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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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überlassen oder von Monstren geschändet«, wisperte sie zufrieden. »Ihr werdet in Zukunft keine Rolle spielen, und eure Namen werden vergessen.«
    »Wie deiner.«
    »Nein. Mein Name wurde festgehalten, von Carmondai, dem Meister in Wort und Bild. Ich bin bereits eine unsterbliche Heldin.«
    »Und doch stirbst du vor mir.«
    »Mein Körper mag sterben, aber mein Tod bedeutet nichts und bringt euch keinerlei Sicherheit. Meine Soldaten wissen euch zu finden und zu vernichten.«
    Narósil musterte sie erneut, als könnte er ihre Gedanken erfassen und sehen, welcher verführerische Leib unter der Rüstung steckte. »Welchen Plan verfolgtet ihr in Mühlenstadt? Magst du mir das verraten, bevor …«
    »Warum sollte ich dir erzählen, was wir beabsichtigten?« Sie hob den Kopf, die eingeflochtenen Schmucksteine und Knochenschnitzereien klickten leise, dann lachte sie. »Du wirst sterben, Narósil! Tote brauchen kein Wissen. Tion wird deine Seele verschlingen. Du bist weder auf Elrias Boden noch auf Sitalias Land.« Sie sah verächtlich in die Runde. »Ihr seid alle verloren.«
    »Unsere Götter sind überall, Horgàta«, gab der Elb zurück und wendete seinen Schimmel. »Aber deine scheinen dich im Stich gelas…«
    Im selben Moment schoss ein langer, schwarzer Pfeil an ihm vorbei und jagte mit einem lauten Klingen durch den Helm der Panzerreiterin neben ihm, die nach vorne auf ihr Pferd sackte. Blut rann aus dem Visier und über das weiße Fell des Tieres.
    Gleich darauf prasselte und schepperte es, als ginge unsichtbarer Hagel auf den eisernen Harnischen der Gegnerinnen nieder. Sie stürzten mal schreiend, mal stumm nieder, von Geschossen verwundet oder getötet. Horgàta wusste, was geschah: Die dunklen Albaepfeile mit den geschwärzten Spitzen wurden in der Finsternis unsichtbar, niemand sah sie kommen. Verletzte Pferde gingen durch, stoben erschrocken in die Höhe und warfen ihre Reiterinnen ab. Ihr Schicksal hatte sich innerhalb von Herzschlägen umgekehrt.
    Los! Horgàta schaffte es im allerletzten Moment, zwei der Lanzen mit dem Dolch abzulenken und sich aus der dritten Klinge herauszudrehen, die ihr fast den Tod gebracht hätte. Sie hob einen verlorenen Spieß auf, zerbrach ihn mit einem harten Tritt, nahm sich den vorderen, dünnen Teil und nutzte ihn einhändig wie einen Speer.
    Um sie herum ging das Sterben weiter. Unaufhörlich jagten die Pfeile in die Reihen der Panzerreiterinnen, spickten sie am ganzen Leib und brachten den sicheren Tod. Albae-Augen sahen in der Dunkelheit äußerst gut und genau. Horgàta überschlug die Zahl der vernichteten Feinde und kam auf etwa dreißig.
    Als sich vier Reiterinnen anschickten, auf sie einzuschwenken, trotz der Geschosse, die ihre Schilde und Rüstungen durchdrangen, musste die Albin erneut ihre besondere Kraft einsetzen. Sie sammelte blitzartig die in ihr steckende Magie und wandelte sie in abgrundtiefe Furcht.
    In schwarzen Gespinsten flog diese den Elbinnen und Tieren entgegen, drang in sie ein und umfing den Verstand, das Gemüt, das Herz.
    Als die Tritte der heranpreschenden Tiere unsicher wurden und die Lanzen zu zittern begannen, wusste Horgàta, dass sie gewonnen hatte. Sie setzte zu einem gewaltigen Satz an, nutzte einen weichen Pferdekadaver als Sprungbrett und gelangte auf Augenhöhe mit den vier zaudernden Elbinnen. Um die eigene Achse wirbelnd, führte Horgàta einen unparierbaren Schlag mit der Lanzenspitze am ausgestreckten Arm.
    Die Schneide pfiff grell, der halbrunde Hieb zerfetzte die Kehlen und Kinne der Getroffenen und sandte sie aus dem Sattel, während die Albin hinter ihnen landete, strauchelte und auf die Knie stürzte. Keuchend musste sie innehalten, Schulter und Arm schienen in Flammen zu stehen. Die Schmerzen und Anstrengungen waren zu groß geworden.
    Wie aus dem Nichts wurde sie von zwei gewaltigen Nachtmahren flankiert, die sie mit ihren Leibern gegen den Beschuss sicherten, ihre Reiter hielten erbeutete Schilde als zusätzlichen Schutz in die Höhe. Damit war die Schlacht entschieden.
    In dieser Nacht verschonte mich die Endlichkeit. Horgàta sah zum Waldrand, wo Narósil mit zwei seiner Elbinnen im Dickicht verschwand. Uneinholbar. Es gab demnach ein Wiedersehen. Früher oder später.
    Sie atmete tief ein und betrachtete nun erst ihre Schulterwunde. Der Pfeilschaft war abgebrochen, es fühlte sich an, als stecke die Spitze im Knochen. Ihr Unterarm schien mit einer Fleischwunde davongekommen zu sein. Der Blutverlust bereitete ihr

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