Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)
angeblich lag, nachdem die Albae Sinthoras und Caphalor ihr ein scheinbares Ende bereitet hatten.
Diese Episode ereignete sich lange vor ihrer Geburt. Dass ihre Verwandte, die ihre vielfache Ur-Vetterin war, das Liegen in feuchter Erde überstanden hatte, war ein Rätsel. Es gab schon lange keine Zeugen mehr, welche diese Geschichte hätten bestätigen können.
Kôr’losôi hatte ihre Rückkehr einfach hingenommen, da er nicht gegen sie ankam und er von ihrem rasanten Machtgewinn profitierte. Anfangs zumindest.
Saî’losôi hingegen achtete auf viele Kleinigkeiten an ihrer Vetterin, um das Geheimnis zu lüften. Ihre Überzeugung wuchs von Tag zu Tag, dass ein Dämon im Spiel war, was den Wahnsinn und das Sprunghafte erklärte.
Die Ödnis kannte mehr als eine solche Kreatur, die sich den Spaß erlaubte und in Lebewesen einfuhr, um Besitz von ihnen zu ergreifen und Geschicke ganzer Völker zu lenken.
Sogar die Albae nutzten einen von ihnen, als sie gegen Tark Draan zogen. Saî’losôi öffnete die Lider und fischte den Schwamm aus dem Wasser, um sich damit über die runenverzierte Haut zu reiben. Warum sollte ein Dämon nicht Fa’losôis Gestalt angenommen haben? Das würde ihre immense Macht erklären, wenn es um Beherrschungs- und Beeinflussungszauber ging.
Saî’losôi wusste, dass es für alles und jeden ein Gegenmittel gab.
Auch gegen Dämonen.
Leider verstand sie sich nicht auf die Künste der Beschwörung. Ihre Vetterin hielt ein sehr waches Auge auf die Cîani, sonst hätte sich Saî’losôi schon lange einen von ihnen unter einem Vorwand gegriffen. Dieses eifersüchtige Verhalten bestärkte sie in ihren Vermutungen.
Soll Kôr’losôi sich auffällig benehmen und ihr Misstrauen erwecken, indem er mit dem Kaiser paktiert – ich warte auf meine Gelegenheit, und sie sollte sich bald ergeben.
Ein behutsamer Stoß durchlief die Wanne.
Das Wasser schlug kaum merkliche Wellen, und der dünne Schaum schwappte an Saî’losôis Armen und am Hals hinauf.
Sie hielt in der Bewegung inne und lauschte. Stürzte die Plattform ab? Oder fiel …
Der zweite Stoß versetzte den ganzen Raum in heftiges Rütteln, das Wasser lief über den Kupferrand.
Saî’losôi fluchte und stieg aus der Wanne, hüllte sich, nass, wie sie war, in ihren grünen Hausmantel, um nach dem Rechten zu sehen.
Sie befürchtete ein Erdbeben oder dass der Untergrund aufweichte, auf dem der Nhatai-Turm stand. Durch ein Absacken konnten Spannungen in den Balken entstehen, die sich verzogen und gerne brachen. Sie hatte das schon einmal erlebt und konnte damals das Bauwerk vor dem Kippen mit einer Horde Bestien stabilisieren, während die Bewohner das Hab und Gut in Sicherheit gebracht hatten.
Am besten sehe ich von einem der Balkone aus, was die Ursache für das Ächzen und Knacken im Gebälk ist. Saî’losôi lief aus dem Zimmer den schmalen Gang entlang und öffnete eine Tür nach draußen, die sich in etwa vierzig Schritten Höhe befand und zu einer Aussichtsplattform führte.
Ein Blick genügte ihr, um zu verstehen, dass das Senken des Bodens oder gar ein Erdbeben die kleineren Schwierigkeiten bedeutet hätten.
Ysor’kenôr!
Vor der Botoikerin breitete sich die widerliche Stadt aus, die von zwei Seiten angegriffen wurde. Der Letzte der Rhâhoi-Familie hatte seine Malméner aus Süden und Südwesten keilförmig vorstoßen lassen und bereits zwei Schneisen geschlagen.
Dort, wo sich die Spitzen der Trupps trafen, ballten sie sich zu einem Pulk, der behauene Stämme der Länge nach ringsum in die Stadt warf.
Was an Hütten und Bestien im Weg stand, rissen die zentnerschweren Baumwalzen nieder. Zwei davon waren bis zum Turm gerollt und gegen die untere Steinwand geschlagen.
Sind das Katapulte? Saî’losôi glaubte zu erkennen, dass gegnerische Kreaturen im Schutz des Pulks grob behauene Elemente zu Steinschleudern zusammenfügten. Die Wurfarme wurden auf den Turm ausgerichtet, ochsengroße Steine in die Schlingen gelegt.
Währenddessen warf sich Fa’losôis Heer von allen Seiten in wirrem Durcheinander auf die Gegner. Ohne Sinn und Verstand folgten sie dem Beherrschungszauber, der ihnen befahl, gegen alles vorzugehen, was sie selbst angriff oder eine Gefahr für die Stadt bedeutete.
Ysor’kenôrs Streitmacht war von den benebelten Gemütern als Feind erkannt worden. Doch da sich die gewaltigen Widersacher mitten im Lager befanden, standen sich die Verteidiger selbst im Weg – und räumten alles beiseite, was sie daran
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