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Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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dringenden Anlässen zwischen der Erhabenen und der Stolzen hin und her fliegen.«
    Irïanora trank ihren Wein, ihre Hand zitterte leicht. Dieser alte Bastard! Was muss ich mir noch einfallen lassen, um ihm überlegen zu sein?
    Modôia erhob sich derweil und ließ die drei Riemen auf den Boden gleiten, klirrend trafen die Klingen auf den Marmor. Schwarzen, dünnen Schlangen gleich hingen sie aus der Hand der blonden Albin.
    »Ihr bekommt drei Versuche, um uns mitzuteilen, wie die genaue Botschaft Eures Oheims an uns lautet«, fuhr Ôdaiòn fort. »Da Ihr sie ja in Euch tragt, wie Ihr sagtet, braucht Ihr sie nur laut auszusprechen. Für jeden Fehler werdet Ihr zu spüren bekommen, wie kunstvoll meine Mutter« – er griff zur Seite neben den Sessel und nahm ebenfalls eine Peitsche in der Hand – »und ich damit umzugehen vermögen.«
    Zwei davon? Irïanora wurde schlecht, sie kämpfte gegen den Drang, sich zu übergeben. Sollte sie die Worte nicht erraten, wäre es ohne Belang. Je drei Hiebe mit diesen Waffen kamen einem Todesurteil gleich. Schon der erste kann mich zerfetzen.
    Betont langsam hob Ôdaiòn den kleinen Zettel. »Wir lauschen gespannt, liebreizende Irïanora.«

    Tark Draan, 5452.   Teil der Unendlichkeit (6491.   Sonnenzyklus), Sommer
    Carmondai hockte in sich zusammengefallen auf dem Pferd, die Ketten erlaubten ihm kaum Bewegungsfreiheit für die Hände. Es war kein richtiges Reiten, aber immerhin konnte er die Zügel eigenständig führen; leise klirrten die Stahlringe bei jedem Schritt, den das Tier machte.
    Carâhnios hingegen saß aufrecht auf dem weißen Pony, was die schwarze Leder-Tionium-Rüstung besonders betonte. Eine Hand in die Seite gestützt, summte er ein düsteres Lied vor sich hin, das eine traditionelle Zwergenweise zu sein schien. Abgesehen von dem Gepäck führte er Waffen mit sich, als würden sie in einen Krieg gegen tausend Orks ziehen.
    Carmondai sah zu den Schwalben hinauf, die hoch am Himmel ihre atemberaubenden gezackten Flugmanöver vollführten. Das ist Freiheit.
    Es ließ sich nicht verhindern, dass er zunächst über einen Fluchtplan sinnierte. Vorerst würde er jedoch nicht den Versuch unternehmen, sich dem Zhadár zu entziehen. Er hatte mitbekommen, welche Veränderung und welche Ausbildung die äußerst guten Kämpfer der Dritten durch Sisaroth erhalten hatten.
    Ich wäre ihm in meinem Zustand nicht gewachsen. Dazu kamen die magischen Kräfte, die den Zhadár innewohnten. Der Letzte von ihnen, und ich muss ihn begleiten.
    Zudem fehlte ihm eine Idee, wohin er sich wenden sollte, würde er dem Zhadár entkommen. Das gesamte Geborgene Land hasste Albae, die Durchgänge waren von den Zwergen besetzt, es gab kein Entkommen. Und ein endloses Leben im Verborgenen führen?
    Die Zeit und Samusin würden ihm zeigen, wie sich die Dinge entwickelten, und womöglich arbeitete die Unendlichkeit für ihn. Er war nicht dem Kerker der Aklán entgangen, um sich aus falschem Stolz in einen letzten, aussichtslosen und für ihn tödlichen Kampf zu werfen. Nur wer lebt, bekommt Möglichkeiten.
    »Wohin reiten wir?« Carmondai hatte zwar Papier und Tinte, doch auf dem schaukelnden Pferderücken war es unmöglich, eine Zeile zu schreiben oder eine Zeichnung zu beginnen.
    Carâhnios summte weiter.
    »Hast du mich …«
    Der Unterirdische hob die Hand, gab abschließende Töne von sich, hielt den letzten besonders lange und kicherte dann. » Jetzt kannst du mit mir reden. Und wenn du noch einmal in mein Lied redest« – er sah drohend über die Schulter, der kurze, schwarze Bart schabte bürstengleich über die Lederrüstung und die Tioniumverstärkung –, »wirst du was erleben.«
    Carmondai machte eine entschuldigende Geste. »Unser Ziel?«
    »Wo sind wir?«
    »Im Geborgenen Land.«
    »Scharfsinnig, Schwarzauge. Weiter?«
    »Wenn ich mich richtig orientiere, sollten wir in Idoslân sein.«
    »Oha. Dafür, dass du in einem Kerker gesessen hast, bist du noch gut in Übung.« Carâhnios applaudierte viel zu schnell und zu laut.
    »Ich kenne das Geborgene Land sehr gut«, erwiderte der Alb, nicht ganz frei von Wehmut. »Und ich kenne es länger als du.«
    »Ach ja. Ich vergesse ständig, dass du Dsôn Balsur errichtet hast.« Er streichelte das Pony zwischen den Ohren. »Ts, ihr Schwarzaugen. Die Menschenfrauen sind alle neidisch auf euch. Ihr altert, ohne dass man euch ansieht, wie viele Zyklen ihr wirklich im Gesicht tragt.«
    Carmondai wusste, dass man ihm sein Alter sehr wohl ansah.

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