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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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den Schlummer glitt.
    Die Nacht verging ohne Störung, und so bereiteten die beiden Freunde nach erholsamem Schlaf den Aufbruch vor.
    Sie durchsuchten auf Sinthoras’ Drängen in aller Eile erneut die Häuser und stießen auf weitere Hinweise, dass Elben und Zwerge Hand in Hand gearbeitet hatten, was auch die unterschiedlichen Höhenmaße der Einrichtungen in den Schmieden erklärte. Doch überragende Erkenntnisse blieben aus.
    Das Einzige, was nach Sinthoras’ Meinung noch von Interesse war, war eine drehbare metallische Vorrichtung von zwei Schritt Durchmesser, die von der Decke des kleinsten Hauses an drei Ketten herabhing. Das Gebäude erinnerte Caphalor an einen Tempel.
    Auch hier waren die Beschriftungen an den Stein- und Holzwänden eine Mischung aus elbischen und zwergischen Runen.
    Die über und über mit Symbolen und Zahlen versehene Vorrichtung war kreisrund und aus Ringen zusammengesetzt, die sich drehen ließen, und zwar ebenso senkrecht wie – nach dem Aufklappen – waagerecht. Das Material schien eine Legierung zu sein, die golden und je nach Lichteinfall perlmuttgleich schimmerte.
    Weder Caphalor noch Sinthoras wussten dieses Ding einzuordnen. Es stand mit nichts in Verbindung, löste keine weitere Maschine aus oder diente zur Steuerung von irgendetwas.
    »Es könnte ein Spielzeug oder ein besonderes Kunstwerk sein.« Sinthoras berührte es mit der Speerspitze. Ein heller, wunderschön reiner Klang entstand. »Ein Instrument gar?«
    »Vielleicht ein Hilfsmittel, um den Lauf der Gestirne zu berechnen«, sprach Caphalor seine Gedanken laut aus und schob die Ringe wieder zurück in ihre aufrechte Form. »Wir sollten es ebenfalls abzeichnen. Carmondai kann sich damit beschäftigen. Er kommt eher auf die Lösung als wir.« Und zudem fehlt mir die Geduld für so etwas. Ihn beschäftigten bei allen Wundern dieser Siedlung die Überlegungen zu den Botoikern und dem Ghaist, das vor dem Steinernen Torweg aufgetaucht war. Eine aufgegebene Siedlung bedeutet keinerlei Gefahr.
    »Dann male, mein Freund.« Sinthoras schlenderte hinaus. »Ich fange in der Zwischenzeit damit an, die Häuser in Brand zu stecken. Du solltest dich sputen.« Er warf ihm die Karte zu. »Nutze die Rückseite. Der Platz wird ausreichen.«
    Caphalor bemerkte, dass der blonde Alb die Lust an seiner eigenen Entdeckung verloren hatte und sie auslöschen wollte. Als kleine Genugtuung, etwas Elbisches vernichtet zu haben, selbst wenn es keiner vermisste.
    Caphalor nahm die Karte, dazu einen Stift aus gepresstem Kohlestaub, wie ihn Carmondai nutzte. Damit war er nicht auf Tinte angewiesen und konnte sogar bei tiefster Kälte schreiben. Er machte sich eilends ans Zeichnen und hoffte sehr, dass die Genauigkeit ausreichte, mit der er vorging.
    Nach langem Sitzen und Striche ziehen hatte er sein Werk beendet und verließ den kleinen Tempel.
    Den Geruch nach Rauch hatte Caphalor schon zuvor bemerkt, nun sah er, dass das halbe Tal bereits lichterloh in Flammen stand und das Feuer sogar die Werkstätten sowie die durchfeuchteten Mühlenräder erfasst hatte.
    Schwarze und graue Qualmwolken stiegen auf und wurden von dem taleinwärts strömenden Wind verwirbelt. Der beständige Luftstrom aus dem Berg wirkte wie ein Blasebalg und fachte die Feuer an. Es knackte und prasselte sehr laut.
    Sinthoras wartete vor dem Tempel und reichte Caphalor seine dicke Wäsche. Er hatte seine bereits angelegt und die schwarze Tioniumrüstung darübergeschnallt; lediglich den Mantel trug er lose über der Schulter. Die ohnehin herrschende Wärme des Tals wurde durch das Inferno ins Unerträgliche gesteigert. »Wir müssen los.«
    Hastig stieg Caphalor in die zusätzliche Kleidung, legte den Harnisch sowie die Schienen an, dann legte er Feuer im Tempel und erklomm mit seinem Freund die Stufen.
    Sie näherten sich der Grenze, wo die Kälte des Grauen Gebirges auf sie wartete und sie mit Schneetreiben empfing. Immer wieder hüllte sie der Rauch ein, und bei jedem zufriedenen Blick zurück stand mehr von der Siedlung in Flammen. Durch den Funkenflug fingen sogar die Felder auf den Terrassen Feuer. Das Getreide und die Apfelbäume verbrannten knisternd in lang gezogenen Lohen.
    Eine Siedlung weniger. Caphalor zog sich die Haube über das schweißnasse Antlitz, legte Mantel und Wolfsfell um, setzte den Helm auf und stellte den Fuß in den ersten Schnee. Vergehe mit deinem Geheimnis.
    Nach nur wenigen Schritten herrschten die eisigen Temperaturen, die er vom Aufstieg kannte,

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