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Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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sind?« Aiphatòn machte sich unentwegt Gedanken, ob es den Cîani gelungen sein könnte, die Halbmaske zu entfernen. Das käme seinen neuen Plänen entgegen.
    »Sicherlich.« Kôr’losôi warf einen Blick über die Schulter, um die Nachzügler im Auge zu behalten. »Wir werden noch mindestens fünfzig oder mehr verlieren«, schätzte er. »Sumpffieber. Das nenne ich Ironie.« Er lachte auf. »Warst du schon einmal … ach nein, wie könntest du«, unterbrach er sich selbst.
    »Was meinst du?«
    »Je mächtiger das Heer, desto öfter zieht eine Familie um. Die meisten unserer Städte verwandeln das Umland sehr rasch in Morast, bedingt durch die Größe der Armee und die Ausscheidungen der Kreaturen. Regen macht den Zustand nicht besser. Bevor Sumpf und Gestank unerträglich für uns werden, ziehen wir weiter«, erklärte er.
    Aiphatòn wandte sich ebenfalls kurz um und sah nach den Schwachen.
    Alle hundert bis zweihundert Schritte lag eine zusammengekauerte Gestalt, während Dâkiòn am Horizont in Flammen und Rauch versank. Wer sich noch rühren konnte, kroch auf allen vieren oder auf den Ellbogen hinter dem Tross her. Der Wille der Botoikerin kannte keinerlei Gnade.
    »Es gab eine Zeit, in der die Familien danach trachteten, Reiche zu errichten, wie es die Albae taten, bevor das alte Dsôn unterging und ihr in alle Winde verstreut wurdet«, erzählte Kôr’losôi. »Sie eroberten die größten Bollwerke in nur einem Tag. Keine Mauer hielt stand.«
    Aiphatòn dachte an den Steinernen Torweg mit seinen gewaltigen Festungsanlagen. Ich muss mehr erfahren. »Ohne Belagerungsgerät?«, sagte er ungläubig. »Das zweifle ich an.«
    »Das taten die Eroberten zunächst auch«, erwiderte Kôr’losôi lachend. »Alles, was ein Botoiker-Heer benötigt, ist Masse. Masse ist formbar, biegbar, man kann sie auftürmen und wie ein Seil herablassen, man kann sie sogar Brücken errichten lassen.« Der Botoiker grinste. »Ich weiß, du kannst es dir nicht vorstellen, aber genau das ist der Vorteil.« Er dachte nach. »Bei den Albae gab es doch gewiss Akrobaten, die zur Erbauung Kunststücke vorführten?«, erkundigte er sich.
    » Kunst , die lange eingeübt werden musste. Keine Kunststücke . Das überlassen wir Tieren.«
    Kôr’losôi winkte abfällig. »Nun, sicherlich errichteten sie dabei Türme, indem einer auf die Schulter des anderen kletterte und all so etwas?« Als er Aiphatòns Nicken sah, klatschte er in die Hände. »Genau so überwinden unsere Heere Mauern und Festungen. Sie klettern übereinander hinweg, und zwar rasend schnell.«
    Aiphatòn sah vor seinem geistigen Auge, wie zweihunderttausend Bestien, Scheusale, Menschen und Albae den dreißig Schritt breiten Zuweg entlangrannten und sich vor den geschlossenen Portalflügeln so lange auftürmten, bis sie hinaufgelangten und die Verteidiger überraschten. Sie müssen das Tor nicht öffnen. Sie klettern darüber.
    »Und wenn man dann«, berichtete Kôr’losôi versonnen weiter, »über hundert Ghaists verfügt, gibt es kein Halten.«
    »Hundert?« Aiphatòns Zuversicht, das Geborgene Land bewahren zu können, falls der Hunger nach mehr Land und Soldaten weiter anschwoll und über die Ödnis hinausging, schmolz wie Eis in der Sonne. »Was geschieht mit diesen ganzen Kreaturen, wenn ich ihre Herrin töte und von deren Willen befreie?«
    Kôr’losôi machte ein nachdenkliches Gesicht. »Ich war noch nie dabei, wenn das geschah. Vielleicht erlangen sie ihre Freiheit? Oder sie sterben? Oder sie verharren einfach in der Bewegung?«
    Wir brauchen viel Petroleum. Oder die Macht von zahlreichen Cîani. Aiphatòn sah den einzelnen nadelförmigen, weißen Turm näher rücken. »Weißt du, wo sich die Heere begegnen werden?«
    »Nein. Das erfahren wir, sobald wir Tr’hoo D’tak erreichen.« Kôr’losôi löste die Verbindung zum Alb. »Ich darf Fa’losôis Macht nicht zu lange schwächen. Wir sind schon sehr nahe, sie könnte es bemerken.« Er scherte aus dem Tross aus und ließ die Albae an sich vorbeiziehen. Bewahre Geduld, formten seine Lippen.
    Aiphatòn lachte innerlich auf. Geduld. Als unsterbliches Wesen besaß er alle Zeit und damit die beste Voraussetzung für größtmögliche Geduld.
    Doch ausgerechnet die Zeit war gerade sein größter Feind.
    Was wird die Botoikerin tun, wenn sie bemerkt, dass ich ihr in gewissem Maß widerstehen kann? Aiphatòn und die Spitze des Zuges aus Elhàtor erreichten die vorderen Ausläufer der Stadt, wo abenteuerliche Zelte standen,

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