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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Erklärung, warum Iuwâna und die Vena-Katzen nicht an der von ihm verbreiteten Furcht gestorben waren, die Albaekrieger dagegen schon, meinte er bereits gefunden zu haben. Die Raubtiere trugen sein Blut in sich, waren mit ihm verbunden und damit immun. Die Cîanai schien sich mit ihren Tränken gegen den Schrecken gewappnet zu haben – doch allen anderen stockten Atem und Herz. Ohne Unterschied. Darauf muss ich besser achten.
    Arviû fühlte den auffrischenden Wind, der den Dunst zwischen den Bergen verjagte, und schon berührten warme Sonnenstrahlen sein Gesicht.
    Besäße ich Augen, färbten sie sich schwarz , dachte er bitter. Steinchen spritzten unter dem spitzen Ende des Schwarzholzstabs weg, klickten leise. Sonst bewegte sich der Alb lautlos, auch wenn er bemerkte, dass seine Rüstung gelegentlich sachte knarzte. Das Leder benötigte dringend Pflege.
    Leise fauchte Lârc.
    Arviû duckte sich sofort, lauschte und zog dabei einen Wurfdolch. Was hat sie?
    Das Säuseln stammte von den Luftzügen, die sich an den Kanten brachen; das Scharren ordnete er den Hufen von Tieren zu, die ganz in der Nähe über die Hänge kletterten; die Tropfen stammten von einer überlaufenden Pfütze auf einem Vorsprung schräg vor ihm, in der sich die Reste des Regens versammelt hatten und nun hervorquollen.
    Sonst vernahm er nichts.
    Doch Arviû verließ sich auf die Nase seiner Lieblinge. Was witterst du? Haben wir ihn …
    Einem lauten Klack folgte ein leises Sirren, und schon knallte etwas gegen das geschlossene Visier des Helms. Feine Splitter des berstenden Schaftes drangen durch die Schlitze, ohne Verletzungen auf der Haut anzurichten.
    Arviû wurde vom unerwartet heftigen Einschlag umgeworfen und kroch dichter an die Felswand. Das war kein Bogen!
    Der Armbrustschuss war von schräg oben gekommen: Der Angreifer saß somit auf dem Vorsprung, auf dem sich das Wasser zu einer Lache staute.
    Die Vena-Katzen verteilten sich, wie er hörte, und versuchten, näher an den Feind zu gelangen.
    Die dünnen Spänchen kitzelten an seiner Nase, und doch musste er lachen. Was soll mir noch geschehen? Blinder kann ich nicht mehr werden. Er betastete das Visier und fühlte eine leichte Delle auf Höhe des rechten Auges. Gute Schützen.
    Ohne Weiteres würde Arviû nicht an seinen Widersacher herangelangen – sofern er die Dunkelheit nicht auf seiner Seite wüsste.
    »Verschwinde, Spitzohr!«, hörte er eine knorrige, dunkle Stimme in der Gemeinsprache von Tark Draan. »Uns machst du nichts vor, trotz deines albernen Helms! Nimm deine Kätzchen und zieh deiner Wege. Du hast hier nichts verloren.«
    »Sonst trifft dich der nächste Bolzen an einer Stelle, wo du weniger dickes Eisen trägst«, fiel eine zweite, nicht weniger polternde Stimme mit ein. »Wir haben genug eiserne Grüße an dich hier.«
    Unterirdische! Ich muss mich näher an das Braune Gebirge gewagt haben, als ich dachte. Er stieß einen leisen Pfiff aus und hielt die Raubtiere davon ab, in den Angriff überzugehen. Dann spiele ich das Spiel doch für eine Weile mit. So komme ich vielleicht an Neuigkeiten. Töten kann ich sie danach immer noch. »Verzeiht«, rief er und musste das Lachen unterdrücken. »Ich suche nach einem Freund, der sich auf seiner Wanderschaft verirrte. Er ist nicht mehr Herr seiner Sinne, und ich …«
    »Das bist du wohl auch nicht«, fiel ihm einer der Unterirdischen ins Wort. »Sonst wärst du uns nicht vor die Armbrust gelaufen.«
    »Hier kamen nur zwei Trolle und drei Oger vorbei, deren Knochen nun in der Tiefe liegen«, hakte der andere ein. »Sie haben nicht damit gerechnet, dass wir mit hundert Kriegern den Pass sichern.«
    »So wenig wie du«, sprach der erste glucksend. »Dein Freund kam hier nicht durch. Und jetzt kehr um. Wir haben nachgeladen.«
    Hundert Unterirdische. Das änderte die Lage. Arviû fühlte sich nicht genügend ausgeruht, sich mit dieser Zahl von Gegnern einzulassen, zumal er befürchtete, seine angeborenen Kräfte könnten schneller erschöpft sein als in der Festung. Der hervorragende Treffer gegen ihn warnte ihn vor jeglichem Übermut. Ohne die ausgezeichnete Arbeit der Rüstungsschmiede wäre er tot und Sféa ungerächt.
    Seine Vernunft sagte ihm: Es ging einzig um den Elb. Da sie das Spitzohr genauso wenig passieren hatten lassen, konnte er ebenso gut umkehren. »In Ordnung. Ich ziehe mich zurück«, rief er.
    Dunkles Lachen schallte auf ihn herab. »Ja, verschwinde! Geh und rette dein Reich vor den Horden des Bösen.

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