Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)
steckt. Genau deswegen kann ich sie überwältigen. Er dachte nach. Am besten erst nach der Schlacht.
»Hörst du das?« Kôr’losôi drehte den Kopf leicht in den Wind.
Aiphatòn hatte das leise Rumpeln vernommen, auf das sie sich zubewegten. »Es könnten fallende Baumstämme sein. Vielleicht bauen sie Katapulte?«
Die Gruppe trabte eine sanfte Erhebung hinauf, um einen besseren Überblick zu erhalten. Kôr’losôi ließ die Orks auf Anweisung des Albs die letzten Schritte vor der Kuppe in Kriechgang übergehen, damit man sie von der anderen Seite aus nicht sah. Die Halme wuchsen weniger hoch, boten jedoch ausreichend Schutz, sofern man achtgab.
Aiphatòn sah in einen leicht abschüssigen Krater, der an seinem niedrigsten Punkt nicht mehr als vier Schritte tief war, aber einen Durchmesser von zwei Meilen aufwies. Baumstümpfe ragten aus dem Moosboden und erinnerten an den Wald, der sich einst hier erhoben haben musste, es roch nach frischem Harz und aufgerissener Erde.
Die Malméner, die Kôr’losôi bereits treffend beschrieben hatte, streiften über die gerodete Fläche, als suchten sie übersehene Stämme. Die Schädel waren gesenkt, die tellergroßen Augen blieben auf die Erde gerichtet.
»Es sind nur fünfzig«, raunte Aiphatòn und ließ seine Blicke schweifen. Hier passt etwas nicht. »Das ist keine größte Übermacht«, konnte er sich den Zusatz nicht verkneifen. »Für die braucht Fa’losôi die ganzen Soldaten?« Im Norden glaubte er, einen schmalen Pfad auszumachen. »Und wo ist der Botoiker abgeblieben?«
Kôr’losôi wirkte verwirrt. »Das Ghaist sagte, dass sich hier …« Er hob den Kopf etwas an, um die Lage besser erkennen zu können.
»Wie intelligent ist ein Ghaist, wenn es nicht von seinem Herrn gesteuert wird?«
»Das kommt darauf an. Die meisten sind ungefähr so schlau wie ein Hund, aber wenn die Seelen besonders klug waren, die verwendet wurden, kommen sie an einen Menschen heran.« Kôr’losôi schien nicht zu begreifen, worauf der Alb hinauswollte. »Täusche ich mich, oder suchen die Malméner etwas?«
In Aiphatòns Verstand formte sich eine vage Erklärung für das, was sie sahen. »Wir müssen näher heran. Ich will wissen, wonach sie suchen.«
»Niemals!« Kôr’losôi machte eine abwehrende Geste. »Wir lassen die Grünhäute …«
»Sie sind zu dämlich.« Aiphatòn musste eingestehen, dass die Gegner überlegen waren. Die Orks würden in Fetzen gerissen werden, wozu schon ein Dutzend der feindlichen Bestien ausreichte.
»Du magst ein Krieger sein, Kaiser, aber ich bin nichts weiter als ein Puppenspieler.« Kôr’losôi sah wieder zu den Malménern, die wie lebendig gewordene Baumstämme umherwankten. »Wir bräuchten die gesamten Albae, um die da unten zu bezwingen.«
»Verlasse dich auf meine Tharc-Fähigkeiten.« Er zeigte nach rechts. »Sende dreißig Grünhäute zurück, damit sie den Hügel umrunden und wie zufällig auf die Gegner treffen. Wenn diese tumben Großbestien so dumm sind, wie du sagtest, wird sich die Mehrheit sofort auf sie stürzen. Sobald das geschieht, sendest du die nächsten dreißig von der anderen Seite.«
»Sie halten nicht lange durch«, warf Kôr’losôi ein.
»Müssen sie nicht. Wenn die sechzig so gut wie vernichtet sind, sende nochmals zwanzig auf beide Seiten und lasse sie sofort flüchten.« Aiphatòn ging seine Taktik nochmals im Geiste durch.
»Was soll das bringen?«
»Ich kann nach unten und mich umschauen, ohne dass sie sich gleich auf mich werfen.«
Kôr’losôi verzog den Mund, während die Orks rückwärtskrochen und sich am Fuße des Hügels aufstellten. Es schien sie nicht zu belasten, in den Tod geschickt zu werden. »Du wirst mir bei Gelegenheit dieses Tharc-Spiel erklären«, flüsterte er. »Damit ich verstehe, ob es gut ist, was du da gerade tust.«
Die beiden sahen zu, wie die Grünhäute um die Erhebung marschierten und sich mit lautem Grölen auf die Feinde warfen, als handelte es sich dabei um harmlose Gnome, die sie mit der flachen Hand erschlagen konnten.
Die durchaus einfältigen Malméner stürmten zuerst auf die erste Orkgruppe zu, dann teilten sie sich auf, als die zweite Abteilung Grünhäute anrückte. Nur zehn Feinde blieben auf dem gerodeten Feld zurück, schauten unschlüssig auf die Erde und zum Scharmützel, das sich entspann und bereits dem Ende entgegenneigte.
Es kam so, wie ich es erhofft hatte. Aiphatòn gab Kôr’losôi einen Schlag auf die Schulter. »Jetzt die restlichen
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