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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Albae, die wir heute zum ersten Mal sehen«, warf Ecatòn leise ein. »Bedenke, dass es Nacht ist.«
    »Albae?« Horgàta wunderte sich, dass sie nicht selbst auf den Gedanken gekommen war. Warum sollte es keine glückliche Fügung sein? Aber ein Blick auf die einfache Kleidung, den schlicht, beinahe kindlich hergestellten Schmuck und die handwerklich ungenau ausgeführten Bemalungen der Rüstungen ließen sie daran zweifeln.
    Sie starrte hinüber zu Narósil, der sein Visier in die Höhe schob und ein nachdenkliches Gesicht machte. Auch er konnte die Lage nicht einschätzen. Das war beruhigend. Kein Vorteil für beide – daher musste sie den Vorteil für sich gewinnen.
    Ein in bunte Stoffe gehüllter Fremder, der ein breites Kreuz hatte und eine wilde, blond gelockte Frisur trug, begab sich auf seinem Pferd in die Mitte zwischen Elben und Albae, deutete mit den Händen auf die Gruppen, hob je einen Finger und zeigte rechts und links neben sich.
    »Er will uns sprechen«, übersetzte Ecatòn überflüssigerweise. »Soll ich das erledigen?«
    Horgàta schüttelte das weißblonde Haupt. »Ich reite und kläre das. Sollte mir etwas zustoßen, unternimm alles, um die Elben aus Tark Draan auszurotten. Danach magst du mit den anderen tun, was immer du möchtest.«
    Sie ließ ihren Nachtmahr neben den Unbekannten traben. Für ihren Geschmack lebten noch zu viele Todfeinde und es wurde zu viel verhandelt.
    Narósil erreichte den Unbekannten im gleichen Moment wie die Albin. Er wunderte sich erkennbar über die Begegnung. »Ich grüße dich«, eröffnete er langsam sprechend seine elbische Rede, um herauszufinden, ob der Fremde ihn verstand.
    »Meinen Gruß und Segen«, hielt Horgàta auf Albisch dagegen. »Sag mir …«
    »… wer du bist«, führte Narósil fort.
    Der Unbekannte sah von einem zum anderen, musterte ihre Züge ganz genau. »Ich«, sprach er stockend und in einem primitiven Dialekt, der ungefähr zwischen den Sprachen der Todfeinde lag, »Shàtra. Ihr auf meinem Land. Ihr Krieg? Ihr euch töten? Warum?«
    »Samusin stehe uns bei«, ächzte Horgàta. »Ein dummer Elb!« Anscheinend wusste der Anführer der ungebetenen Besucher nicht einmal im Ansatz, wen er vor sich hatte.
    »Ein törichter Alb«, verbesserte Narósil. Er hatte eine Hand am Schwertgriff, was ihr nicht entgangen war. »Wir«, sagte er langsam und deutlich zu Shàtra, »sind Gegner.« Er zeigte auf Horgàta, »Alb, schwarze Augen«, dann wies er auf sich, »Elb. Weiße Augen.« Er richtete den Finger auf Shàtra. »Welche Augen hast du, wenn die Sonne scheint?«
    Dieser machte ein irritiertes Gesicht und schien nicht zu begreifen, was Narósil herausfinden wollte. Stattdessen nickte er auf Horgàta, dann auf den Elb. »Ihr Ohren wie ich und meine Leute. Ihr wie wir. Wir gleich.«
    Horgàta schürzte die Lippen. Sie rang mit sich, Shàtra aus dem Sattel zu stechen. Doch die vielen Lichter, die zwischen den Bäumen sichtbar wurden, hielten sie davon ab. Ich brauche eine andere Taktik . »Ja, wir sind gleich. Aber wir hassen uns und müssen …«
    Shàtra hob unterbrechend die Hand, sein Gesicht verhärtete sich. »Ihr euch nicht töten. Leben zu kurz. Leben kostbar.«
    »Zu kurz?« Narósil begriff wohl im gleichen Moment wie Horgàta, dass diese Verwandten nicht unsterblich waren. »Zu wertvoll meinst du.«
    »Kurz«, beharrte Shàtra. »Ihr euch nicht töten.«
    Horgàta knurrte ungeduldig. »Zieht euch zurück, wir führen unsere Händel zu Ende, und danach verschwinden wir.«
    »Du bist dir sehr sicher, was den Sieg angeht«, schleuderte ihr Narósil zu.
    Shàtra betrachtete sie wieder abschätzend, rief Befehle, die Horgàta nicht verstand, aber seine Krieger in Jubel ausbrechen ließ.
    »Was?«, zischte sie. »Was hast du gesagt?«
    »Ihr beide Gäste von mir. Ihr leben hier. Getrennt, und wir beschützen euch, bis ihr nicht mehr streitet und friedlich.« Shàtra sah sehr zufrieden aus. »Ist Gesetz. Kein Isconi tötet einen anderen.«
    »Das ist nicht mein Gesetz!« Narósil wurde wütend. »Du hast nicht das Recht …«
    »Ihr auf meinem Land. Mein Gesetz«, unterbrach ihn Shàtra. »Waffen weglegen. Oder wir zwingen.«
    Horgàta überlegte fieberhaft, was sie dagegen unternehmen konnte. Behutsam versuchte sie, den Isconi mit einer Welle aus Angst einzuschüchtern, doch er reagierte nicht darauf. Die schwarzen Gespinste umschwebten ihn, aber er schien immun gegen die Kräfte zu sein.
    »Auch das noch«, sagte sie stöhnend.

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