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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Spiegelung, ausgelöst durch die Entladungen. »Geht es dir gut?« Er rieb seine Schläfen, die dumpf schmerzten. Vor seinen Augen wuselten Lichtpunkte, die ihm das Sehen erschwerten.
    Der Unterirdische schüttelte sich wie ein Hund, der das verhasste Wasser verlassen hatte. »Dass es uns ausgerechnet jetzt treffen muss«, schimpfte er. »Mitten in den Vorbereitungen für unsere Unternehmungen.« Balodil rieb sich den Nacken. »Ich fühle mich, als hätten mich Óarcos mit stumpfen Knüppeln durchgewalkt.« Er musterte die Brüder. »Eure Wunden! Sie sind vergangen!«
    »Ein Wunder des Infamen«, befand Sisaroth und wollte der Magie nicht den Erfolg gönnen. »Er wandelte die Kraft in einen heilenden Zauber um.«
    Ein dunkles Wiehern erklang.
    Sie wandten die Köpfe.
    Aus einer Ecke trottete ein Nachtmahr, mit glühend roten Augen und einem Fell, finster wie dunkelste Kohlen, doch von mattem Glanz. Als der Hengst schnaubte, sah man die Reißzähne weiß und gefährlich aufblinken. Er wirkte müde, aber bei bester Gesundheit.
    Eine herrliche Kreatur. Und sie gehört von nun an zu uns. Tirîgon vermochte vor Ergriffenheit nicht zu sprechen.
    »Sagte ich nicht, dass es uns gemeinsam gelingt?«, flüsterte Sisaroth gebannt. »Er ist wunderschön. Firûsha wird sich freuen.«
    Balodil drehte den Kopf. »Nicht nur Firûsha«, lautete sein Kommentar, und er wich langsam zurück. »Ich hoffe, wir haben genügend Fleisch, um ihren Hunger zu stillen.«
    Was redet die Bergmade? Es ist ein Hengst, keine Stute. Tirîgon rieb sich die Augen, um die Lichtpunkte zu verscheuchen. Das vielfache und weiter zunehmende Schnauben wollte er seinen in Mitleidenschaft gezogenen Ohren zuschieben – bis er sah, was der Unterirdische andeutete.
    Aus den Schatten der Ruinen kamen sie auf die Brüder zu, als würden die Schatten sie in diesen Momenten freigeben: Nachtmahre! Die Wand aus Magie hatte ihr erstes erschaffenes Exemplar vervielfältigt.
    Sisaroth streichelte den Schädel des Infamen. »Wie wundervoll sie sind!«
    Balodil behielt die Nachtmahre im Auge. »Ich traue den Biestern nicht, solange sie nicht gefüttert wurden. Am besten nicht mit mir.«
    Es werden immer mehr! Bei vierzig Exemplaren, die einander bis aufs kleinste Haar und die kleinste Zeichnung ähnelten, hörte Tirîgon auf zu zählen. »Es scheint, als ritten wir nach Tark Draan ein«, sagte er verblüfft und schritt langsam auf die Herde zu. »Gehen wir, finden unsere Schwester und begutachten, was die Entladungen noch anrichteten.« Ich hoffe das Beste für uns.
    Dass er sich mit dem zweiten Balodil doch nicht getäuscht haben könnte, schob er vorerst zur Seite. Seine Schwester war wichtiger.
    Ebenso verdrängte er die Frage, ob sich vor ihm der Zwilling oder das Original des Unterirdischen befand.

 

    Glaubst du,
    dass der Tod einen Geruch hat?
    Eine Gestalt?
    Eine Waffe, mit der er Leben nimmt?
    Ich glaube,
    dass der Tod nichts von dem hat.
    Er steckt in allem und jedem.
    Vom Dolch,
    der deinen Hals öffnet,
    bis zur Brotkrume,
    die dir im Hals stecken bleibt.
    Weisheiten, aus dem Epos »Junge Götter«,
aufgezeichnet von Carmondai, dem Meister in Bildnis und Wort

 
    Phondrasôn
    Firûsha kroch unter den Trümmern des Wachhauses hindurch, das über ihr zusammengebrochen war. War das ein Schlag des Zhadar? Sollte es eine Warnung sein? Oder ein gefürchteter Magiesturm? Schlangengleich wand sie sich voran, um in die Freiheit zu gelangen.
    Die Rüstung hatte ihr das Leben bewahrt und sie zumindest vor schweren Verletzungen gerettet. Ganz hatte sie dem Hagel aus Balken, Quadern und Ziegeln nicht entkommen können, aber ihre Geschicklichkeit hatte ausgereicht, um nicht zerrieben zu werden. Die getroffenen Stellen schmerzten. Der allgegenwärtige Geruch von frischem Blut sagte ihr, dass nicht alle in dem Raum so viel Glück gehabt hatten.
    Ich hätte nicht gedacht, dass die massiven Mauern gegen die Magie kapitulieren. Ich kann froh sein, es lebend überstanden zu haben.
    Sie rutschte voran, sah ein helles Loch in dem dunklen Durcheinander, das sich um sie herum auftürmte, und schob ihre beiden Arme ins Freie, um sich an den Rändern hinauszuziehen.
    »Firûsha!« Crotàgon erschien vor ihr und half ihr aus dem Hohlraum, der sich um sie gebildet hatte. Er war wie sie voller Staub und Schmutz. »Alles in Ordnung mit dir?«
    Sie nickte. »Wo sind meine Brüder?« Firûsha richtete sich auf und betrachtete das, was von Palast und Festung übrig geblieben war – und

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