Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
vielleicht mächtiger, als es die Unauslöschlichen je waren.
    Es gab keinen Kult um Modôia und keine Verehrung wie bei Nagsor und Nagsar Inàste. Sie war die Herrscherin, mehr nicht. Sollte ihre Endlichkeit gekommen sein, verlangten die Bewohner, dass ihr Sohn ihr ins Amt folgte. Ihr kluger Ôdaiòn eignete sich dafür bestens, er sah gut aus und wusste um die Verhältnisse, obwohl er kein Inselgeborener war. Noch tut er sich schwer, aber er lernt.
    Modôia hatte das Hafenbecken erreicht, das von einer gewaltigen Mauer und dem Gatter geschützt wurde.
    Die Reste der Schiffe, die den Rammangriff versucht hatten und von den gebündelten Wasserstrahlen zerschnitten worden waren, hatten Skulpteure auf dem Kai aufgestellt und zu Kunstwerken umgestaltet; die Leichenteile darin dienten kleinen Krebsen als Nahrung. Säuberlich zupften sie das Fleisch von den Knochen.
    Ein Kunstwerk, das sich ständig verändert. Modôia nickte anerkennend und flanierte an den Werken vorbei, bewunderte und staunte wie manch andere Bewohner.
    Ihre Gedanken schweiften zu Leïóva, die sich um den Bau der besonderen Schiffe kümmerte, mit denen man die achtzig Meilen des Tronjor hinauffahren konnte, um vor der Mutterstadt an Land zu gehen.
    Dsôn Dâkiòn würde von ihrem Auftauchen überrascht werden, und noch mehr würden die Kräfte ihrer Cîani den alten Shôtoràs und seine Verteidiger überrumpeln. Zwar lag der Fluss zwei Meilen von der Stolzen entfernt, doch das ließe sich in die Pläne einbeziehen. Magie war schneller als jeder Pfeil und jeder Nachtmahr.
    Ein durchdachtes Vorhaben mit den genauen Abläufen eines Feldzugs gab es allerdings noch nicht.
    Modôia dachte an die beiden Nachrichten, die ihr zugegangen waren, eine von Shôtoràs und eine kurze, von der sie nicht wusste, wer sich als Verfasser dahinter verbarg. Im Gegensatz zu Elhàtor schien man sich andernorts zu wappnen.
    War es ein Fehler, auf solche Invasionspläne zu verzichten? Modôia blieb vor einer Skulptur stehen, ohne sie richtig wahrzunehmen. Wie schnell vermag der Regent seine Truppen stromabwärts zu jagen?
    Sie legte eine Hand gegen das verwitternde Holz, das mit Drähten aus Gold, Silber, Tionium gehalten wurde. Die Wärme, die von seiner porösen, rauen Oberfläche abstrahlte, spürte sie deutlich.
    Ein neuer Gedanke befiel sie: Hatte Shôtoràs sich bereits Verbündete gesucht? Stellten einige Küstenstädte unter Umständen ihre Kähne zur Verfügung, sodass Dâkiòn nicht mal den Fluss hinabfahren, sondern nur bis zu den Gestaden laufen musste?
    Doch das Moor, das zwischen der Stadt und der Küste lag, galt als unüberwindlich. Ein Streifen von achtzig Meilen, bevölkert von Scheusalen, Krankheiten und Stechmücken, die in Schwärmen über Wanderer herfielen und sie zu Tode brachten. Auch ein Marsch am Ufer des Stromes war zu gefährlich, es gab etliche Stellen mit Sumpf und Treibsand.
    Modôia seufzte einmal mehr. Dabei wollte ich mir nur die Beine vertreten und den Schmerzen entkommen. Stattdessen grübele ich, was ich unternehmen soll.
    Ginge es nach Leïóva, lägen in der Grotte bereits zahlreiche der schmalen, lang gezogenen Boote, die durch die dünnste Stelle des Stromes passten.
    Mit ihren rautenförmigen Segeln konnten sie den Fluss hinaufgleiten. Dass es rings um Dâkiòn keine Wälder gab, würde eine Eroberung nicht verhindern: Die Schiffe würden sogleich nach dem Anlegen gemäß einem strengen Bauplan zerlegt, um daraus Leitern und Katapulte zu errichten. Die Haltebolzen waren vorgefertigt, die Teile genau markiert. Die Gelehrten hatten an alles gedacht.
    Und doch will ich es nicht. Es gab zu viele Kriege. Modôia freute sich auf den Markt, mit seinen Gewürzen, den Fässern voller Waren, Stoffen und den Neuigkeiten, welche die Seeleute berichteten. Noch eine Gasse und ich … Da bemerkte sie den Schatten, der neben ihren eigenen fiel.
    Wie aus dem Nichts stand die schwarzhaarige Leïóva neben ihr und sah sie ernst an. »Du musst mich begleiten.« Sie trug den weißen Rock und den passenden Brustwickel. Die Hitze schien ihr nichts auszumachen, nirgends rann ein Tropfen Schweiß über die braune Haut.
    »Versäumte ich eine Besprechung?« Verwundert blickte sie sich um. »Ich war bei Khônatá und …«
    »Wir machten eine Gefangene«, unterbrach sie die schlanke Frau. »Im Hinterland der Mündung, bei der Engstelle, die unsere Späher sichern.«
    »Weswegen brachten die Krieger sie nach Elhàtor?« Modôia hinkte gedanklich hinterher. Sie

Weitere Kostenlose Bücher