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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Unterirdischen aus dem Stamm der Zweiten ein Bollwerk errichtet haben, das allenfalls mit einem Heer zu stürmen wäre, wie es Sinthoras und Caphalor am Steinernen Torweg anführten. Den Dämon nicht zu vergessen.« Er stützte die Hände auf den Fels und lehnte sich nach vorne. »Oder rechnest du damit, dass die Unterirdischen im Süden von Tark Draan bereits gefallen sind?«
    »Ich gestehe, dass die Rückkehr nicht meine oberste Sorge ist.« Horgàta hielt seinem wütenden Blick stand. Andeutungsweise erkannte sie die schwarzen Linien, die sich wie dunkle Adern über sein Antlitz unter der Haut zogen. Da er seine langen, dunkelgrauen Haare zu einem Zopf trug, gab es keine losen Strähnen, die es verbargen. Noch beherrschte sich der Benàmoi der Nachhut. Er durfte es sich nicht leisten, die Beherrschung zu verlieren.
    »Das sollte sie aber. Meine Krieger …«
    » Meine Krieger!« Horgàta sprang auf. »Du befehligst meine Krieger, Darinór, und ich sage dir, was sie zu tun haben. Sollte dich demnächst ein Elbenpfeil treffen, wird die Nachhut von einem anderen angeführt.«
    Darinór sackte ein wenig in sich zusammen und täuschte ein Einlenken vor; doch die geschnörkelten Striche hielten sich. »Die Krieger wollen zurück und nicht vor dem Blauen Gebirge warten. Sie fiebern darauf, sich in den Kampf zu stürzen und die Nostàroi zu unterstützen. Vor dem Tor zu warten beschert uns nur weitere Verluste.« Er setzte sich. »Enthebe mich meinetwegen des Amtes, aber ich sage es frei heraus: Es war ein Fehler, die Elben bis nach Ishím Voróo zu verfolgen.« Er sah sich erneut in der Runde um und wartete auf Zustimmung. Sie erfolgte nicht, was ihn zum leisen Fluchen brachte.
    Horgàta schwieg lange genug, um keine Unbesonnenheiten über ihre Lippen kommen zu lassen. »Du irrst. Es war kein Fehler.«
    »Es hätte ausgereicht, die Elben zum Tor hinaus zu jagen«, giftete er.
    »Und dann?« Horgàta hatte sich mehr Gedanken gemacht, als Darinór ahnte. »Hätten wir uns damit begnügt, sie hinter die Mauer der Unterirdischenfestung zu treiben, wären sie uns bei einer unpassenden Gelegenheit in den Rücken gefallen. Dass die kleinen Missgeburten uns ebenfalls die Tore öffneten, zeigt, wie sehr sie die Elben hassen.«
    »Oder sie verwechselten uns mit anderen Elben«, warf Darinór ein.
    »Einerlei. Hätten wir auf dem Zug durchs Gebirge nur einmal « – sie hob den Zeigefinger – »angehalten, wären die Bergmaden über uns hergefallen. Die Höhlen, Schächte und Tunnel sind ihr Zuhause. Dort können wir sie nicht besiegen. Nicht mit ein paar tausend Reitern.« Horgàta nahm zufrieden die Zustimmung der übrigen Benàmoi zur Kenntnis. »Um sicherzugehen, dass die Maden sich nicht doch mit den Elben zusammentun und uns angreifen, blieb uns nur die Hatz zum Tor hinaus.«
    Darinór schien nicht überzeugt. »Ich denke eher, es verhielt sich wie vor elf Momenten der Unendlichkeit.«
    »Was meinst du damit?«
    »Du dachtest, du jagst die Elbin – stattdessen hätte Narósil beinahe dich getötet.« Er legte die Unterarme ruhig auf den Stein, um den sie saßen. »Ich bin mir sicher, dass die Elben den Unterirdischen befahlen, uns gehen zu lassen. Damit es weniger Albae in Tark Draan gibt. Wir fielen darauf rein und freuen uns auch noch darüber.«
    »Aber die Feindschaft zwischen Elben und Unterird…«, hob der blonde Ocalòs an.
    »Würden sie ihre Fehde über den Fortbestand ihrer beider Heimat stellen?«, warf Darinór ein. »Vraccas gebot ihnen, Tark Draan gegen Angreifer von außen zu beschützen. Was sind wir? Besucher auf der Durchreise?« Er lachte. »Doch es ist nun einmal geschehen, dass wir auf die List hereinfielen. Kümmern wir uns beizeiten darum, dass wir sie dieses Mal tücken!«
    Horgàta sah zu Ecatòn und las die gleiche Eingebung in dessen grauen Augen. »Da du dir so umfassende Gedanken machst, Darinór, schlage ich vor: Richte sie auf etwas Vernünftiges. Sei du der Held, den wir später lobpreisen, weil er uns mit einem Handstreich, einem unerreichten Einfall oder wie auch immer an den Unterirdischen vorbeibrachte.« Sie legte die Handflächen zusammen. »Was hältst du davon?«
    Der Benàmoi der Nachhut sah unvermittelt unschlüssig aus.
    »Du zögerst? Weil du Angst hast, zu versagen?« Horgàta verzog das Antlitz. »Dazu ist es zu spät. Der Befehl ergeht an dich: Finde eine Möglichkeit oder scheitere und werde auch damit in den Heldenepen erwähnt. Denn nach unserer Rückkehr werde ich

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