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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Kummer, die Schwäche weitete sich mehr und mehr in ihr aus, leitete Kälte in jeden Winkel ihres Körpers.
    »Nichts gegen dein Flötenspiel, Horgàta, doch du solltest mehr üben«, traf sie die Stimme ihres Benàmoi in den Rücken. »Die Melodie von Ziehende Wolken hatte ich wohlklingender in Erinnerung.«
    Sie wandte sich um und sah Ecatòn grinsend vor ihr stehen, ebenfalls in einer verstärkten, schwarzen Lederrüstung. Der Ausdruck seiner grauen Augen zeigte die Erleichterung. Sie langte auf den Rücken, nahm den zurechtgeschnitzten Elbenknochen und wies ihn vor. »Ist es nicht vielmehr ein Wunder, dass es mir damit gelang?«
    Seine Augenbrauen wanderten langsam in die Höhe. »Oh, verzeih mir mein hartes Urteil. Du hast ein Meisterwerk vollbracht. Unter diesen Umständen.« Er betrachtete die Flöte. »So muss ich dich tadeln, ein miserables Musikinstrument aus einem wundervollen Knochen gemacht zu haben.«
    Sie lachten beide.
    »Wir finden genug Ersatz.« Horgàta sah sich um. Ihre Krieger waren bereits abgestiegen und machten sich an die Ernte. Ihr entging nicht, dass sie von Darinór vorwurfsvoll betrachtet wurde. Er saß abseits auf seinem Nachtmahr und befehligte die Nachhut, die für die Sicherung während des Ausbeinens verantwortlich war. »Was ist mit ihm?«
    »Das wird er dir später sagen.« Ecatòn senkte die Stimme. »Bereite dich auf ein hartes Wortgefecht mit ihm vor. Er hat nicht wenige Freunde in den Truppen.« Er winkte einen reiterlosen Nachtmahr herbei und drückte ihr die Zügel in die Hand. »Ich nehme an, wir kehren ins Lager zurück? Deine Wunden muss sich der Heiler ansehen.«
    »Unbedingt.« Horgàta schwang sich in den Sattel und wartete nicht, bis sie die Elbenleichen aufgebrochen und geplündert hatten. Zusammen mit Ecatòn und einer kleinen Eskorte ging es im Sternenglanz zurück, mit dem süßen Knochengeschmack eines weiteren Sieges gegen die Elben auf den Lippen.
    Horgàta beschloss, die Beinflöte im Ton ungenau zu lassen. Es war von nun an kein Instrument mehr, sondern ein Andenken an eine zunächst aussichtslose und doch gewonnene Schlacht.

    Ishím Voróo (Jenseitiges Land), viele Meilen südlich des Blauen Gebirges, 4371. Teil der Unendlichkeit (5200. Sonnenzyklus), Winter
    »Seit wir Tark Draan verließen, verloren wir zu viele gute Krieger!« Darinórs unverhohlener Vorwurf schallte durch die Höhle, haftete scheinbar an den Wänden und blieb vor aller Augen. Er hatte sich erhoben und ließ seinen Blick von oben herab über die Versammelten schweifen.
    Horgàta und ihre vier Benàmoi hatten sich in eine abgeschiedene Ecke ihres Lagers zurückgezogen, um nach elf Momenten der Unendlichkeit und Horgàtas halbwegs abgeschlossenen Genesung über ihre Lage zu sprechen. Sie saßen auf großen Steinblöcken um einen ovalen Felsbrocken, der ihnen als Tisch diente.
    Ecatòn befehligte die Vor-, Darinór die Nachhut mit jeweils fünf- und dreihundert Soldaten, Fatalór und Ocalòs kommandierten zwei Einheiten zu je sechshundert. Der Albin mit den weißblonden Haaren oblag unwidersprochen der Oberbefehl.
    »Ich wusste nicht, dass wir auch schlechte Krieger haben«, lautete Horgàtas ätzende Entgegnung; sie bekam ein verhaltenes Schmunzeln von ihren übrigen Benàmoi. »Wäre es mir bekannt gewesen, hätte ich sie anstelle der Guten in die Endlichkeit gesandt.«
    Darinórs Augen verengten sich. »Ich weiß, dass es mir nicht zusteht, dich infrage zu stellen. Ich folge dir, Horgàta, und ich will die Elbinnen samt Narósil nicht weniger tot sehen als du …«
    »Sollte ich jetzt ein aber hören, verlierst du deinen Posten«, fuhr sie ihm drohend in die Rede.
    »Es ist kein aber «, erwiderte er kühl. »Ich dachte an das Kommende.«
    Keiner der verbliebenen drei Benàmoi mischte sich ein; man lauschte und hielt den Atem an.
    »Was meinst du damit?«
    »Ich gehe fest davon aus, dass du uns zum Sieg über Narósil und seine Panzerreiterinnen führst«, sprach Darinór und gab sich wenig Mühe, nicht herablassend zu klingen. »Wann auch immer das sein möge.«
    »Bald«, warf sie mürrisch ein und wünschte sich, sie hätte geschwiegen. Dass sie überhaupt darauf reagierte, konnte er ihr als Schwäche auslegen, was er mit seinem Grinsen unverzüglich tat.
    »Wie schön. Dann also bald .« Darinór zeigte nach Norden. »Wir reiten sodann ohne weitere Verluste mit unseren zweitausend von einst fünftausend Kriegern durch das unbekannte Ishím Voróo bis zur Pforte, wo die

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