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Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Blätter zurück. »Verwahre beides sorgfältig. Leïóva wartet gewiss mit dem Essen auf mich. Sie wird böse, wenn ich nichts zu mir nehme.«
    Ôdaiòn nickte. »Darf ich noch bemerken, dass Ihr gut daran getan habt, Vorkehrungen zu treffen, falls Shôtoràs seine Meinung zum friedlichen Nebeneinander der Städte ändert?«
    »Bezieht sich Eure Äußerung auf die Nachrichten?«
    »Ich dachte nach und kam auf folgenden Einfall: Könnte es nicht auch sein, dass Shôtoràs doch beide verfasste?«
    Modôia stutzte. Welch kurioser Gedanke. »Ihr denkt, der Regent will, dass wir glauben, es gäbe jemanden, der ihn hintergeht, doch in Wahrheit steckt er hinter den Botschaften?«
    »Wäre das nicht eine einleuchtende Taktik? Er könnte recht gefahrlos unsere Reaktion auf die Anfrage ausloten und sich danach wunderbar mit unaufrichtigen Albae in seiner Umgebung herausreden.« Er lehnte sich im Sessel zurück und sinnierte gestikulierend vor sich hin, die Augen auf das weiße Beinregal vor sich gerichtet. »Und sollten wir es zulassen, könnte er die Fischerboote zur Spionage einsetzen. Es würde nicht lange dauern, bis sich eines davon zufällig an unsere Küste verirrt. Natürlich schwer von einem Sturm beschädigt, damit es glaubhaft wirkt.«
    Sie lächelte verschmitzt. »Es würde zu Shôtoràs passen. Und an Euch meine Hochachtung: Ihr denkt bereits wie jemand, der sich in der Schlangengrube des alten Dsôn zwischen Gestirnen und Kometen bewegen musste.«
    Ôdaiòn richtete die Augen auf seine Mutter. »Oh, ein großes Kompliment.« Er deutete eine Verbeugung an.
    »Bildet Euch nicht zu viel ein. Und vergesst nicht, den Markt zu besuchen. Unsere Schiffe sollten bereits in diesem Splitter der Unendlichkeit einlaufen.« Modôia verließ das Arbeitszimmer und betrat den kurzen, mit Mosaikbildern verzierten Korridor, von dem drei weitere Türen aus undurchsichtigen, sehr dünnen Gesteinsscheiben abgingen.
    Sie gelangte von dort in einen sehr großzügig geschnittenen, hellen Raum, der mit seiner breiten Glasfront einen unverbauten Blick auf das Meer zur anderen Seite hin erlaubte. Es duftete nach den leckeren kalten und warmen Gerichten, die auf dem Tisch aufgereiht waren.
    Von der Decke hingen Lampen aus verleimtem Fischbein, die abends wunderschönes Licht verströmten. An den geweißten Wänden hafteten Spritzer und lange Linien aus Gold und Silber, als wäre das Edelmetall in flüssigem Zustand mit Schwung gegen die Mauern geschüttet worden.
    Der Regen hatte nachgelassen, die Sonne schien ungehemmt, warf ihre Strahlen auf Dsôn Elhàtor und löste die grauen Wolken mit ihrer Macht auf.
    Modôia bemerkte das leichte Ziehen, mit dem sich ihre Augen schwarz färbten. Die Essenzen ihrer Vertrauten sorgten dafür, dass es oftmals länger dauerte, und an bewölkten Tagen kam es vor, dass die Eintrübung gar nicht stattfand. Das hatte nichts mit der Tinktur zu tun, die ihr Sohn nutzte, sondern kam als Nebeneffekt ihrer eigenen Heilmittel daher. Vermutlich hasste sie dieses Mode-Elixier deswegen.
    Am Fenster und mit dem Rücken zu ihr stand Leïóva, bekleidet mit einem bodenlangen, silberweißen Rock und einem gleichfarbigen Brustwickel, der den Blick auf ihre grazile Statur und ihre braune Haut erlaubte. Der Sonne gelang es nicht, ihre schwarzen Haare auszubleichen, die bis zum Steiß reichten. »Ich hörte, die Erste Flotte kehrt von ihrer Fahrt zurück«, sprach sie zur Begrüßung. »Wir sollten unbedingt nachschauen, was sie mitbringen.«
    »Das tun wir.«
    »Nach der Stärkung«, fügte Leïóva nachdrücklich hinzu, ohne die Stimme zu heben. Sanftheit und Eleganz umgaben sie bei allem, was sie tat. Sogar wenn sie tötete. »Du brauchst Kraft und etwas im Magen, sonst verätzen meine Mittel dir die Innereien.«
    Modôia nahm am Tisch Platz. »Ich weiß«, erwiderte sie seufzend.
    Leïóva blieb am Fenster stehen und kreuzte die Arme unter der Brust, die Muskeln auf ihrem Rücken und den kräftigen Schultern spielten dabei im Sonnenlicht. »Ich war vorhin in der Grotte. Die Arbeiten an den Schiffen gehen gut voran. Die einzige Schwierigkeit, die auftreten könnte, ist der Tiefgang. Sollten wir zu schwere Katapulte an den Oberdecks vorsehen, könnten wir auflaufen.«
    »Das ist mir bewusst.« Die Herrscherin nahm sich von der dünnen Milchsuppe, streute sich getrocknete Früchte hinein und rührte danach kleine Stückchen des zweifach gebackenen Gewürzbrotes unter. Sie zwang sich jedes Mal zum Essen.
    Ihr Rückgrat

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