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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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keuchte vor Überraschung auf! Das war unmöglich die Macht des Zhadars.
    Abgesehen von der Zerstörung war durch die Einwirkung der unbeherrschbaren Entladungen noch mehr geschehen: Festungsstücke waren vervielfältigt worden und standen willkürlich angeordnet auf der Insel, einschließlich der Albae, die sich darauf befunden hatten!
    Es gab nun sieben Eingangstore, die Ränder nach rechts und links wirkten glatt und wie abgeschnitten. Die Durchgänge standen teils mitten im Wald, eins versank eben in den Fluten des Glassees, ein anderes ragte mitten aus dem Palast.
    An anderer Stelle zeigten doppelte Teile der Festungsringe viele Schritte senkrecht aus dem Boden und zerfielen in ihre Bestandteile. Sie waren dafür nicht erschaffen worden, hochkant zu stehen.
    Das ist grauenhaft! Firûsha wagte es, sich weiter umzuschauen. Unsere Residenz litt ebenso unter der magischen Attacke.
    Es gab dank der magischen Einwirkung mehrfache Haupt- und Nebenflügel, die ineinander verschachtelt waren und sich gegenseitig schwer beschädigt hatten. Teile des Gebäudes stürzten ein, andernorts türmten sich die Stockwerke übereinander und bröckelten auseinander.
    Dazu hatte die Attacke dafür gesorgt, dass der Glassee über das Ufer getreten war und ein Drittel der Insel mit einem glühenden und abkühlenden Überzug versah. Was sich darunter befand, war entweder verbrannt oder in einem Sarg aus Glas für die Ewigkeit konserviert.
    Nichts ist mehr wie vorher. Firûsha war Inàste dankbar, dass ihre Brüder und sie bereits einen Plan gefasst hatten, um aus Phondrasôn zu entkommen. Nicht der Zhadar oder die Karderier bedeuten die größte Gefahr. Es ist der Ort selbst, der unsere Existenz bedroht.
    Mit etwas schlechterer Fügung wäre der See aus kochendem Glas vollends über das Eiland geschwappt. Eine einzige Brücke führte aus der Höhle, und auch sie war streckenweise von einer langsam gleitenden, erstarrenden Masse überzogen.
    Das Gewicht, das darauf lastet, muss enorm sie. Ich hoffe, sie hält, bis alle … Firûsha starrte auf den verstümmelten Alb, der sich hinter Crotàgon mit einem schrillen Schrei vom Boden erhob. Ihm fehlte die rechte Torsoseite sowie ein Stück des Kopfs. Wie bei den Burgtoren waren die Ränder glatt beschnitten, dahinter sah man Organe, das Hirn, Blut …
    Sie begriff schlagartig, dass nicht nur Steine vervielfältigt worden waren.
    Crotàgon drehte sich um und machte einen Schritt weg von der Kreatur, die von der Magie geboren worden war. »Bei den … Göttern!«, entfuhr es ihm entsetzt.
    Leise schmatzend gaben die Begrenzungen des albischen Zerrbildes nach, und die Organe rutschten aus ihm heraus. Der unvollständige Alb brach zusammen und blieb regungslos liegen.
    Das ist schlimmer als sämtliche Schreckensträume, die mir Phondrasôn bescherte! Firûsha entdeckte überall unfertige Imitationen ihres Volkes.
    Verkrüppelt rutschten sie über die Erde, zogen sich durch die Ruinen. Manche gaben Stöhnlaute von sich, andere schrien wie am Spieß und verlangten Hilfe.
    Gliedmaße fehlten oder waren mehrmals ausgeprägt, manche Albae besaßen zwei Köpfe, die in Agonie gellendes Gekreisch ausstießen.
    Das Grauen endete nicht: Vielen war die Haut wie abgezogen oder sie verschloss das Antlitz wie ein Überzug; Gedärme baumelten von ihnen herab oder schleiften hinterher.
    Crotàgon hatte seine Waffe gezogen. Die Szenerie war ihm zu unheimlich, zu unübersichtlich. »Was ging hier vor?«, sagte er leise.
    Firûsha entdeckte Angehörige ihres Volkes, die vollständig vervielfältigt worden waren. Es standen etliche ratlose Zwillinge, Drillinge, Vierlinge und Fünflinge herum. Bei denen, die sich von ihrer Überraschung erholt hatten, begann der Streit, wer das Abbild und wer das Original sei. Waffen flogen, es wurde um die Einzigartigkeit gekämpft und gerungen.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie schleppend. Ihr wurde flau im Magen. Nicht wegen des Anblicks, sondern wegen einer Überlegung, gegen die sie sich nicht zu wehren vermochte. Bin ich … die echte Firûsha? Sie sah zum Hünen. Woher weiß ich, dass er Crotàgon und nicht eine Nachbildung ist?
    Sie hörte eine vertraute Stimme.
    Das war mein Bruder. Firûsha wandte den Kopf. »Sisaroth?« Sie eilte über die Trümmer, um dem Klang zu folgen.
    Sie gelangte zu ihm, der bis zur Hüfte unter einer eingestürzten Mauer lag. Er schrie unverständlich und voller Schmerzen.
    Neben ihm lag noch ein Sisaroth, dem zwei Arme fehlten.
    Und daneben

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