Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)
»Umso unglaublicher könnte doch sein Einsatz sein.«
Dârsolòn dachte einen Moment nach. »Solltest du lebend zurückkommen und dabei vorher in das Bollwerk eingedrungen sein, wirst du in mir den Alb haben, der für dich in den Tod geht, sollte es eines Moments der Unendlichkeit nötig sein. Aus welchen Gründen auch immer. Zudem werde ich dich unentwegt preisen und rühmen.«
»Das ist ein gewaltiger Einsatz.« Arviû lächelte. »Und wenn ich nicht zurückkehre?«
»Erhalte ich dein Haus und sämtliche Besitztümer«, sprach der Alb verschlagen. »Deine Gefährtin mag danach entscheiden, ob sie deinen Habseligkeiten folgt oder nicht.«
»Niemals. Ich bin keine Sklavin«, fauchte Iuwâna. »Für diese Anmaßung …«
»… wird er büßen. Alles zu seiner Zeit.« Arviû lachte und hielt die ausgestreckte Hand hin. Dârsolòn schlug ein. »Und für seine Gier obendrein.« Erst nach seinem Versprechen ließ er die Finger los und verließ zusammen mit der Cîanai den Unterstand, umgeben von seinen Vena-Katzen. »Sobald ich die Tore für euch öffne, betretet die Festung ohne Scheu. Jegliche Arbeit wird getan sein. Keine eurer Klingen wird von Blut befleckt werden.«
Arviû überreichte der Cîanai im Freien seinen Schwarzholzstab und setzte behutsam den dornenbewehrten Helm auf, dann eilte er sicheren Schrittes davon, genau auf die Festung zu.
Er hatte sich das Modell im Detail eingeprägt, verließ sich auf sein Gedächtnis und die Lotsen, die ihn mit Sféa, Lârc, Ûsh und Arà umschwärmten.
Arviû schlich näher, stieß dabei leise Schnalzlaute aus und sondierte unentwegt das Umfeld, huschte von Fels zu Fels.
Sféa, Lârc, Ûsh und Arà krochen zwischen den Steinen entlang und gaben ihm behutsam durch Grollen zusätzliche Orientierung.
Erste Pfeile jagten heran.
Die Augen der Elben sind gut. Arviû musste in Deckung gehen. Die Geschosse kamen präzise und sorgten dafür, dass er zwischen den Brocken festsaß.
Unter normalen Umständen wäre das sein Ende gewesen.
Samusin, stehe mir bei! Er zupfte das Briefchen mit der Prise des Tonikums aus dem Handschuh, nahm das Pulver und beschwor umgehend seine Kräfte herauf. Das Ziehen der Wutlinien auf seinem Antlitz verriet ihm, dass es gelang.
Und mit der Dunkelheit begann es.
Gleich darauf vernahm er die erschrockenen Rufe der Elbenkrieger, die sich die hereinbrechende Schwärze nicht erklären konnten.
Wohin schießt ihr nun? Arviû erhob sich, schritt aufrecht auf die Felsenfestung zu, die sich vor ihm emporreckte. »Ihr wartet hier«, wies er die Katzen an.
Kein Pfeil, kein Stein, nichts ging auf ihn nieder. Die Elben waren gelähmt vor Entsetzen, und er ahnte, dass es den eigenen Kriegern ähnlich erging.
Er stellte sich vor, wie die Umgebung vom Schwarz verschlungen lag, wie das Sonnenlicht seine Macht verloren hatte, wie die Spitzohren verzweifelt versuchten, gegen die Finsternis anzukommen, die magischen Ursprungs war. Jede Fackel, jedes Feuer, jeder noch so geringe Funken erstarb durch seine Macht.
Arviû erreichte den Fuß des Berges an der Stelle, wo Dârsolòn Öffnungen ausgemacht hatte. In knapp vierzig Schritt Höhe befanden sich Schießscharten, durch die er einzudringen gedachte.
Erwartet mich, euren Dämon! Er kletterte schnell und sicher. Seine Finger ertasteten genügend Spalten und Kanten, um sich in die Höhe zu arbeiten.
Als er die Schießscharten erreichte und ein leises Schnalzen von sich gab, hörte er einen erschrockenen Ruf: Ein Elb stand auf der anderen Seite und hatte ihn vernommen.
Auf dessen alarmiertes Rufen eilten Schritte herbei. Man wollte den Eindringling unbedingt fassen.
Ihr geht bereitwillig in euren Tod. Arviû hielt sich fest und wartete. Er hatte keine Eile. Im Gegenteil. Unverändert hielt er die Schwärze aufrecht.
Sein geschultes Gehör vernahm ein Dutzend verschiedener Stimmen und das Klirren von Waffen.
Nun zeigt, wie standhaft eure Herzen sind. Er konzentrierte sich und rief die Furcht herbei, um sie ins Innere des Gemäuers kriechen zu lassen. Er flutete die Festung durch die schmalen Öffnungen, sandte beständigen Schrecken hinein und ließ nicht nach.
Aus dem Bollwerk erklangen erste schrille Schreie, die in seinen Ohren zu einer süßen Melodie des Sieges wurden. Scheppernd fielen Schwerter und Schilde nieder, hastige Schritte entfernten sich.
Ihr Feiglinge! Ihr ertragt mein Grauen nicht . Arviû wagte es, sich in den Berg zu begeben.
Er rutschte über einen Haufen von Körpern, die sich
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