Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)
vierzig.« Er machte sich bereit, um den Hügel hinunterzurennen.
Der Botoiker sandte das letzte Aufgebot und ließ es sofort in Flucht verfallen.
Prompt stoben die riesenhaften Malméner von der Rodung und hinter ihnen her – bis auf die zehn Unschlüssigen, die sich gegenseitig anbrüllten, als wollten sie sich an ihre Aufgabe erinnern und im Zaum halten.
Ich werde schneller sein als sie. Aiphatòn eilte geduckt den Hügel durch die kniehohen Halme hinab.
Er erreichte unbemerkt den äußeren Rand und blieb in der Hocke, während er den Übergang vom Wald zum Grasland inspizierte.
Genau dort fand er einen rinnenartigen Abdruck, breit wie ein Unterarm und eine Dolchklinge tief.
Schnell blickte Aiphatòn nach rechts und links. Diese Rinne verläuft weiter und zieht sich rund um den fehlenden Wald. Als er nach vorne schaute, sah er zum einen zwei Malméner, die auf ihn zukamen, und zum anderen weitere Abdrücke. Das passt.
Aiphatòn erhob sich und rannte los, genau zwischen den beiden Bestien hindurch, die sich viel zu langsam bewegten, um ihm gefährlich zu werden; Brandzeichen auf der Brust zeigten, dass sie den Rhâhoi gehörten. Da er keine Notwendigkeit sah, die Malméner zu töten, hielt er sie auf Abstand. Sie sollen mir noch einen Gefallen erweisen.
Er trabte durch die Senke, betrachtete die Spuren und wich gelegentlich aus, wenn die Feinde brüllend Steine nach ihm warfen. Diese Bestien taugten nur auf dem Schlachtfeld, aber nicht gegen wendige Widersacher wie ihn.
Bei seinen Runden bemerkte er gelegentlich eine magische Abstrahlung, die von etwas innerhalb des Gebietes ausging und nichts mit den peinigenden Magiefeldern der Städte gemein hatte. Sondierend versuchte er, den genauen Standort zu ergründen.
Grinsend verfolgte Aiphatòn, wie zwei Malméner den Hügel hinaufstapften. Sie hatten wohl Kôr’losôis Witterung aufgenommen. Die weiße Rüstung machte ihn gut im Grün sichtbar, das Entkommen würde ihm nicht gelingen. Orks hatte der Botoiker keine mehr, die er sich zur Ablenkung rufen konnte. Ein Nhatai weniger. Da tun sie mir meinen Gefallen. Ein guter Tharc-Spieler denkt viele Züge voraus.
Der Alb suchte beim Laufen mit Blicken den Boden ab. Je mehr halbrunde und rechtwinklige Abdrücke er fand, desto sicherer wurde er: Ysor’kenôr hatte hier eine Stadt zur Täuschung errichtet, vermutlich mit Bildern in schweren Rahmen und dünnen Mauern aus Backsteinen und hastig gebundenen Dächern aus Ästen und Latten, um den Anschein zu wahren; dazu ließ er eine Handvoll seiner eindrucksvollen Bestien umherlaufen.
Das Ghaistwesen hatte sich von dem Anblick aus der Ferne blenden lassen, und die Botoikerin hatte ihren Späher nicht näher herangehen lassen, um nicht entdeckt zu werden. So gelang die Täuschung. Aber wofür der Aufwand? Aiphatòn dachte, dass er vielleicht nicht der Einzige sei, der Tharc kannte, und grinste.
Er wollte, dass die Nhatai ihre Stadt verlegen! Ein guter Stratege. Er nahm an, dass sich das feindliche Heer bereits auf dem Weg zu Fa’losôi befand, um sie in ihrer eigenen Residenz zu überraschen, anstatt die Auseinandersetzung im üblichen Schlachtfeldgemetzel zu suchen. Er hält sich nicht an die bisherigen Spielregeln. Das macht ihn noch besser.
Laut gellte ein Menschenschrei durch die Luft.
Aiphatòn lächelte. Kôr’losôi hatte durch die Kraft der Malméner aufgehört, ein Puppenspieler zu sein.
Plötzlich bemerkte er die magische Abstrahlung in ungewohnter Stärke, und so verharrte er und blickte sich genauer um.
Ein Funkeln im aufgerissenen Moos erweckte seine Aufmerksamkeit.
Ist das der Gegenstand, den die Scheusale suchten? Er bückte sich, wühlte in dem feuchten, grünen, weichen Teppich, bis er ein dreieckiges Silberamulett zu fassen bekam.
Sogleich spürte er ein warmes, jedoch angenehmes Kribbeln in den Fingerspitzen, die Runen seines Handschuhes glommen wohlig.
Es ist sehr magisch. Die Runen gehörten sicherlich zur Rhâhoi-Familie, zahlreiche Edelsteine schimmerten auf der polierten Oberfläche. Wofür auch immer Ysor’kenôr es benötigte, er muss ohne es auskommen.
Aiphatòn steckte es unter seine schwarze Kleidung und trabte wieder los, um den Feinden zu entgehen.
In einem weiten Bogen kehrte er auf den Weg zurück, den Kôr’losôi und die Truppe zusammen mit ihm genommen hatten. Die Spuren waren dank der niedergetrampelten Halme leicht zu erkennen.
Mit seiner Geschwindigkeit vermochten die Malméner trotz der langen Beine nicht
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