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Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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vermochte die ungeheuerliche Mutmaßung nicht zu glauben. »Ein Pass?«
    »Ich weiß es nicht!«
    Nein. Es muss etwas anderes zu finden sein, was wertvoller für die Aklán ist. Ein Artefakt vielleicht? Aus den Tiefen Phondrasôns mitgebracht und zu unberechenbar, um es unter normalen Umständen anzuwenden. Wie damals der Dämon, der Sinthoras und Caphalor bei der Eroberung half. Aiphatòn benötigte Gewissheit. »Wie gelange ich dorthin?«
    In knappen Worten beschrieb Münzler hauchend, wo sich der Aufgang zum Pfad befand. »Aber du wirst es niemals schaffen. Auch die Aklán nicht«, sagte er ächzend. »Niemand kehrt zurück.«
    Aiphatòn legte eine Hand gegen den Speer, und die Runen leuchteten auf, dann zog er die Klinge so leicht aus Holz und Fleisch, als hätte sie in Butter gesteckt. Der Bürgermeister fiel zu seinen Füßen nieder. »Da kann das Geborgene Land sich glücklich schätzen, dass sowohl ich als auch die Aklán dort verloren gehen werden.« Er bedachte den Mann mit einem angewiderten Blick. »Du jedoch wirst nichts davon haben.« Aiphatòn hob den Fuß und trat zu.
    Die Außenkante der angespannten Fußsohle traf Münzler in den Nacken und brach die Wirbel mittendurch.
    Niemand, der die Albae unterstützt, soll sein Leben behalten. Menschen wie du ermöglichten ihnen ihre Macht. Aiphatòn nahm sich zwei Mäntel der toten Gardisten und warf sie sich über, griff sich auch ein Paar Stiefel und verließ die steinerne Scheune durch eine Seitentür.
    Zwar kamen ihm weitere Soldaten entgegen, aber niemand hielt ihn auf, da er den Umhang der Wache trug und den Blick auf seine wahre Statur verhüllte. Zudem stank er wegen seines Bades im Fass nach Wein wie der letzte Säufer. Niemand würde einen Alb, geschweige den einstigen Kaiser darunter vermuten.
    Aiphatòn wollte sich in der Stadt noch Ausrüstung zusammenstehlen, die er für den Aufstieg benötigte, und dann die Aklán verfolgen.
    Er war sich sicher, dass ihn Münzler nicht angelogen hatte und Firûsha hinauf ins Gebirge geritten war. Aber was sucht sie dort oben?

»Vorgetäuschte Unwissenheit ist besser als verkündetes gefährliches Wissen.«
    Albische Weisheit,
gesammelt von Carmondai, Meister in Wort und Bild

Ishím Voróo, Albaestadt Dsôn Dâkiòn, 5452.   Teil der Unendlichkeit (6491.   Sonnenzyklus), Frühsommer
    Irïanora betrat die umlaufende Aussichtsplattform des Nordturms, der sich im oberen Drittel wie ein waagrechter Kragen von drei Schritt Breite um die Außenwand zog. Es war der zweithöchste Punkt in der Stadt, die vollständig auf einem lang gezogenen Berg inmitten einer welligen Ebene errichtet lag. Grausamer Sommer. Auch hier weht kein Lüftchen.
    Die hellen Wolken schienen am Himmel festgeklebt und rührten sich nicht von der Stelle. Das hinter der jungen Albin aufragende Bauwerk spendete zwar Schatten, doch vor der drückenden Hitze gab es kein Entkommen. Obwohl sie nur ein dünnes, blaues Leinenkleid übergeworfen hatte, rann ihr der Schweiß den schlanken Leib hinab.
    Mit dem Rücken zu ihr stand ein Alb mit kurzen, roten Haaren, der die Lücke zwischen zwei Zinnen als Tisch nutzte und darauf eine Karte ausbreitete. Der helle Oberkörper war entblößt, er trug lediglich eine Kniebundhose und flache, weiche Lederschuhe. Aus seiner Umhängetasche ragten weitere Rollen.
    Der gute Bethòras. Pünktlich und vorbildlich. Irïanora strich die langen, blonden Haare zurück und näherte sich ihm. »Verzeih, dass ich zu spät komme, aber mein Oheim wollte dringende Sachen besprechen.«
    Er nickte, bevor er sich umwandte. »Ich genoss die Aussicht und nutzte die Gelegenheit, die Karte auf ihre Genauigkeit zu prüfen.«
    Sie umarmten sich anhaltend zur Begrüßung.
    Irïanora bemerkte sein frisches Duftwasser und atmete tief ein, um möglichst viel davon zu riechen. Sie sah Zirkel, Lineal und optische Gerätschaften auf der Zeichnung liegen, daneben ruhten ein Kohlestaubstift und ein Blatt Papier, das mit Anmerkungen vollgeschrieben war. »Es gibt Überarbeitungsbedarf?« Sie ließ ihn los.
    Bethòras lächelte. »Nichts Wesentliches. Es kamen ein paar Bäume hinzu, und das Flussbett dehnte sich da drüben« – er hob deutend den Arm – »nach Osten aus. Wenn wir uns auf das Augenmaß verließen, wären wir nicht anders als die Barbaren und Scheusale und würden uns wie sie wundern, weil etwas klemmt oder stecken bleibt.«
    »Mein Oheim weiß, warum er dich zum Karten- und Baumeister bestimmte.« Irïanora blickte sich um, ob sie

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