Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
erneut schweifen, aber wieder blieb seine
Familie stumm. Das Feuer aus der Kochstelle rauchte mehr als gewöhnlich und
blies Qualm in den einzigen Raum der kleinen Hütte.
    Â»Halt
endlich dein Maul!«, knurrte sein Vater. »Außerdem werden diese Dirron Ascharnt
auch uns töten, sobald sie mit den Albae fertig sind.«
    Â»Seid
nicht zu ungerecht zu ihm«, sprang ihm Großvater Rodolf bei. »Er ist siebzehn
und hat das Feuer der Auflehnung noch in sich.« Er sah zu ihm hinüber. »Ich
verstehe dich. Und sie heißen Dorón Ashont.«
    Jiggon
lächelte ihm dankbar zu. Die Ältesten und die Jüngsten am Tisch verstanden
sich.
    Der
Topf leerte sich, das Mahl war beendet, und die Familie erhob sich einer nach
dem anderen. Eigentlich war er an der Reihe, den Topf mit Sand auszureiben und
am Bach zu reinigen, aber er verschob es auf morgen. Er war zu müde.
    In
der kleinen Hütte schliefen sie mit neunzehn Männern und Frauen, und es gab
kaum genug Platz. Wenn dann noch die Wäsche von den Dachbalken hing, hatte
Jiggon das Gefühl, sich nicht einmal bewegen zu können.
    Jiggon
begab sich in seine Schlafnische, eine kleine Ecke, in der er mehr kauerte als
lag, weil es an Betten in der kargen Unterkunft mangelte. Ihr Herr, Yintaï,
achtete nicht sonderlich auf das Wohlergehen seiner Leibeigenen. Sie mussten die
Arbeit verrichten, die er ihnen auftrug. Mehr interessierte ihn nicht.
    Diese Buckler! Jiggon war in der Sklaverei geboren worden,
aber er hatte gehört, dass jenseits des Grabens die Freiheit wartete. In Ishím
Voróo.
    Ihn
schreckte die Vorstellung nicht, sich in der Wildnis mit Scheusalen
herumschlagen oder gegen andere Männer im Kampf bestehen zu müssen. Weil er es
für sich tun würde. Alles war besser, als jeden Morgen aufzustehen und an eine
Arbeit gehen zu müssen, die dem Reichtum und dem Wohlergehen eines anderen
diente, der dies nicht einmal zu schätzen wusste. Ein Mensch galt Yintaï so
viel wie ein Stuhl oder ein Tier.
    Was gäbe ich darum, beim Kriegszug in Tark Draan dabei zu sein! Jiggon
träumte davon, bei einem der Menschenstämme als einfacher Soldat unterzukommen,
doch Yintaï hatte ihn auf dem Feld vor seiner Familie und seinen Freunden
ausgelacht, als er von diesem Ansinnen hörte. »Du? Du weißt nicht einmal, wie
man mit einem Dolch umgeht! Wie willst du dann mit einem Schwert in der Hand
ein Gefecht überleben? Schwing die Mistgabel und die Sense und mach dich auf
meinen Feldern nützlich! Das ist deine Bestimmung.«
    Ich entscheide, was meine Bestimmung ist. Jiggon legte eine
Hand hinter den Kopf, drehte sich, damit er aus dem Fenster schauen konnte, und
zog den groben Jutestoff zurück, der den Wind davon abhalten sollte,
ungehindert durch die Behausung zu fahren.
    Draußen
wurde es Winter. Die Bäume hatten ihre Blätter verloren, eine erste
Frostschicht legte sich auf die Wiesen und abgeernteten Felder. Das Dorf
Abendschein, in dem Jiggon lebte, umfasste knapp achthundert Seelen, die
wiederum von zwanzig Albae bewacht wurden.
    Er
hauchte, und sein Atem wurde als weißer Dampf sichtbar. Es
stehen wieder frostige Nächte an.
    Jiggon
zog seine abgewetzte Jacke enger, weil er keine Decke und kein Fell in seiner
Schlafnische hatte, und betrachtete die Umgebung.
    Er
sah die Hütte von Irhart, dem Schmied, der aus Eisen die besten Werkzeuge
fertigen konnte, die ihrem Herrn jedoch niemals gut genug waren; die Hütte von
Salisala, der Heilerin, die schon viele Sklavenwunden behandelt hatte, obwohl
es ihr verboten war, und sie dafür regelmäßig ausgepeitscht wurde; die Hütte
von Güldtraut, in der einst vier schöne Mädchen gewohnt hatten, die von Yintaï
abgeholt worden waren. Sie erschienen niemals mehr wieder. Man erzählte sich im
Dorf, dass der Knochenschmuck mit den eingefassten Edelsteinen und
Silberintarsien um den Hals von Yintaïs Gefährtin aus ihnen gemacht worden war
und ebenso das Miniaturschwert und anderes Spielzeug seines kleinen Sohnes.
    So viele Schicksale, die ohne die Schwarzaugen besser verlaufen
wären. Jiggon fühlte sie in sich, diese ohnmächtige Wut. Dazu gesellte
sich die Verlorenheit: Es schien, als wäre er der Einzige im Dorf, der sich
auflehnen wollte.
    Schritte
näherten sich seiner Nische. Der Vater kam, wie Jiggon aus den Augenwinkeln
sah, und ging neben ihm in die Hocke.
    Â»Du
tust uns unrecht«, sagte Hirrtan leise

Weitere Kostenlose Bücher