Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)
sandte einen schwachen Schmerzimpuls aus und erreichte den kleinsten Winkel ihres Körpers. Modôia stockte kurz in der Bewegung. Das Mittel lässt schon wieder nach. Oh, Inàste, was gäbe ich, wenn es wenigstens nicht schlimmer werden würde.
Leïóva schien es nicht bemerkt zu haben. »Stromaufwärts zu segeln wird eine Herausforderung für die Steuermänner«, sprach sie ruhig.
»Es kann sein, dass wir früher in See stechen, als wir vor einigen Momenten der Unendlichkeit noch glaubten.« Sie aß Löffel um Löffel, genoss kaum den Geschmack, der sich an ihrem Gaumen entfaltete. Die frekorische und die albische Küche ergänzten sich großartig, es mischte sich behutsame Würzkunst mit achtsamer Zubereitung.
»Wie meinst du das?« Leïóva stand immer noch seelenruhig am Fenster.
Modôia erzählte von den beiden Nachrichten und dem Verdacht, den ihr Sohn geäußert hatte. »So oder so scheint sich jemand nicht mehr an jene Abmachung halten zu wollen, dass die Einflussgebiete der Stolzen und der Erhabenen getrennt bleiben«, schloss sie und kratzte die letzten Reste in der Schale zusammen. »Die Onwú kamen zudem nicht von selbst auf den Gedanken, gegen uns in See zu stechen.«
»Dann erweisen sich unsere Vorbereitungen als goldrichtig.« Leïóva lachte trocken auf. »Wusste ich es doch! Der alte Alb kann bis zu seinem letzten Atemzug nicht verwinden, dass du ihm Bewohner abnahmst und Elhàtor innerhalb weniger Zyklen zu einer starken Seemacht erhobst.«
»Wir erreichten es gemeinsam «, verbesserte die blonde Albin.
»Nach außen warst du es, und das wird so bleiben«, beharrte Leïóva und atmete tief ein. »Dann werde ich nach unserem Mahl wieder in die Grotte gehen und den Baumeistern sagen, sie sollen sich etwas einfallen lassen, um den Tiefgang zu verringern.« Sie drehte sich zur Seite, sodass Modôia ihr wunderschönes, ebenmäßiges Profil sah. Die Haare schienen aus schwarzen Seidenfäden zu bestehen. »Man bräuchte etwas, um die Schiffe leichter zu machen und den Auftrieb zu erhöhen.«
»Eine besondere Holzsorte vielleicht, die Luftkammern besitzt?«, steuerte Modôia bei und machte eine einladende Handbewegung. »Leiste mir Gesellschaft. Wir sehen uns selten genug ungestört.«
Leïóva kam zu ihr, jeder Schritt mutete leicht an. Leicht und schmerzfrei. Sie setzte sich und nahm sich vom dunklen Brot, schnitt sich vom Käse ab und goss sich Tee ein, in den sie Milch und gemahlenes Gewürz gab. »Das stimmt. Aber war es nicht schon immer so?« Sie schenkte ihr ein herzliches, inniges Lächeln und legte eine Hand auf Modôias. Die Augen waren klar und weiß, nicht der Hauch einer Verfärbung war erkennbar; um die Pupillen glomm es bernsteinfarben, wobei sich die Farbe je nach Lichteinfall ins Grünliche wandelte.
»Deine Tinkturen, um das Einfärben aufzuhalten, sind unglaublich«, kommentierte die Herrscherin und zwinkerte dabei.
»Nicht wahr? Ich verkaufe sie sehr gut, auch wenn nicht alle gleichermaßen darauf ansprechen. Die Inselgeborenen vertragen es wesentlich besser als Zugezogene, die aus den alten Albaereichen stammen.« Leïóva lachte. »Man könnte die Hälfte der Städter für Elben halten. Ihr Anblick würde Shôtoràs umbringen.«
Modôia stimmte in die Fröhlichkeit mit ein und aß mit mehr Genuss ebenfalls von Brot und Käse. Die Anwesenheit ihrer Vertrauten baute sie auf.
Sie erzählten sich die neusten Gerüchte, die nichts mit Politik oder Auseinandersetzungen zu tun hatten. Das Zusammenleben in Elhàtor hatte immer Neues auf Lager, schuf Paare und trennte sie, mal geschah dies spektakulär, mal leise und beinahe unbemerkt.
Zwischendurch gab ihre Freundin zwei Tropfen des Elixiers in Modôias Tee. Ohne die Dosis der rötlichbraunen Arznei würde sie den Tag kaum ohne Schreien überstehen.
Nach einem guten Splitter der Unendlichkeit erhob sich Leïóva. »Nun entschuldige mich, bitte. Die Flotte müsste inzwischen in den Außenhafen eingelaufen sein.«
»Grüße deine Tochter von mir.« Modôia nickte ihr zu und leerte den Tee unter dem wachsamen Blick ihrer Vertrauten in einem Zug. »Auch ganz herzlich von Ôdaiòn.«
Die schlanke Frau lächelte wissend. »Es würde dir und deinem Sohn gut gefallen, unsere Freundschaft durch ihre Heirat in die nächste Generation zu tragen.«
»Mein Sohn mag sie. Soweit ich weiß, gestand er es ihr bereits.«
»Und soweit ich weiß, ließ sie ihn wissen, dass sie ihn schätzt. Aber als Befehlshaberin der Ersten Flotte steht ihr
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