Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass
dich in den Gästetrakt
bringen.«
Eine
Famula in einem dunkelgelben Kleid schritt an ihr vorbei, blieb vor dem
Leuchten stehen und streckte eine Hand nach Morana aus. »Kommt. Es ist ganz
leicht.«
Morana
fühlte sich unwohl. Es kann eine Falle sein! Dennoch
trat sie auf Iula zu und ergriff deren Finger.
Die
Famula zog sie mit sich in das Schimmern. »Keine Sorge. Wir tun unseren Gästen
nichts.«
Auf
einmal verspürte Morana ein Kribbeln am ganzen Leib. Unsichtbare Kräfte
drückten sie empor, weg vom Boden und durch den Schacht nach oben. »Magie«,
entfuhr es ihr verblüfft, obwohl es in einem Zauberreich nicht verwunderlich
sein sollte.
»Ein
magischer Aufzug, eingerichtet durch einen permanenten Zauber, den die
Meisterin wirkte«, erklärte Iula stolz. »Gespeist wird der Spruch unmittelbar
aus dem magischen Feld, sodass keine Gefahr besteht, dass die Wirkung nachlässt
und wir abstürzen.« In den Wänden tauchten Einbuchtungen auf, in die Türen
eingelassen waren, davor befanden sich kleine Stege von gut einem Schritt
Breite. Markierungen am Mauerwerk halfen bei der Orientierung. »Setzt Ihr den
Fuà auf eine der Plattformen, steigt Ihr nicht weiter auf, und mit dem nächsten
Schritt steht Ihr wieder auf festem Boden.« Sie machte es vor, und Morana tat
es ihr nach. »Das ist der Gästetrakt.« Iula öffnete die Tür, an die sich ein
runder Korridor anschloss. »Kommt, ich zeige Euch alles.«
Morana
hatte die neugierigen Blicke bemerkt, mit denen die Famula vor allem ihre Züge
betrachtete. Iula konnte einem Barbarenmann sicherlich mit einem einzigen Wimpernschlag
das Herz brechen, aber im Vergleich zu einer Albin war sie nur leidlich hübsch.
»Vielen Dank.«
Morana
erhielt ein eigenes Zimmer, die Wanne wurde hereingetragen und von Mägden mit
warmem Wasser gefüllt. Andere Bedienstete brachten ein langes Kleid in Schwarz,
das sie nach dem Bad wohl anziehen sollte. Duftöle verbreiteten im Raum einen
angenehmen Geruch.
»Möchtest
du, dass dich jemand wäscht?« Iula machte ganz den Eindruck, als hätte sie
diese Aufgabe gern selbst übernommen, um zu sehen, ob Moranas Gestalt unter
der Rüstung ebenso perfekt war.
»Nein,
danke. Ich möchte ungestört sein.«
Die
Famula klatschte in die Hände, die Mägde zogen sich zurück. »Ich sehe bald
wieder nach dir. Die Meisterin freut sich sicherlich sehr auf das Abendessen
mit dir.« Sie verlieà das Zimmer.
Schon wieder ein Essen zu zweit. Morana musste an den Abend
mit Caphalor denken, der so gründlich misslungen war. Am
Ende findet auch noch die Zauberin Gefallen an mir.
Sie
legte Rüstung, Waffen und Kleider ab, stieg in das warme Nass und wusch sich
den Staub von der Haut und aus den Haaren. Unterschiedlich weiche Schwämme
lagen bereit, ebenso wie mehrere Seifen mit den feinsten Gerüchen. Davon versteht Hianna wirklich etwas.
Ihre
Lider senkten sich, Morana erlaubte sich, die Gedanken treiben zu lassen.
Sie
war gespannt, was der Abend bringen würde
Eigentlich
war sie unterwegs gewesen, um weitere Verbündete zu gewinnen. Zahlreiche
Adlige, Barone und Grafen hatten ihr bereits das Versprechen gegeben, mit den
Albae zu ziehen. Gold und Elbenreichtümer lockten die Barbaren, dazu gesellten
sich Neid und die Aussicht auf fruchtbares Land und Wälder voller Wild, das es
sonst nirgends zu jagen gab. Die Gemüter der Menschen waren schlicht und leicht
zu durchschauen.
Obwohl mich einige schon zum Staunen bringen. Sie erinnerte
sich an den Mann, der sich gegen fünf Räuber behauptet hatte, die unbedingt
seine Frau mit Gewalt nehmen wollten.
Morana
hatte auf ihrem Pferd gesessen, gute fünfzig Schritte von dem Schauspiel
entfernt, und neugierig verfolgt, wie eine kleine Reisegruppe in den Hinterhalt
der Gesetzlosen geriet. Bis auf das Pärchen waren die Insassen der Kutsche
erschlagen worden. Und obwohl der Mann zahlreiche Wunden davongetragen hatte,
drosch er wacker und attackierte die Räuber immer wieder. Die Frau hatte
heulend unter ihm gekauert, während er sie mit seinem Leib und seinem Leben vor
den Klingen und niederträchtigen Absichten der Angreifer schützte.
Das
fand die Albin beeindruckend: Die Barbaren konnten aufopfernd sein. Ohne Aussicht
auf Gold oder Ruhm. Einfach für ihre Liebschaft.
SchlieÃlich
war der Mann gegen die Ãbermacht gefallen, und sie hatten sich über die
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