Überbleibsel verging schmurgelnd, dann jagte eine Lohe in die Höhe und verpuffte. Grässlicher Gestank verbreitete sich, es roch nach Schwefel, nach Krankheit und schwärenden Geschwüren.
    Phainòri und Weïdori würgten, Gàlaidon wurde von unsäglichem Schwindelgefühl befallen.
    »Weiß einer von euch, was es wirklich war?« Virssagòn betrachtete das zusammengeschrumpelte, verkrustete Beutelchen, das unter seiner Stiefelsohle knisternd zerblätterte und vom Wind davongetragen wurde.
    Niemand antwortete ihm.
    »Ein Pestbringer. Du hast bei deinem Kampf lediglich seine äußere Hülle vernichtet«, erklärte Virssagòn daraufhin. »Sie nehmen die vage Gestalt der Wesen an, unter denen sie sich gerade befinden und verstreuen ihre Krankheitssporen.« Er sah den Ascheflöckchen nach. »Nur mit Hitze vernichtet man sie restlos. Dieser

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