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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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»Natürlich müssen wir das! Die Magie hätte uns ausgelöscht, aber der Infame veränderte die Auswirkungen und schenkte uns eine Herde Nachtmahre und dazu noch neue Krieger, damit wir Tark Draan und die Elben …«
    »Schwachsinn!«, rief Crotàgon vernehmlich. »Weder hat dieser Schädel etwas damit zu tun, was in der Höhle geschah, noch steckt die Seele eines Infamen darin.«
    Es war schlagartig still. Die Albae, die sie umringten, lauschten aufmerksam.
    »Du wagst es …«, setzte Sisaroth scharf an.
    »Ich wage alles , denn dieses Ding«, der Hüne zeigte auf den Schädel, »nahm mir das Liebste. Es ist ein Dämon, ein schlechter Geist, der darin haust und der dich ebenso gefangen nahm wie er Marandëi verführte. Es ist ihm gleich, ob man ihm die Seelen der Albae, der Elben, der Unterirdischen oder Barbaren zum Fraß vorwirft. Er will Lebensenergie, mehr nicht.«
    Crotàgon sprach Firûsha aus der Seele. Aber es kommt zur Unzeit.
    »Schweig!« Sisaroth machte einen Schritt nach vorne und wollte ihm einen Schlag mit der flachen Hand verpassen.
    Crotàgon hob den Speer, die Spitze zielte auf die Körpermitte des Heranstürmenden. »Du bleibst mir vom Leib, Cîanoi. Ich schwieg lange genug und nahm deine Opferungen hin. Du hast Angehörige unseres Volkes umgebracht und …«
    »Crotàgon, was redest du da?«, unterbrach ihn Tirîgon mit größtem schauspielerischem Talent, während die Umstehenden nun miteinander tuschelten. »Du bist verwirrt.«
    »Es ist der falsche Crotàgon«, knurrte Sisaroth. »Wir sollten die Nachbildung besser umbringen.«
    So weit werdet ihr nicht gehen! »Er ist der wahre Crotàgon.« Firûsha stellte sich an die Seite des Kriegers.
    »Ja, ich bin der wahre Crotàgon«, betonte er und senkte den Speer nicht. »Ich bin niemandem verpflichtet, im Gegenteil! Ich rettete Firûsha, ich diente den Drillingen als Krieger und befehligte die Truppen der Festung. Doch das Maß ist voll! Ich kann nicht länger hinnehmen, dass wir einen Schädel anbeten. Er brachte uns nur Tod und muss vernichtet werden.«
    Sisaroth hob das Relikt hoch, damit es alle sahen. Das Gold leuchtete hell, die Perlen funkelten poliert. »Das ist ein Artefakt, in dem die Seele von Shëidogîs sitzt, eines Infamen und Gottes unseres Volkes, den bereits unsere Ahnen verehrten«, sprach er mit lauter Stimme. »Marandëi lehrte mich die Rituale, und ich erlernte die alte Sprache. Die Runen im Gebein sind eindeutig und stehen für die Albae. Für nichts anderes. Es ist unmöglich, dass ein Geisterwesen darin sitzt. Oder sage mir, Crotàgon: Was für ein Dämon soll es sein, der mich angeblich beherrscht?«
    Crotàgon blieb erstaunlich ruhig. Firûsha rechnete insgeheim damit, dass er mit dem Speer zustieß und ihren Bruder einfach umbrachte. »Ich muss dir gar nichts sagen«, erwiderte er. »Es ist, wie es ist: Wir dienen einem Götzen anstatt den Unauslöschlichen oder den Werten unseres Volkes.«
    »Ich habe die alten Traditionen neu belebt!«, beharrte Sisaroth.
    »Selbst wenn es stimmt, dass altalbische Runen darauf eingezeichnet sind und dass du eben diese Sprache erlerntest, wer kann uns versichern, dass es damals nicht falsch war, was unsere Vorfahren taten? Es wird einen Grund geben, weswegen wir die Infamen nicht mehr mit Blutopfern anbeten. Und dabei sollten wir es belassen, wenn ihr mich fragt: Keine Leben mehr für den Schädeldämon.« Crotàgon senkte die Waffe und drehte sich, damit er die Umstehenden anblicken konnte. »Keine Leben mehr für einen Geist. Soll sich Sisaroth selbst opfern, wenn ihm der vermeintliche Infame so viel bedeutet. Oder seine Geschwister. Hätte er uns beschützen wollen, sähe es auf unserer Insel nicht so verheerend aus. Ein wahrer Infamer hätte die Gefahr abgewendet. Unsere Götter heißen Inàste und Samusin!«
    Der Aufwiegler tut, was er am besten kann und was ihn nach Phondrasôn brachte. Firûsha blickte sich um. Die Albae um sie blieben stumm, aber die Augen vermittelten deutlich, dass man die Meinung des Kriegers teilte. Der Schock, dass Angehörige des eigenen Volkes im Geheimen umgebracht worden waren, saß zu tief. Sisaroth hatte das Töten nicht abgestritten. Wir können froh sein, dass keine Empörung losbricht.
    Tirîgon legte Crotàgon eine Hand auf die breite Schulter. »Genug geredet. Wir haben dich und dein Anliegen verstanden. Richten wir unsere Kräfte darauf, die Überlebenden zu pflegen und uns zu sammeln, bevor wir unsere Pläne umsetzen und nach Tark Draan

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