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Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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zu
Boden.
    Jiggon
zuckte zurück, konnte aber den Blick nicht abwenden. Was
geht da vor?
    Der
Bogenschütze tauchte unvermittelt neben dem Brunnen auf, hatte einen Pfeil auf
der Sehne und schickte ihn gegen ein Ziel, das der junge Mann nicht sah.
    Sirrend
jagte das Geschoss los und traf. Ein leises metallenes Ächzen erklang, gefolgt
von einem dunklen, wütenden Grollen. Ein Laut, den Jiggon zum ersten Mal in
seinem Leben vernahm und der seine Nackenhaare dazu brachte, sich aufzurichten.
    Als
der Alb gerade wieder schießen wollte, flog ein großer runder Gegenstand durch
die Nacht und zerteilte den Bogen, trennte den linken Arm ab und traf ihn
schräg gegen die Brust. Die Wucht schleuderte ihn mehrere Schritte nach hinten,
sodass er weit hinter dem Brunnen zum Liegen kam. Die Sterne beleuchteten einen
gewaltigen Rundschild, dessen Kante geschliffen funkelte, und der zu einem
Drittel im Oberkörper des Toten steckte. Kein Mann, sollte er noch so groß und
kräftig sein, würde diesen Schutz mit einem Arm führen können.
    Nicht einmal Irhart der Schmied. Jiggon wagte es, sich nach
vorn zu beugen, um nach dem Unbekannten Ausschau zu halten.
    Ein
großer Umriss kam auf den kleinen Platz am Brunnen gelaufen. Drei Schritt hoch,
schwer gerüstet, mit einem Fell um die Panzerung, das ihm ein unwirkliches
Äußeres verlieh. Dazu kam der Helm, der einem Totenschädel nachempfunden war,
auf dem viele Eisenstachel in die Höhe standen; auf der Stirn prangte eine Art
Stahlhorn von einem halben Schritt Länge. Hinter der Gesichtsmaske, die einer
erstarrten Dämonenfratze alle Ehre machte, leuchtete es blauviolett. Im rechten
Panzerhandschuh hielt das Wesen die lange Keule, von der Albblut tropfte, mit
der anderen zog es sich den Pfeil aus der rechten Seite. Gelb leuchtendes Blut
haftete daran, und das Grollen wurde lauter.
    Jiggon
wusste, wen er vor sich hatte: Ein Wandelnder Turm! Aber …
wir sind doch viele Meilen vom Graben entfernt! Waren sie nicht in Wèlèron? Sein Herz raste – nicht vor Furcht, sondern vor Aufregung und Hoffnung. Haben sie die Albae geschlagen oder …?
    Dann
entsann er sich der mahnenden Worte seines Vaters. »Außerdem
werden diese Dirron Ascharnt auch uns töten, sobald sie mit den Albae fertig
sind.«
    Werden sie? Warum gibt sich der eine dann so viel Mühe, leise zu
sein? Er hätte unsere Hütten einfach in Brand stecken und uns alle erschlagen
können.
    Er
beobachtete, wie der Dorón Ashont zu dem Alb neben dem Brunnen schritt und
seinen Schild mit einem Knirschen aus dessen Brust riss. Dann ließ er die Kante
noch mal durch das Schwarzauge fahren und teilte dessen Leib in der Mitte, als
wollte er sichergehen, dass der Feind auch wirklich tot war. Dampfende Gedärme
und warmes Blut ergossen sich in den Dreck. Anschließend stapfte die riesige
Kreatur zu dem erschlagenen Alb, der vor Jiggons Fenster lag, zerrte ihn an
einem Bein hinter sich her bis zur ersten Leiche und zerhackte auch ihn fein
säuberlich genau auf Höhe des Nabels. Als er damit fertig war, richtete sich
der Dorón Ashont auf und gab ein Schnauben von sich, das sich anhörte wie das
eines wütenden Stiers.
    Wenn sie uns umbringen wollten, hätte er doch die Hütte stürmen
können. Sie planen etwas anderes. Jiggon wollte Gewissheit und nahm all
seinen Mut zusammen: Mit einem Satz sprang er aus dem Fenster, lief langsam auf
den Dorón Ashont zu.
    Â»He,
Wandelnder Turm!« Er unterließ es, das Wesen mit dem Begriff der Albae
anzusprechen. »Verstehst du, was ich sage?« Er breitete fröstelnd die Arme aus
und merkte, dass er am ganzen Leib zitterte. »Ich bin kein Alb, hörst du? Wir
sind nicht wie sie!« Er zeigte auf die Leichen und machte abwehrende
Bewegungen, presste die Handgelenke aneinander, um Fesseln zu symbolisieren.
»Wir sind ihre Sklaven. Sklaven! Gefangene! Eingesperrt!«
    Die
drei Schritt große Kreatur richtete die leuchtenden Augen auf ihn und schnaubte
erneut, dieses Mal leiser. Vorsichtig ging sie auf ein Knie nieder und war
immer noch so groß wie Jiggon. Mit einer Hand packte sie in die dampfenden
Innereien eines der toten Albae und zerrte sie aus der Bauchhöhle, hielt sie am
ausgestreckten Arm anbietend hin.
    Jiggon
war sich nicht sicher, wie er das deuten sollte.
    Der
Dorón Ashont stieß ein dröhnendes Grollen aus, das dem jungen Mann durch Mark
und Bein fuhr – und aus

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