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Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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nicht fremdem Willen unterliegt. Aiphatòn spürte deutlich, wie das Gefühl über seine Beine zurückkehrte, doch er blieb an seinem Platz. Solange das Ghaist existierte, durfte er seine Scharade nicht aufgeben.
    Die Elbin kam auf einem Nachtmahr auf den Platz geritten und hielt ein überlanges Schwert, auf dem Runen eingeritzt waren.
    Der fauchende Feuerstrahl hielt gnadenlos an, hüllte das Wesen mit dem Kupferhelm beständig ein. Die zu Asche gewordenen Albae lösten sich auf, die grauen und schwarzen Flöckchen wirbelten davon.
    Das Ghaist wandte sich suchend nach dem Cîanoi um, der für Aiphatòn nicht zu erkennen war. Der Lederharnisch brannte knisternd, das falsche Fleisch sandte Lohen und weiße Funken in die Höhe.
    Wird es gelingen? Aiphatòn wartete ab, was geschehen würde. Die enorme Hitze wallte bis zu ihm auf den Balkon.
    Leïóva hatte das Wesen gleich erreicht und schwang die Klinge mit einem fürchterlichen Schrei gegen den Kopf; zugleich endete der Feuerstrom, um die Elbin nicht zu verbrennen. Das magisch erschaffene Wesen brannte weiter.
    Zu früh! Das war zu früh! So sehr hatte sich Aiphatòn gewünscht, das Schwert würde das mittlerweile glühende Kupfer in der Mitte spalten – doch die Schneide hinterließ eine tiefe, gerade Delle, ohne den Kopfschutz zu durchdringen.
    Das brennende Ghaist taumelte und stürzte. Es brachte sich vor den trampelnden Hufen des Nachtmahrs in Sicherheit und erhielt weitere Hiebe mit dem Schwert, ohne dass die Klinge es vernichtete. Aus den geschlagenen Wunden zuckten lediglich Flämmchen.
    »Gib ihm nochmals von deinem Feuer!« Leïóva bemerkte ihren Fehler und lenkte den Rappen zurück, damit der Cîanoi sein Werk beenden konnte. »Rasch!«
    Aber das Ghaist sprintete plötzlich los, rannte Lohen schlagend auf einen Mauervorsprung zu und drückte sich kräftig ab.
    Wie ein Komet flog es etliche Schritte durch die Luft und senkte sich dann viel zu früh dem Boden entgegen. Es krachte zwischen den Häusern auf die abschüssige Straße, sein Aufschlag löste Beinscheibchen ab, die umherhüpften und neben dem Wesen her kullerten. Es rollte sich überschlagend voran und landete platschend im Hafenbecken.
    Leïóva warf Aiphatòn einen raschen, fragenden Blick zu, als könnte er ihr sagen, ob es ausreichte, um ein Ghaist zu vernichten.
    Da schossen leuchtende Flammen über das Wasser, von der Kaimauer bis zur Einfahrt, und umtanzten die Reste der Flotte, die kleineren Schiffe, die Rònken und Begleitsegler, als vermochte das Meer zu brennen.
    Die erste Detonation erfolgte umgehend und zerriss das Boot, in dessen Rumpf Aiphatòn heimlich ein Loch gebohrt hatte, damit das Petroleum aus den zerschlagenen Fässern lief. Takelagen und Segel fingen Feuer, ein Schiff nach dem anderen begann zu flackern.
    Es klappt. Sein Plan gelang. Es gab für die Albae kein Entkommen mehr. Nun musste sich der Brand auf ganz Elhàtor ausbreiten, und die Bewohner würden ausgelöscht werden. Ich werde nachhelfen, wo ich kann.
    Danach würde er in einem Boot zurücksegeln und die Botoikerin selbst umbringen, um seinen Speer zu erhalten und mit Nodûcors Fähigkeiten die restlichen Albae in die Endlichkeit zu schleudern.
    Ein lauter Fluch erklang unter ihm.
    Als Aiphatòn seine Augen auf den Platz richtete, sah er Kôr’losôi dicht neben Leïóva stehen, doch er berührte sie nicht.
    Die Elbin rutschte eben aus dem Sattel des Nachtmahrs, hatte das eigene Schwert durch die Brust gerammt und starrte mit schmerzgezeichnetem Antlitz geradeaus.
    Auch sie folgte dem Rat ihrer Tochter.
    Er sah zum Botoiker, der nicht wissen konnte, wie viele Freiheiten Aiphatòn besaß. Jetzt werde ich dich töten.
    Da drehte sich sein eigener Oberkörper, Hüfte und Beine folgten gehorsam.
    Ich … wie kann das sein? Über die tote Modôia und ihren erschlagenen Sohn hinweg trugen ihn seine Füße zur Treppe. Seine Sohlen hinterließen rote Abdrücke aus dem Blut der Toten.
    Damit war es gewiss: Das Ghaist existierte noch, die Hitze hatte nicht ausgereicht. Die Opfer und sein Plan waren vergebens gewesen.

»Glaube nicht, was man dir erzählt. Erfinde eine Lüge, der alle verfallen. Selbst du.«
    Albische Redensart,
gesammelt von Carmondai, Meister in Wort und Bild

Ishím Voróo, einige Meilen hinter Dsôn Dâkiòn, 5452.   Teil der Unendlichkeit (6491.   Sonnenzyklus), Spätherbst
    Aiphatòn warf einen Blick zurück auf die brennenden Bauten der titanischen Stadt, vom kleinsten Haus bis zum Palast des

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