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Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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nach wie vor alleine waren.
    »Mir folgte niemand«, sprach der Alb und nahm eine gefaltete Zeichnung aus der Tasche, die er auseinanderklappte und über die Umgebungskarte der Stadt legte.
    Sie nahmen sich keine Zeit, um die Schönheit von Dâkiòn zu bewundern, die sie viel zu gut kannten.
    Die Stadt hatte in anderer Form bereits vor der Ankunft der Albae existiert, offenbarte sich den Neuankömmlingen allerdings verlassen und unfertig. Sie war auf einem Berg erbaut worden, jedoch trennte die Unter- von der Oberstadt eine Schlucht, über die sich lediglich eine breite, gemauerte Brücke spannte.
    Niemand wusste, ob die ursprünglichen Erbauer den Riss absichtlich erschaffen hatten, um die Oberstadt im Verteidigungsfall besser halten zu können, indem man den Überweg zum Einsturz brachte.
    Die Legende besagte, dass riesenhafte Wesen die ersten Siedler und Baumeister waren. Das zeigte sich darin, dass die Grundrisse sämtlicher Häuser, Paläste, Straßen und sonstiger Bauwerke um das Vierfache zu groß wirkten. Deckenhöhen von zwölf Schritten und mehr in normalen Behausungen bedeuteten die Regel, und der Palast des Regenten schien gemacht worden zu sein, damit Riesen darin Leibesübungen abhalten konnten.
    Die Albae hatten die Bauwerke, die ausschließlich aus schwarzem Gestein bestanden, vollendet und verspielte Anbauten an den hünenhaften Gebäuden angebracht; sie hatten sie mit den künstlerischen Attributen ihres Volkes versehen, von Knochenschnitzereien bis hin zu besonderen Steinsorten, Ornamenten, Edelsteinen, Malereien und Runen.
    Das Gigantische verlieh der Stadt ihren Beinamen: die Stolze . Die Dächer, die Türme, die Stützbögen und Pfeiler reckten sich weithin sichtbar auf und machten deutlich, dass sie uneinnehmbar war. Nur zwei Brücken führten von der östlichen Ebene hinauf zu den schwer bewachten und gesicherten Toren, von denen es wiederum weitere Überwege in die Unterstadt gab. Niemand, der bei Verstand war, wagte einen Angriff – und doch gab es die Sage, dass die Riesen eines Sonnenaufgangs zurückkehren würden, um ihre Stadt zu verlangen.
    Die beiden jungen Albae trieb im Moment ein anderes Verlangen um: Kriegsvorbereitungen.
    Bethòras deutete auf die Striche, die ein Schiff darstellten, mit Angaben für Länge, Breite, Tiefgang, Masthöhe und vieles mehr. »Ich begann mit einem kleinen Entwurf.«
    Irïanora betrachtete den Bauplan, und ihr Herz klopfte vor Aufregung und Freude laut in ihrer Brust. »Darauf passen wie viele Krieger?«
    »Es hängt davon ab, welche Ausrüstung sie mit sich führen«, wich Bethòras aus. »In den leichten Harnischen, die ich für ein solches Unterfangen empfehle, müssten es um die fünfzig sein. Dazu kommen kleinere Katapulte an Deck und die passenden Ladungen sowie die Bedienmannschaften.« Bei seinen Erläuterungen deutete er auf die entsprechenden Stellen auf der Zeichnung.
    Sie runzelte die Stirn. »Der zeitliche Aufwand und das Material?«
    »Sobald wir das Holz haben, wird es sechzig Momente dauern. Unsere Zimmerleute sind gut und schnell genug, das umzusetzen, was ich ihnen an Plänen gebe.« Bethòras zeigte zum breiten Strom, der zwei Meilen von der Stadt entfernt vorüberfloss. »Es gibt zwei Stellen, an denen man die Werft errichten könnte, ohne dass wir Erde abtragen müssen. Ich studierte die Aufzeichnungen der Frekorier, in denen genau beschrieben wird, wie …«
    »Ist das nicht ein herrlicher Tag?«, erklang eine gut gelaunte, alte Stimme von der Tür. »Aber ich hoffe, dass ein Unwetter uns von der Schwüle erlöst. Man macht kaum ein, zwei Schritte und schwitzt sich die Kleidung durch.«
    Irïanora und Bethòras wandten sich nicht sofort um, da sie wussten, wer sie ungebeten und überraschend aufsuchte.
    »Kein Wort«, raunte die blonde Albin dem Kartenmeister zu, nahm die Bootszeichnung, faltete sie mit ruhigen, doch schnellen Bewegungen zusammen und steckte sie unters Kleid. Von einem Herzschlag auf den anderen setzte sie ein gewinnendes Lächeln auf ihr Antlitz. »Oheim«, sprach sie laut und drehte sich zu ihm.
    »Genießt ihr die Fernsicht?« Shôtoràs ging auf sie zu, die rechte Hand auf den Gehstock gestützt, der aus Silber, Tionium und Gebeinintarsien bestand. Er war der Regent von Dsôn Dâkiòn und sicherlich der älteste Alb, den es in Ishím Voróo gab.
    Jedes Mal, wenn die Stockspitze auf die Steinplatten aufsetzte, klackte es vernehmlich, als wollte der Alb etwas erwecken, das unter ihren Füßen im Boden

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