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Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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wenig wahre Kunst. Was
könnte man aus diesem Tal machen! Ich könnte die Nostàroi bitten, es mir zu
überlassen.
    Aber
der Gedanke, Caphalor um einen Gefallen zu bitten, widerstrebte ihr. Sein
Verhalten bei ihrem letzten Zusammentreffen hatte sie nicht vergessen.
    Man
bemerkte die Reiterin. Manche der Frauen senkten die Lektüre und richteten den
Blick auf sie. Auf dem rechten und damit höchsten Turm schlug ein Mann auf
einen Gong. Der angenehm volle Ton rollte durch das Tal und setzte die Bewohner
in Kenntnis, dass sich Besuch näherte.
    Es
machte Morana nichts aus. Im Gegenteil, das war Teil ihres Plans.
    Sie
trug bereits ihre schwarze Albrüstung und war sich bewusst, dass sie in
Hiannorum wie ein Fremdkörper wirkte. Aber mit ihrer eigenen Anmut übertrumpfte
sie jede Barbarin. Und Anmut wiederum passte sehr wohl an diesen Ort.
    Sie
ritt über die Talsohle in gerader Linie auf die Türme zu.
    Was
Morana überhaupt nicht gefiel, waren die Ornamente und Mosaiken, die in den
Türmen großflächig eingelassen waren. Sie zeigten stets die gleiche
Frauengestalt bei verschiedenen Tätigkeiten: Mal bürstete sie sich das blonde
Haar, mal saß sie vor einem Spiegel, mal gab sie armen Menschen Essen. Als die
Albin noch näher kam, erkannte sie auch die zahlreichen Sprüche, die in der
Schönschrift der Barbaren über den Szenen standen.
    Alles
verstand sie nicht, doch eindeutig priesen sie Hianna die Vollendete in den
höchsten Tönen. Für ihre Schönheit, ihre Klugheit, ihre Mildtätigkeit.
    Welche Bescheidenheit. Morana grinste und ließ das Pferd
von Trab in Schritt verfallen, während sie sich dem vordersten Turm näherte. Würde sie sich auch ihrer Dummheit rühmen?
    Das
Taggestirn warf goldene Strahlen über den Hügelkamm und beleuchtete die drei
Bauten mit warmem Schimmer.
    In
diesem Augenblick trat eine Frau aus der Tür, von der Morana auf den ersten
Blick dachte, es handele sich um eine Elbin: schlank, hochgewachsen, mit feinen
Gesichtszügen und langem blondem Haar, das auf ein hochgeschlossenes rotes
Kleid fiel. Goldgeschmeide um den Hals, an den Fingern und an den Ohren zeigten
ihren Reichtum ebenso wie das Diadem aus Silber, das mit Diamanten besetzt war.
    Â»Willkommen«,
sagte sie mit einer gütigen, liebevollen Stimme. Sie breitete die Arme aus, und
ihr Lächeln hätte das Herz eines mordlüsternen Óarcos erweicht. »Ich bin Hianna
die Vollendete, die Herrin über Hiannorum.« Sie legte die Hände zusammen. »Sei
mein Gast. Und lass dir gesagt sein: Du bist erfreulich anmutig!«
    Fast
hätte Morana eine ihrer Waffen gezogen. Misstrauisch besah sie sich die Ohren
der Maga. Rund, keine Spitzen. Keine Elbin. »Ich
grüße dich. Mein Name ist Morana, und ich habe einen weiten Weg zurückgelegt,
um dich zu sprechen.« Sie hielt das Pferd an, schwang sich aus dem Sattel und
sprang vor Hianna federnd auf den Boden.
    Die
ersten jungen Frauen kamen von einer nahen Wiese geeilt. Sie kicherten, hielten
aber respektvollen Abstand, während sie die Fremde in der düsteren,
kriegerischen Aufmachung betrachteten.
    Â»Oh,
eine Botin?«
    Â»Eher
eine Unterhändlerin.«
    Hianna
lächelte immer noch, hob die ineinander verschränkten Hände und deutete mit
beiden Zeigefingern auf sie. »Meine Neugier ist groß, Morana. Du bist keine
Elbin, auch wenn du die Grazie und Eleganz ihres Volkes hast, nach denen ich
strebe.« Sie sah Morana direkt in die Augen. »Schwarz. Unheimlich, aber auf
eine unbestimmte Weise anziehend.« Sie leckte sich verstohlen über die Lippen.
»Du wirst müde von deinem Ritt sein.« Die Maga machte einen Schritt zur Seite
und bat sie in den Turm. »Ich werde dir ein Zimmer zeigen lassen, du wirst
baden und frische Gewänder erhalten, und danach reden wir beim Essen.«
    Das klang nach einem Befehl, weniger nach einem Angebot. Morana
war es recht. »Sehr freundlich.« Sie wunderte sich, warum sie nicht die
Außentreppen nahmen. Eines der Mädchen kam näher und nahm die Zügel des Pferds.
    Die
Albin betrat den Turm, aufmerksam und bereit, umgehend auf jede Bedrohung zu
reagieren. In Tark Draan war alles möglich. Gesundes Misstrauen würde ihr
langes Leben bewahren.
    Ein
schmaler Schacht führte in der Mitte nach oben, der in mattem blauem Licht
schimmerte.
    Â»Folge
Iula«, hörte sie hinter sich Hianna sagen. »Sie wird

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