Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)
gehen«, sagte er versöhnlich, bevor er sich an die Umstehenden wandte. »Ich gebe euch allen mein Wort, dass sämtliche Opferungen ausgesetzt werden. Es sei denn, jemand gibt sein Leben freiwillig.«
Ein guter Zug. Firûsha dankte den Göttern, dass Tirîgon sachlicher denken konnte als Sisaroth. Das bringt Ruhe.
Niemand rührte sich.
Crotàgon nickte. »Das will ich annehmen und dich mit deinem Leben darauf verpflichten, Tirîgon. Stirbt einer von uns, um diesen Dämon satt zu machen, und er sagte nicht laut und öffentlich, dass er dies aus freien Stücken wollte, folgst du ihm.« Er steckte den Speer in die Erde. »Lasst uns aufräumen und die Nachtmahre zusammentreiben. Wir haben nicht viel Zeit, um zu lernen, wie man auf ihnen reitet.« Er stapfte los.
Die Menge löste sich nach seinen Worten auf und begab sich an die Arbeit.
Er ist und bleibt beliebt bei den Truppen. Firûsha verfolgte, wie Crotàgon nach und nach Gruppen einteilte und ihnen verschiedene Aufgaben zuteilte. Carmondai saß auf einem Trümmerstück und schrieb eifrig in seine Kladde. Er war das Gedächtnis der Albae.
»Sie hören auf ihn«, sagte Tirîgon neben ihr nachdenklich. »Es scheint, als zähle er sich zu den Jungen Göttern.«
»Es gibt drei junge Götter, nicht mehr«, grollte Sisaroth und bettete den verzierten Schädel liebevoll in der Armbeuge.
Ich höre, was ihr beabsichtigt. »Brüder«, schritt Firûsha rasch ein, weil sie wusste, welche Pläne sie bereits in Gedanken schmiedeten. »Bitte, handelt nicht überstürzt. Wir brauchen ihn, solange dieses Durcheinander auf der Insel herrscht. Und wir brauchen ihn erst recht, wenn es gegen die Elben in Tark Draan geht. Seine Kampfkraft, sein Ansehen bei den Kriegern wird uns Schlachten entscheiden. Wir können nicht auf ihn verzichten.«
Sisaroth sah sie verächtlich an. »Wüsste ich es nicht besser, nähme ich an, du wärst sein Liebchen.«
»Sei nicht kindisch«, sagte sie missmutig.
»Ich bin nicht kindisch, ich bin schlau«, erwiderte er. »Ich weiß, dass du das Artefakt ebenso gerne zerstört wüsstest wie er. Ihr seid Verbündete. Und gerade versuchst du, mit dünnen Argumenten zu verhindern, dass Tirîgon und ich uns eine Bedrohung für unsere Macht vom Hals schaffen.« Sisaroth richtete sich auf und lehnte sich nach vorn. »Achte darauf, zu wem du hältst, Schwester.« Er wandte sich um und ging zurück zur Palastruine.
Firûsha sah ihm verdutzt und verletzt nach. »Drohte er mir eben, Tirîgon?« Mein eigener Bruder trachtet mir nach dem Leben!
»Es hörte sich danach an, Schwester. Doch gib nichts darauf. Er erlitt eben eine Niederlage vor vielen Augen und Ohren«, antwortete er. »Er wird sich fangen und verstehen, dass es wichtig ist, Ruhe zu bewahren. Die Magiewalze zwang uns dazu, Umstellungen in unseren Plänen vorzunehmen, und uns bleibt nicht viel Zeit, um die Passage durch den Mondteich zu nehmen.« Tirîgon küsste sie sachte auf die Stirn. »Vergib ihm. Er ist angespannt. Ich werde ihn zur Vernunft bringen, sobald die Wut verraucht ist.« Er legte einen Arm um sie und drückte sie. »Komm, helfen wir Crotàgon und zeigen unseren Leuten, dass wir die Jungen Götter sind und er unser Handlanger ist.«
Firûsha zwang sich zu einem Nicken und blickte Sisaroth immer noch hinterher. Crotàgon sprach die Wahrheit. Der Schädel muss verschwinden. Ich werde verhindern, dass das Wesen uns nach Tark Draan begleitet. »Gehen wir es an«, sprach sie zweideutig und begleitete ihren Bruder, um Ordnung zu bringen.
Phondrasôn
Die Drillinge ritten im Trab auf Nachtmahren zum ersten Mal durch die Höhlen und Gänge Phondrasôns. Der Hall der Hufe klang ungewohnt in ihren Ohren, das Blitzen um die schwarzen Fesseln der Tiere entlud sich mit leisem Zischen.
Niemals bin ich standesgemäßer gereist. Tirîgon genoss es, auf dem Rücken des Hengstes zu sitzen. Übergangsweise hatten sie Sättel sowie Zaumzeug von den Shuctaniden bekommen und sie umgearbeitet.
Das Reiten gelang ihm gut, besser als erwartet. Tirîgon spürte die Bewegungen des Rappen, die Kraft und Ausdauer. Die Nachtmahre sorgten dafür, dass sich ihre Reiter sicher fühlten. Ich kann es kaum erwarten, über freies Feld zu preschen!
Ihr Weg führte sie dorthin, wo sich das Heer des Zhadar aufhielt und die Befestigungen der Aufständischen belagerte.
Shucto sowie Balodil begleiteten sie auf einem plumpen Tier, das an eine Kreuzung aus einem riesenhaften Frosch und einem Pferd erinnerte. Die
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