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Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Flocken.
    »Da folgen sie ihrem Schöpfer. Nun gehe ich und suche einen neuen Kartenmeister. Dieser hier nahm es mit der Aufrichtigkeit nicht so genau, wie sein Amt es erforderte.« Der Regent hinkte zurück zur Tür und verschwand hindurch. »Jeder, der von deiner Denkweise befallen wird, erleidet die Endlichkeit«, tönte seine Stimme hohl aus dem Turm.
    Elender, alter, widerlicher … Irïanora atmete mehrmals ein und aus, dann stieß sie einen kurzen, durchdringenden Schrei aus, in den sie ihre Wut, ihre Ohnmacht und ihre Enttäuschung hineinlegte. Die Wutlinien zuckten über ihr Antlitz, ihre Haut erwärmte sich, und das Ziehen überlagerte für zwei, drei Herzschläge die Schmerzen in ihrer Seite.
    Schließlich erhob sie sich ächzend und blickte über die Zinne nach unten.
    In einhundert Schritten Entfernung sah sie auf der Straße zwischen den Häusern aus schwarzem Stein Bethòras’ verdrehten Leib liegen, um den sich Albae drängten. Die deutlichen roten Flecken und Schlieren auf zwei Dächern zeigten ihr, dass der Kartenmeister bei seinem Sturz auf zwei solide Dächer geprallt war, ehe sein Körper auf dem Pflaster endete. Ein grässlicher Tod. Und unverdient.
    Zwei Gardisten eilten hinzu und sahen nach dem Gestürzten, einer hob den Kopf und blickte den Turm hinauf.
    Ohne es zu wollen, zog Irïanora ihren Oberkörper wieder zurück.
    Man hatte sie sicherlich nicht erkannt. Zudem würde der Regent bezeugen, dass es sich um einen Unfall handelte, durch Unachtsamkeit entstanden, als sie die Karten auf ihre Genauigkeit prüften.
    Ich darf ihn nie wieder unterschätzen. Die junge Albin ging zur Treppe, die nach unten führte. Den Aufzug, der ein schnelleres Auf und Ab ermöglichte, nutzte sie nicht. Sie wollte, nein, musste sich bewegen.
    Während Irïanora Stufe um Stufe nach unten eilte, kehrte der Trotz zu ihr zurück: Sie würde ein Boot den Fluss hinabsenden. Oder zumindest eine Handvoll Späher, und dann bekomme ich meinen Krieg, der in Dâkiòns Triumph mündet.
    Unwillkürlich ballten sich ihre Finger wieder zu Fäusten.
    Ja, ihr Oheim war alt.
    Sehr alt.
    Und bereit für die Endlichkeit.
    Danach würde man sehen, was Dsôn Dâkiòn zu einem Krieg gegen Elhàtor sagte.

    Tark Draan, Dsôn Bhará (einstiges Elbenreich Lesinteïl), Dsôn, 5452.   Teil der Unendlichkeit (6491.   Sonnenzyklus), Frühsommer
    … gehe ich aus den oben genannten Gründen davon aus, dass der Kampf von T. gegen G. anders verlief als behauptet und kein Gestaltwechsler im Spiel war. Carmondai setzte die Feder ab, mit der er die letzten Zeilen geschrieben hatte.
    Sein Rücken schmerzte, er versuchte, es zu ignorieren. Das Ziehen in den Fingergelenken kam von der kühlen Feuchtigkeit seiner Unterkunft oder von der mäßigen Ernährung, die ihm zugesprochen wurde.
    Carmondai las sich seine Aufzeichnungen im grünlich gelben Schein des Leuchtmooses nochmals durch. Es ging dabei um seine Vermutungen zu Vorgängen, die sich während der Verbannung der Dsôn Aklán zugetragen hatten. Der Zweikampf, den Tirîgon alleine gegen einen Gestaltenwandler bestritten haben wollte, strotzte in seiner Schilderung vor Ungereimtheiten.
    Nicht alles, was die Drillinge ihm berichtet hatten, glaubte Carmondai ohne eigene Nachforschungen.
    Genau deswegen saß er seit gefühlt hundert Teilen der Unendlichkeit in dem kargen Raum, der sich vermutlich unterhalb des Palastes der Geschwister befand.
    Der gealterte Alb mit den langen, braunen Haaren hatte vieles erlebt und überlebt, vom dichtesten Schlachtgetümmel über die pfeilgeschwinden Cûithonen bis hin zu Seefahrten, gefährlichen Reisen durch Tark Draan in den Zeiten der Unauslöschlichen und einem langen Aufenthalt in Phondrasôn.
    Selten war er dabei in die Verlegenheit gekommen, lange herumzuhocken und abzuwarten.
    Doch mit der Rückkehr nach Tark Draan zusammen mit den Drillingen hatte sich das Schicksal gegen ihn gewendet – oder Samusin verlangte für alles an Gutem, was dem Alb widerfahren war, auf einen Schlag ein Opfer: Die letzten Zyklen, oder besser gesagt Zehntelteile der Unendlichkeit, verbrachte Carmondai eingesperrt.
    Die Sanduhr, die auf seinem Schreibtisch stand und die er beständig drehen musste, war das einzige Hilfsmittel, das ihm sagte, ob an der Oberfläche Tag oder Nacht herrschte.
    Hier unten schien seine Alterung rapide voranzuschreiten, als gäbe es eine Strahlung, die seinen körperlichen Verfall beschleunigte. Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Augen jemals

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