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Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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zuvor brannten oder sich müde fühlten.
    Anfangs freundlich von den Aklán behandelt, hatten sie ihn aufgrund seiner unentwegten bohrenden Erkundigungen, die er bei den Nord-Albae einholte, ergreifen und in einen fast übersehenen, staubigen Raum werfen lassen, wohin ihm seine Bücher, Schriften, Notizen und Zeichnungen folgten. Zu groß war der Respekt vor seinen Worten, um sie einfach zu vernichten, aber niemand sollte sie mehr zu sehen bekommen.
    Vergessenheit – das ist das zugedachte Schicksal, für Verfasser und Werke. Carmondai seufzte und sah zu dem Fenster, das er sich an die dünn verputzte Wand gemalt hatte. Da war es sogar in Phondrasôn angenehmer. Die Motive, die scheinbar jenseits der Scheibe lagen, hielt er auf Papier fest und veränderte sie je nach Laune.
    Seine Augen huschten über das alte Dsôn Balsur, das er für die Unauslöschlichen errichtet hatte. Jede Kleinigkeit war von ihm festgehalten worden, vom Beinturm bis hin zu den Palästen und Tempeln; am unteren Rand stand Caphalor mit seiner Liebsten.
    Das ist so lange her. Carmondai rieb sich über den schmerzenden Nacken. Sie sind schon lange tot, und ich sollte es wohl auch sein.
    Man versorgte ihn mit Nahrung, mit Tinte und Farbe, gelegentlich mit frischer Kleidung, aber mehr gewährten ihm die Aklán nicht. Weder durfte er die Sonne sehen noch kleine Ausflüge unter Bewachung unternehmen. Im Schein von Leuchtmoos lebte und schrieb er. Die braunen Leinengewänder, die ihm die Wärter überließen, waren einfach geschnitten, kratzten auf der Haut und zeigten noch Flecken ihrer vorherigen Träger, die sich nicht hatten auswaschen lassen.
    Ich bin zu alt, um hierin zu darben. Carmondai legte seine Notizen zur Seite, die er in einer Geheimsprache verfasste, damit seine Gedanken vorerst auch geheim blieben. Er hoffte sehr, dass man sich noch immer seine Geschichten erzählte.
    Vermutlich ließen sie verbreiten, ich sei ums Leben gekommen. Er stand auf und lief seine übliche Strecke zwischen Arbeitstisch, Tür, Schrank und Bett, die jeweils im Abstand von acht Schritten standen. Diesen Gefallen tue ich ihnen nicht. Auf den Regalen stapelten sich seine Werke, unablässig kamen neue dazu.
    Carmondai warf sein raues Hemd ab, weil er ins Schwitzen geriet, wechselte die Laufrichtung, vollführte schnelle Sprünge und absolvierte danach Liegestütze und Klimmzüge. Das Kriegerblut in ihm lehnte es ab, in völlige körperliche Untätigkeit zu verfallen. Die Ausrede einer Zelle wollte es nicht gelten lassen, die gelegentliche Pein in den alten Gelenken ebenso wenig.
    Zwar besaß er keine Waffen, aber mittels zweier langer Lineale übte er den Dolchkampf, mindestens einen Splitter der Unendlichkeit täglich. Er wollte auf alles vorbereitet sein.
    An Flucht dachte er nicht, solange er nicht wusste, wie er seine Werke mitnehmen konnte, doch verteidigen würde er sich, falls die Aklán ihm nach dem Leben trachteten.
    Früher war ich schneller. Keuchend legte er die Lineale weg, wischte sich den Oberkörper mit einem Tuch ab und musste grinsen, als er seine Haut betrachtete. Ich bin faltig geworden. Die jungen Albinnen schenkten mir eher Mitleid denn ihre Aufmerksamkeit. Er sah zur Waschschüssel mit der Karaffe daneben, die bedenklich leer war. Auch das Essen ließ bereits seit zwei Umdrehungen der Sanduhr auf sich warten.
    Carmondai ging zur Tür und trat mehrmals mit dem Fuß dagegen, um auf sich aufmerksam zu machen, aber es erfolgte keinerlei Reaktion. Der Schieber an der kleinen Klappe blieb geschlossen.
    Ist es nun so weit? Soll ich verhungern und verdursten? Mit einem Blick auf die Karaffe beschloss er, das restliche Wasser zu bewahren. So setzte er sich wieder an den Tisch und nahm das Schreiben auf. Doch seine missliche Lage beunruhigte ihn zusehends.
    Sie werden mich kaum vergessen haben. Carmondai überlegte.
    Der Eingang würde sich nicht aufbrechen lassen, auch nicht dann, wenn er Regalhölzer zu einem Rammbock verband. Die drei äußeren waagrecht verlaufenden Eisenbarren hielten die Tür fest in ihrer Position.
    Seine Aufpasser hatten ihn mit verbundenen Augen an den Ort gebracht, doch er entsann sich der dreihundertelf Stufen abwärts. Damit lag er unter der Erde, umgeben von festem Gestein. Bevor ich mich ins Freie gegraben habe, bin ich verdurstet.
    Ein anderer Einfall kam ihm.
    Carmondai sah zu den leeren Blättern. Das wäre eine Möglichkeit. Aber sie ist gefährlich. Für mich und alles, was ich in der Zelle erschuf.
    Er erhob sich

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