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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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war, suchte er sich eine neue Wand, um darauf zuzuhalten und zu vermeiden, dass sie im Kreis liefen. Spuren hinterließen sie wegen des Windes keine.
    So verlief die Wanderung von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.
    Zwischendurch legte sich der Sturm, aber der wolkenverhangene Himmel verhinderte einen Blick auf Tag- und Nachtgestirne.
    So blieb ihnen nichts anderes übrig, als schnurgeradeaus zu gehen und zu hoffen, auf Barbaren oder einen Pfad nach Tark Draan zu stoßen.
    Doch es schien nichts als Stein und Schnee zu geben.
    Kurz vor dem Ende ihrer Kräfte schoss ihnen Caphalor einen Bock, den sie roh verzehrten. Sie würgten die zähen Bissen hinab, tranken das Blut des Tieres und setzten gestärkt ihren trotzigen Marsch gegen die Elemente fort.
    Niemand sonst könnte das durchstehen, kam es Sinthoras in den Sinn, als sie in einem ruhigen Moment, den ihnen der Winter gewährte, einen weiteren der unzähligen Gipfel des Grauen Gebirges erklommen hatten.
    Sie blickten schwer atmend auf das Meer aus Schluchten, Höhen, Steilhängen und Abgründen, das sie von allen Seiten umschloss. Wolken zogen über und unter ihnen hinweg, vereinzelt stachen trübe Lichtlanzen nieder und beleuchteten willkürlich Flecken am Boden, ohne dass sich eine Besonderheit dort befand.
    »Schnee, Schnee und nochmals Schnee«, murmelte Caphalor. »Kein Baum, kein Haus. Es gibt nichts in dieser Ödnis.«
    »Es gibt uns . Damit erfährt dieses Gebiet eine unvergleichliche Aufwertung«, versuchte Sinthoras einen Scherz. Es wäre beinahe schön zu nennen, wenn es nicht um unsere Leben ginge. Der ranzige Geschmack des alten Bocks lag ihm noch immer im Mund. Er suchte den grauen Himmel nach der Sonne ab, doch die Lichtlanzen waren verschwunden. Denke nach. Dem Winkel des Einfalls nach sind wir …
    Ein heißer Schauder durchlief seinen abgemagerten Körper. »Wir gingen nach Norden«, raunte er. »Bei den Unauslöschlichen! Ich lotste uns tiefer in die Abgeschiedenheit.«
    Caphalor blieb ganz ruhig. »Dies aber sehr zielstrebig«, kommentierte er trocken. »Ich vermute, dass niemand außer uns jemals so weit ins Graue Gebirge vorstieß. Weder Barbar noch Scheusal vermögen solche Anstrengung auf sich zu nehmen.«
    Sinthoras war erleichtert, dass ihm Vorwürfe erspart blieben. »Wohl wahr.« Er wollte noch etwas hinzufügen, während er den Kopf behutsam drehte und den Blick wandern ließ – da machte er eine Bewegung im Weiß aus. »Siehst du das?« Er steckte den Speer in die Richtung, um seinem Freund einen Hinweis zu geben, während er selbst die Augen verengte und sich auf die aufrecht laufende Gestalt konzentrierte. Es ist kein Tier.
    Sinthoras erkannte, dass es sich um einen kräftig gebauten Läufer handelte, auf dessen Rücken eine lange Stange befestigt war, an der die zerfetzten Reste einer weißen Standarte flatterten, auf der sich wiederum Symbole befanden, die er aufgrund der Entfernung nicht zu deuten vermochte. Ein Óarco? Hier?
    Es konnte eine dunkelbraune Rüstung aus Leder sein, die um den muskulösen Leib lag und wiederum weiße Symbole auf sich trug; der schlichte Helm schimmerte rötlich golden. Aber die Art, wie sich der Läufer bewegte, deutete nicht auf eine Bestie hin.
    »Er bewegt sich in nördlicher Richtung«, stellte Sinthoras fest, »und es hat den Anschein, als wisse er, wohin er will.« Er blickte zu seinem schweigenden Freund, dessen Augen plötzlich voll Hass und Wut waren. »Was ist? Kennst du ihn?«
    »Ein neues Ghaist«, antwortete Caphalor gepresst. »Die Botoiker sandten einen weiteren Späher, der seinen Weg nach Tark Draan fand. Absichtlich oder nicht.«
    »Dieses Wesen, das am Steinernen Torweg erschien und in der Detonation verging?« Sinthoras verfolgte mit Blicken den einsamen Läufer, der sich unbeirrt durch das Weiß kämpfte, die Arme wie Schaufeln einsetzte, um sich aus dem Tiefschnee zu befreien und nicht einmal nachließ, um Kräfte zu schonen. »Dann sollten wir ihm folgen.«
    »Das sehe ich ebenso. Es darf keinesfalls zu seinem Herrn zurückkehren, denn wer weiß, was es alles herausfand, was uns schaden könnte.« Caphalor eilte los.
    Sinthoras folgte in seinen Fußstapfen. »Wie erledigen wir es?«
    »Es wird uns schon etwas einfallen.«
    »Sagtest du nicht, dass das Ghaist mit seinem Botoiker verbunden ist?« Sinthoras sah den Läufer in etwa einer Meile vor ihnen, der nicht ein einziges Mal einen Blick zurück warf. Der Kupferhelm leuchtete auf, als plötzlich ein schwacher Sonnenstrahl

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